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Letztes Renaissance-Fresko für Residenzschloss

Im Großen Schlosshof gestalten Restauratoren die Wände auf der Loggia mit besonderen Motiven. Wie weit sie schon gekommen sind.

Von Peter Hilbert
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Der 83-jährige Dresdner Maler Martin Wolf gehört zur Künstlergruppe, die die Fresken am Altan neu inszeniert haben. Er gestaltete bereits die Semperoper und andere Flächen im Schlosshof mit.
Der 83-jährige Dresdner Maler Martin Wolf gehört zur Künstlergruppe, die die Fresken am Altan neu inszeniert haben. Er gestaltete bereits die Semperoper und andere Flächen im Schlosshof mit. © Sven Ellger

Dresden. Der Große Hof des Residenzschlosses wird immer schöner – vor allem die viergeschossige Loggia, die an der Innenseite des Hausmannsturmes steht. Der Rohbau dieses sogenannten Altans konnte bereits 2010 fertiggestellt werden. Andere Bilder im Schlosshof sind schon weitgehend wieder entstanden. Die Fassaden des großen Schlosshofes, die die Geisteswelt der Renaissance widerspiegeln, werden mit der Gestaltung des Altans fertiggestellt.

Seit Jahren gestaltet eine siebenköpfige Gruppe von Restauratoren und Malern die Flächen an der Rückseite des Altans mit Fresken von biblischen Motiven. Bereits zwei der insgesamt drei Fresken sind fertiggestellt, teilt Sprecher Alwin-Rainer Zipfl vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) mit.

Zuerst konnten die Künstler das Fresko im dritten Obergeschoss des Altans im Großen Schlosshof fertigstellen. Restauratorin Ulrike Hahn setzte im Oktober 2020 die letzten Farbtupfer auf das neu entstandene Fresko der Königin von Saba vor dem Thron Salomos
Zuerst konnten die Künstler das Fresko im dritten Obergeschoss des Altans im Großen Schlosshof fertigstellen. Restauratorin Ulrike Hahn setzte im Oktober 2020 die letzten Farbtupfer auf das neu entstandene Fresko der Königin von Saba vor dem Thron Salomos © Sven Ellger

Bei den Fresken handelt es sich um eine Reinszenierung, die die Geisteswelt der Renaissance widerspiegelt. Sachsens Kurfürst Moritz, der Mitte des 16. Jahrhunderts das Residenzschloss umbauen ließ, wollte sich damit als starker Feldherr und überzeugter Lutheraner in Szene setzen. Er hatte veranlasst, den Großen Schlosshof prachtvoll zu gestalten.

Es sind die größten Renaissance-Fresken, die in heutiger Zeit nördlich der Alpen neu inszeniert werden. Das hatte Restaurator Matthias Zahn, der Sprecher der Künstlergruppe, erklärt, als im Oktober 2020 das erste Fresko übergeben werden konnte. Der heute 61-jährige Fachmann arbeitet bereits seit Ende der 1980er-Jahre an der Neugestaltung des Großen Schlosshofs mit. "Die Neuinszenierung hat Geschichte lebendig zu machen", sagte er zum Altan.

Historische Darstellungen dienen als Vorlage

Die Brüder Benedict und Gabriel de Tola aus dem italienischen Brescia sollen das Fresko geschaffen haben. Daran arbeiteten sie zwischen 1548 und 1554 im Dresdner Schloss. Im Kupferstich-Kabinett gibt es noch Entwürfe. In Italien sei jedoch kein Fresko von ihnen bekannt. Zahn und andere Künstler sowie Restauratoren haben sich in Brescia Arbeiten von Künstlern aus dieser Zeit und des Lehrers der Gebrüder Tola angesehen.

Da keine originalgetreue Rekonstruktion der Kunstwerke möglich war, wird die Altan-Rückseite im Stile der Tola-Brüder neu inszeniert. Als Vorlage dienten historische Darstellungen, erläuterte Zahn. Dazu hätten auch einige Entwurfszeichnungen der Tola-Brüder gezählt, die um 1550 entstanden sind.

Der Sprecher der Künstlergruppe, Restaurator Matthias Zahn, vor dem Modell des im Original 19 Meter breiten Altans. Das war vor dem Beginn der Arbeiten entstanden.
Der Sprecher der Künstlergruppe, Restaurator Matthias Zahn, vor dem Modell des im Original 19 Meter breiten Altans. Das war vor dem Beginn der Arbeiten entstanden. © Foto: SZ/Peter Hilbert

"Bekannte haben mir gesagt, ihr müsst größenwahnsinnig sein, so etwas zu machen", sagte der Restautor. Dennoch legten er und seine Kollegen los. So entstand auch ein Modell des 19 Meter breiten Altans im Maßstab 1:10, das Modellbauer aus Holzfaserplatten fertigten. Das steht jetzt in der spätgotischen Halle im Ostflügel.

Entwürfe werden in voller Größe auf Karton gemalt

In der hohen Schlosskapelle werden die Entwürfe für die Fresken in voller Größe auf Karton gemalt. "Die größte Arbeit ist die Entwurfsarbeit", sagte Zahn. Die Herstellung der Fresken gehe dann vergleichsweise schnell. Nach einem genauen Plan wird das Fresko in Tagwerken hergestellt. Unter dem Schutz von Folien und Juteplanen tragen erfahrene Handwerker zuerst den feuchten Putz auf die festgelegte kleine Fläche auf. "Manchmal ist es ein Kopf, manchmal ein halbes Gewand", erläuterte Zahn.

Dann kommen die Restauratoren zum Zuge. Auf das Modell in der Schlosskapelle legen sie Transparentpapier auf, zeichnen die Linien mit einem Bleistift nach und durchlöchern sie dann mit einem kleinen Zahnrad. Mit einem Säckchen mit zerkleinerter Holzkohle werden die Linien dann wie beim Abpausen auf die Rückwand des Altans übertragen. Anhand von Fotos des Entwurfs stellen die Restauratoren letztlich das Fresko mit ihrem Rundpinsel her.

Zuerst konnten die Restauratoren und Künstler das Fresko der Königin von Saba, die vor König Salomo tritt, im Oktober 2020 fertigstellen. Danach kam das Fresko "Die heiligen drei Könige, die den Heiland anbeten" im zweiten Obergeschoss an die Reihe. "Diese Arbeiten in wurden Ende 2021 weitgehend abgeschlossen", erklärt SIB-Sprecher Zipfl.

Zuletzt war das Fresko "Die heiligen drei Könige, die den Heiland anbeten" fertiggestellt worden.
Zuletzt war das Fresko "Die heiligen drei Könige, die den Heiland anbeten" fertiggestellt worden. © René Meinig

Derzeit wird am dritten und letzten Fresko "Saulus, der zum Paulus bekehrt wurde" gearbeitet. "Die Motive und das Bildwerk für das Geschoss sind entwickelt und fachlich freigegeben", erläutert Zipfl. "Zur Zeit wird die Übertragung auf die Fassade vorbereitet, sodass die Arbeiten im Frühjahr im Altan weitergeführt werden können."

Zudem werden noch die Untersichten dieses Geschosses entworfen. Die Decke wird mit illusionistischen Architekturmalereien gestaltet. Damit ist das künstlerische Großprojekt abgeschlossen. "Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Sanierung des Großen Schlosshofes auf rund 13 Millionen Euro", erklärt der SIB-Sprecher.