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Gericht: Kurier gesteht Fahrten mit kiloweise Stoff in Dresden

Ein Sanitäter lieferte für eine Bande aus Berlin Marihuana. Nun hoffte der Familienvater auf eine Bewährungsstrafe.

Von Alexander Schneider
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Ein 28-Jähriger steht wegen Beihilfe zum Drogenhandel in fünf Fällen vor Gericht.
Ein 28-Jähriger steht wegen Beihilfe zum Drogenhandel in fünf Fällen vor Gericht. © Symbolfoto: Norbert Millauer

Dresden. Vor drei Jahren hat die Dresdner Polizei eine Berliner Bande von Drogenschmugglern zerschlagen, und etwa so lange hat ein 28-Jähriger gebibbert, für seine Dienste ins Gefängnis zu müssen. Am Dienstag stand er vor dem Amtsgericht Dresden – wegen Beihilfe zum Drogenhandel in fünf Fällen.

Die Bande hatte sich auf große Mengen Marihuana spezialisiert, die sie in recht großen Tranchen aus Südeuropa importierte. Die berauschenden Pflanzen – insgesamt in einem halben Jahr wohl mehr als eine Tonne – wurden in Tanklastern versteckt geschmuggelt. In der Regel wurde die heiße Ware, bis zu 170 Kilogramm pro Fahrt, auf einem Lagerplatz im brandenburgischen Zeesen schleunigst gelöscht – und anschließend bundesweit vertrieben.

Dabei kam nun der 28-jährige Kraftfahrer eines Lebensmittelvertriebs in Berlin ins Spiel, der Anfang 2019 angeblich von seinem Chef gefragt worden war, ob er sich nicht nebenbei 300 bis 500 Euro dazuverdienen wolle. Die Bedingungen: Er solle auf eigene Rechnung einen Transporter mieten, darin Zeug aus seinem eigenen Keller einen Meter hoch stapeln, sodass die Fracht darin gut versteckt werden könne. Der Angeklagte erklärte, er habe sich denken können, dass die Ware illegal sei. Was genau er durch die Republik kurvte, habe er jedoch nicht gewusst.

Bei Übergaben habe er sein Auto den Empfängern überlassen müssen oder sei am Steuer sitzengeblieben, während diese sich hinten bedienten. Ein Mann sei in einem Maserati zur Übergabe gekommen, das habe seine böse Ahnung bestärkt. Er habe jedoch nicht aussteigen können, denn die Auftraggeber hätten ihn und seine Familie, er ist Vater dreier Kinder, bedroht. Der Angeklagte räumte die Fahrten umfassend ein.

Fahrten nach Hannover, Essen und Dresden

Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass der Angeklagte wie die anderen Kuriere stets rund fünf Kilo ausgeliefert habe – unter anderem nach Essen, Hannover und mehrfach nach Dresden. Dafür spreche, dass ein anderer Kurier der Bande, der auf der Straße verhaftet wurde,

Das Schöffengericht verurteilte den nicht vorbestraften 28-Jährigen, der heute als Rettungssanitäter arbeitet, für eine "kurze, intensive, kriminelle Zeit", wie der Richter sagte, zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde: "Ohne Kuriere wie Sie, funktioniert die organisierte Kriminalität nicht." Für einen Gefängnisaufenthalt gebe es aus heutiger Sicht keinen Anlass mehr. Der Vorsitzende Richter lobte, dass der Angeklagte und sein Verteidiger umfangreich ausgesagt hatten.

Die beiden Haupttäter der Bande wurden Ende 2020 am Landgericht Dresden zu Haftstrafen von je acht Jahren verurteilt.