Dresden. Der kleine rote Oktopus grinst schelmisch und zeigt dabei sechs schiefe Zähne. Seine acht Fangarme sind dicke kleine Stummel, die ihm teilweise ein wenig wild vom Kopf abstehen. Um ihn herum wachsen bunte Korallen und schwimmen winzige Buntstiftfischchen. Gemalt hat diese fröhliche Unterwasserszene der Dresdner Schüler Gabriel Lorenz. Das Besondere daran: Sein Gemälde wird nicht nur vorübergehend den Kühlschrank der stolzen Eltern schmücken, sondern dauerhaft ein Bauwerk in Dresden.
Der Achtjährige hat den Gestaltungswettbewerb der Stadt für einen neuen Brunnen am geplanten Verwaltungszentrum - kürzlich umbenannt in "Stadtforum" - gewonnen. Sein Siegerentwurf "Türkisbrunnen" soll einmal in Mosaiktechnik auf den Bassin-Flächen des zukünftigen Brunnens auf dem Ferdinandplatz zu sehen sein.
Am Sonnabend hat eine Jury im Zentrum für Baukultur Sachsen vier Gestaltungsideen von Dresdner Schülerinnen und Schülern prämiert. Sie setzte sich zusammen aus Architekten, Dresdner Künstlern und Beschäftigten der Stadtverwaltung und hatte 115 Entwürfe von Schülerinnen und Schülern im Alter von sechs bis 18 Jahren für die Gestaltung des Brunnens zu bewerten.
Der Drittklässler Gabriel Lorenz überzeugte dabei, weil "die unbeschwerte Kinderzeichnung des Tintenfisches dem Platz am neuen Stadtforum in Zukunft eine besondere Stimmung verleihen" könne, wie die Stadt schreibt. "Zugleich betrachten die Jury-Mitglieder den freundlichen Blick des Oktopusses als Aufruf der Dresdner Kinder an die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Dresden: 'Vergesst uns Kinder nicht, damit wir fröhlich bleiben!'"
Bürgerbeteiligung richtete sich konkret an junge Dresdner
Geehrt wurden auch drei weitere Schüler: Der elfjährige Fiete Donner, der die sechste Klasse besucht, schlug vor, dass sich viele Dresdner Kinder an der Brunnengestaltung beteiligen könnten. Jedes Kind, das Lust an der Gestaltung habe, solle einen individuell gefertigten Mosaikstein oder mehrere Steine zu einem großen Gesamtmotiv "Dresdner Elbtal" beitragen. Für diese Idee verlieh die Jury ihm den zweiten Platz.
Den dritten Platz teilen sich die Brüder Albert und Richard Coers, acht und elf Jahre, mit der 14-jährigen Julia Naumann und der 15-jährigen Lina Helke. Der Entwurf "Elbequalle, Liebesgras und Flusskrebse" der beiden Brüder "überzeugte die Jury durch die fast impressionistisch miteinander verwobenen, feinen Farbverläufe und die Darstellung von Wasserwesen, die Raum für Interpretationen lassen".
Julia Naumanns und Lina Helkes "Seerosentraum" überzeugte laut Stadt "mit einem farblich fein abgestimmten Entwurf für einen Seerosenteich und einer goldenen, mondartigen Sichel". Das Urteil der Jury: "Durch die fast romantisch anmutende Idee kann in dem verdichteten, hochfrequentierten Stadtzentrum ein Ort der Stille und des Innehaltens entstehen."
Am Ferdinandplatz lässt die Stadt ein neues Verwaltungszentrum bauen. Für die Gestaltung des Platzes hat das Amt für Stadtplanung und Mobilität eine Planung beauftragt. Diese sehe eine Begrünung des Stadtplatzes mit schattenspendenden Bäumen sowie einen großen Brunnen vor. Während der Grundsteinlegung am 9. April 2022 hatte das Amt die Bürger nach ihren Anregungen und Ideen für diese Fläche gefragt, die diese an eine Pinnwand anheften konnten.
Die Dresdnerinnen und Dresdner hätten sich ein internationales Bürgerfest mit allen Nationalitäten, die in der Stadt leben, einen kleinen Wasserlauf für spielende Kinder, viele Stellmöglichkeiten für Fahrräder sowie WLAN gewünscht. "Weiterhin regten sie einen öffentlichen Bücherschrank, Bienenkästen, bequeme Sitzflächen und regelmäßige Bewegungsangebote an."
Der Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler zur Gestaltung des Brunnens sei der nächste Schritt im Rahmen der Bürgerbeteiligung gewesen. "Sie richtete sich bewusst an junge Menschen, die diesen Platz die längste Zeit nutzen werden."
Mehr Informationen zum Wettbewerb gibt es unter www.dresden.de/brunnen-wettbewerb.