Dresden
Merken

Arbeit auf Dresdner Tierfriedhof: "Hier geht mir keiner auf den Geist"

Ronny Petz ist seit zwei Jahren Betreiber des Tierfriedhofs in Dresden-Stetzsch. Er genießt die Stille auf der Anlage - macht sich aber Sorgen um sein Geschäft. Zuletzt lief es nicht so gut.

Von Christoph Pengel
 4 Min.
Teilen
Folgen
Ronny Petz pflegt den Dresdner Tierfriedhof. Dort liegen vor allem Hunde, Katzen und Kaninchen. Angeblich soll auch ein Pferd auf dem Gelände begraben sein.
Ronny Petz pflegt den Dresdner Tierfriedhof. Dort liegen vor allem Hunde, Katzen und Kaninchen. Angeblich soll auch ein Pferd auf dem Gelände begraben sein. © Sven Ellger

Dresden. Ronny Petz schaut über den Friedhof und fragt sich mal wieder, worauf er sich da eingelassen hat. Kerzen und Figuren schmücken die Gräber. Herbstlaub bedeckt den Boden. Auf Steinen sind Bilder und Namen verewigt. Addi, Cassy, Flora, Bruno und Berry - so heißen die Katzen, Hunde und Kaninchen, die hier liegen: auf dem Tierfriedhof im Stadtteil Stetzsch.

"Das sind wunderschöne Gräber", sagt Petz, der seit zwei Jahren Betreiber des Friedhofs ist. Er bezeichnet sich selbst als tierlieb, ist gern draußen in der Natur. Er genießt die Stille, die nur hin und wieder von einer vorbeifahrenden Bahn unterbrochen wird. "Hier geht mir keiner auf den Geist", sagt er. "Mehr Ruhe als hier geht nicht." Dennoch macht Petz die Arbeit auf dem Gelände zu schaffen. Es lief zuletzt nicht so gut.

Dabei ist die Anlage einmalig in Dresden. Auf etwa einem Hektar ist viel Platz für die letzte Ruhe von Haustieren. Ein verwunschenes Wäldchen. "Ich habe noch gar nicht herausbekommen, wie viele Gräber es sind", sagt Petz. Weit über 200, schätzt er. Rund um die Anlage ist viel Grün und freies Feld, nebenan ein Tierheim.

Trotz der Idylle hält sich die Nachfrage in Grenzen. Im November und Oktober wurde auf der Anlage kein einziges Tier beerdigt. Zwei oder drei Bestattungen pro Monat wären laut Petz aber nötig, damit sich der Betrieb auf Dauer trägt. Die Ursachen sieht Petz zum Teil in der Vergangenheit. 2014 war in der Sächsischen Zeitung ein Artikel erschienen, in dem sich Kunden über den ehemaligen Betreiber beschwert hatten. Inwieweit die Vorwürfe damals zutrafen, kann Petz nicht beurteilen, das sei zu lange her, sagt er.

Unter der Hecke kommt Müll zum Vorschein

Sicher ist, dass auf dem Gelände noch viel Arbeit auf ihn wartet. Als Petz den Friedhof 2020 übernommen hat, sei die Anlage in einem "desolaten Zustand" gewesen, sagt er. Sträucher, Büsche und Bäume mussten beschnitten werden. An einer Brombeer-Hecke hat sich über Jahre Müll angesammelt. In dem Haufen liegen Blumentöpfe, alte Büchsen und Gartenstühle aus Plastik. Viel davon sei erst zum Vorschein gekommen, als Petz das Gestrüpp entfernte. Einen großen Container mit Müll habe er nun schon weggekarrt. Um den Rest wolle er sich demnächst kümmern.

Petz macht das alles nicht hauptberuflich. Er war lange als Hausmeister selbstständig, heute ist er Angestellter bei einer Firma für Gebäudemanagement. Außerdem ist er Jäger. In Dresden ist er für ein Gebiet zuständig, das von Gittersee bis fast nach Pillnitz reicht. Den Tierfriedhof hat er auch deshalb übernommen, weil er im Alter Geld hinzuverdienen will. Derzeit versucht Petz, bekannter zu werden. Mit Flyern, Aufklebern und Visitenkarten in Haustierpraxen.

Wer sein Haustier auf dem Friedhof begraben möchte, kann sich einen Platz aussuchen. Maximal 1 Meter mal 1,50 Meter groß. Für Kaninchen, die kleinsten Tiere, zahlt man innerhalb von drei Jahren 100 Euro. Katzen kosten 300 Euro. Für einen kleinen Hund werden in vier Jahren 400 Euro fällig, für einen großen 450 Euro. Größere Tiere sind nicht erlaubt. Wobei Petz erzählt wurde, dass auf dem Gelände ein Pferd begraben sein soll. Die Senke, unter der das Tier angeblich liegt, ist noch deutlich zu sehen.

Für Petz ist der Friedhof aber nicht nur reines Geschäft. Er sieht die Geschichten und Schicksale, die zu den Gräbern gehören. Und tröstet seine Kunden, wenn es sein muss. "Es gibt viele, die haben sonst keinen mehr, keine Freunde, keine Verwandte, keine Kinder. Manche kommen einmal im Monat, andere einmal pro Woche. Ein Pärchen kommt sogar mit Kaffee und Kuchen und bleibt stundenlang."

Petz erinnert sich noch gut an sein erstes Begräbnis: Ein Mann kam mit seinem toten Terrier. Sie begruben den 60 Kilo schweren Hund. Danach stand der Mann am Grab und weinte. "Der tat mir so leid", erzählt Petz. Rund 500 Euro, inklusive Nebenkosten, hätte der Mann bezahlen müssen. "Das Geld habe ich bis heute nicht", sagt Petz.