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Angst in der Finsternis: Nur drei Laternen für eine Straße in Dresden

Im Dresdner Ortsteil Weißig kämpfen Anwohner seit 20 Jahren für eine bessere Beleuchtung vor ihren Häusern. Die Stadt hat den Ball der Finanzierung jetzt an die Ortschaft gespielt.

Von Kay Haufe
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Die Dresdnerin Sylvia Wassermann muss im Dunkeln zu ihrem Haus laufen, weil es nur drei Laternen gibt.
Die Dresdnerin Sylvia Wassermann muss im Dunkeln zu ihrem Haus laufen, weil es nur drei Laternen gibt. © Sven Ellger

Dresden. Es ist ein idyllisches Fleckchen, direkt angrenzend an ein Feld mit Blick in die weite Landschaft des Schönfelder Hochlandes. Viele Anwohner der Straße Am Hermsberg haben sich aus diesem Grund entschieden, hier in Weißig Ende der 1990er-Jahre zu bauen. Was sie damals allerdings nicht wussten: Ihre rund 600 Meter lange Straße wird nur in einem kurzen Teilstück von drei kleinen Laternen beleuchtet. Abends zu Fuß ist es in der Dunkelheit dann ganz schnell vorbei mit der Idylle.

"Es ist beängstigend, weil man wirklich nichts sieht, es sei denn, der Mond scheint sehr hell. Außerdem gibt es keine Gehwege", sagt Anwohnerin Sylvia Wassermann. Seit vielen Jahren bemüht sie sich, dass die Straße endlich weitere Laternen erhält, bisher erfolglos.

Straße erst nach Jahren gebaut

Der Start 1998 im neu gebauten Haus verlief für Wassermann schon nicht so wie erhofft. Der Investor des kleinen Wohngebietes meldete Insolvenz an, ohne die Straße gebaut zu haben. Schon damals hat die heute 70-Jährige alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die vertragliche vereinbarte Straße entsteht, es gab nur einen unbefestigten Holperweg. Sie wurde in der Ortschaftsverwaltung vorstellig und sprach Politiker an. 2002 war es dann so weit: Die Straße wurde gebaut. Allerdings nur mit besagten drei Laternen.

Vor allem in den Wintermonaten, wenn es zeitig dunkel wird, ist der Weg zu Fuß abenteuerlich. Rund 350 Meter müssen die Anwohner ohne Beleuchtung laufen. Im vorderen Bereich macht die Straße einen Bogen, das erschwert zusätzlich die Sicht in den hinteren Teil. Sylvia Wassermann hatte in der Ortschaftsverwaltung angeregt, an einer Scheue, die etwa in der Mitte des unbeleuchteten Teilstückes liegt, eine Interimsbeleuchtung anzubringen. Auch das führte nicht zum Erfolg.

Tatsächlich hatte Sylvia Wassermann vor wenigen Jahren die Information aus dem Straßen- und Tiefbauamt, dass die Straßenbeleuchtung endlich nachgerüstet wird. Doch die Freude währte nicht lange. "Dann wurde mir mitgeteilt, dass das Geld für die Beleuchtung eines Weges an der B6 in Richtung Kaufland benötigt wird."

Der Eigentümer und Betreiber der Straßenbeleuchtungsanlagen in Schönfeld-Weißig ist die Sachsen-Netze GmbH, teilt das STA mit. Die Firma hatte bereits eine Untersuchung beauftragt, wie die fehlenden Lampen am besten gebaut werden könnten. "Die Kostenschätzung der Vorzugslösung mit voraussichtlich fünf Lichtpunkten liegt dem Straßen- und Tiefbauamt vor. Sie umfasst rund 75.500 Euro für Planung und Montage der Straßenbeleuchtung", erklärt eine Stadtsprecherin.

Das nötige Geld stehe für diese zusätzliche Investition derzeit nicht zur Verfügung, weil das STA andere, dringendere Investitionen zu tätigen hätte. Unter anderem zur Energieeinsparung oder für Ersatzbauten bei bröckelnden Betonmasten, älteren Freileitungsanlagen oder dem notwendigen Austausch von Kabeln und Elektroverteilern. "Das Fachamt hat die Ortschaftsverwaltung deshalb gebeten, eine finanzielle Unterstützung aus deren Verfügungsmitteln zu prüfen", heißt es weiter aus der Stadtverwaltung und spielt den Ball an die Ortschaftsräte.

Ortschaftsgeld schnell verwenden

Diese haben einen jährlichen Verfügungsfonds, aus dem sie Bauvorhaben in Schönfeld-Weißig unterstützen können. Einer der Ortschaftsräte wohnt selbst auf der Straße Am Hermsberg. Carsten Preußler von der Fraktion "Wir im Hochland" würde einen solchen Antrag unterstützen. "Es ist klar, dass sich die Anwohner sicher fühlen müssen. Dafür sollten wir unseren Beitrag leisten."

Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Ortschaft der Stadt schon mehrfach Verfügungsmittel genehmigt hat, die Projekte aber noch nicht umgesetzt sind. Das betrifft die Aufweitung der Weißiger Landstraße in Gönnsdorf oder den Fußwegbau an der Forststraße. "Ich erwarte dann auch, dass mithilfe des Ortschaftsgeldes schnell gebaut wird."

Für Sylvia Wassermann wäre das nach 20 Jahren Kampf um die Straßenbeleuchtung ein großer Erfolg.