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Mehr Dresdner müssen Unterhaltsvorschuss beantragen

Wenn Mütter oder Väter ihre Kinder allein erziehen, ist das oft eine große Herausforderung. Immer mehr beantragen dafür Geld. Doch das allein reicht nicht, wie das Alleinerziehenden-Netzwerk berichtet.

Von Julia Vollmer
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Marion Gränitz, Grit Jandura und Astrid Gängler (v.l.) beraten Familien im Alleinerziehenden-Netzwerk Dresden am Nürnberger Ei.
Marion Gränitz, Grit Jandura und Astrid Gängler (v.l.) beraten Familien im Alleinerziehenden-Netzwerk Dresden am Nürnberger Ei. © René Meinig

Dresden. Den ganz "normalen" Wahnsinn zwischen Beruf und Kind bewältigen, den Haushalt wuppen und auch noch Zeit für sich und Freunde haben: Mit diesen Herausforderungen kämpfen alleinerziehende Mütter und Väter in Dresden ganz besonders. Den Alltag mit dem Partner oder der Partnerin teilen und sich gegenseitig unterstützen, das können viele nicht. Um diese Familien zu unterstützen, gibt es in Dresden unter anderem das Alleinerziehenden-Netzwerk. Kürzlich eröffneten Koordinatorin Grit Jandura und ihr Team neue Räume am Nürnberger Ei.

Wie viele Alleinerziehende gibt es in Dresden?

"Wir gehen von rund 38.000 Familien aus", sagt Grit Jandura vom Alleinerziehenden-Netzwerk. Dazu zählt sie auch Patchwork-Familien, bei denen das Kind tage- oder wochenweise zwischen den Eltern hin- und herwechselt. "Vergessen dürfen wir auch nicht die tausenden ukrainischen Frauen, die größtenteils allein mit ihren Kindern nach Dresden geflüchtet sind", sagt sie.

Wie viele Dresdnerinnen und Dresdner alleinerziehend sind, kann die Stadt nicht sagen, dafür aber, dass die Zahl der Menschen, die Unterhaltsvorschuss bekommen, gestiegen ist. Die Leistung des Jugendamtes bekommen Mütter oder Väter, wenn der andere Elternteil keinen Unterhalt zahlt. Während 2021 genau 6.350 Menschen Unterhaltsvorschuss bekamen, sind es in diesem Jahr 6.612. Davon sind 6.209 Frauen. Aktuell beträgt die maximale Höhe des Unterhaltsvorschusses für Kinder von 0 bis 5 Jahren 187 Euro, für Kinder von 6 bis 11 Jahren 252 Euro und für Kinder von 12 bis 17 Jahren 338 Euro.

Mit welchen Herausforderungen kämpfen Alleinerziehende?

Das Jugendamt erklärt auf Anfrage, dass es "vor allem die hohen finanziellen Belastungen sind, von denen Alleinerziehende berichten." Die Beantragung der staatlichen Leistungen, welche es als finanzielle Entlastung und Unterstützung in dieser Situation gebe, sei für viele eine Hürde. Das Amt beobachtet auch, dass sich die Herausforderungen, mit denen Alleinerziehende zu kämpfen haben, über die letzten Jahre kaum verändert haben.

Unterstützung bräuchten Alleinerziehende häufig bei der Organisation des Alltags, etwa bei Terminen in Ämtern oder bei Ärzten. "Dies mag der Grund sein, weshalb immer wieder die Frage nach einer stundenweisen Betreuung der Kinder gestellt wird, wie Leihomas und Familienpatenschaften", so die Stadt. Häufig werde aber auch von Alleinerziehenden berichtet, dass sie sich im Beruf benachteiligt fühlen. Schwierig sei laut Rathaus zum Teil die Abstimmung mit dem anderen Elternteil. Oft würden die Betroffenen dann fragen, wie sie früh eigene Belastungsfaktoren erkennen und für sich Grenzen setzen können.

Welche Ermäßigungen und Unterstützungen gibt es?

Das Alleinerziehenden-Netzwerk bietet Beratung, aber auch gemeinsame Unternehmungen wie Wandern und Treffen in den Räumen am Nürnberger Ei am Wochenende an. Unterstützt wird es mit Fördermitteln der Stadt. Am Samstag können sich Mütter, Väter und ihre Kinder treffen, die Kinder werden betreut und die Erwachsenen können sich austauschen. "Etwa 40 Familien pro Monat helfen wir mit unserer Arbeit und unseren Angeboten", so Jandura.

Für Alleinerziehende erleichtere die Fach- und Anlaufstelle den Aufwand enorm, indem alle notwendigen Informationen und Hinweise von einer Stelle aus weitergeben werden können, sagt Linken-Stadträtin Pia Barkow. Mit der Finanzierung der neuen Anlaufstelle gehe die Stadt einen wichtigen Schritt und die hohe Nachfrage im ersten halben Jahr zeige, dass der Bedarf da sei, betont auch Grünen-Stadträtin Tina Siebeneicher.

Alleinerziehende können Ermäßigung bei den Gebühren für Kita und Hort beantragen, Ermäßigungen bietet ebenfalls der Dresden-Pass für Einwohnerinnen und Einwohner mit geringem Einkommen.