Dresden. So schnell ist ein Gerücht in der Welt. Einmal über die Hochzeitsmesse geschlendert, und schon pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Frau Maier und Herr Krause heiraten!
In diesem Jahr kann das nicht passieren. Messebesuche werden intimer. Denn Corona verbietet das Schlendern und Drängen durch die Gassen zwischen Messeständen. In herkömmlicher Form ist die Dresdner "Jawort" abgesagt worden. Schon im Januar hätte sie stattfinden sollen.
Weil sich die ganz großen Gefühle aber nicht nach Infektionszahlen richten, hat sich der Veranstalter Messe Dresden entschlossen, ein Pilotprojekt zu starten. Am 10. und 11. April werden sich Verliebte und Verlobte mit Dienstleistern rund um den sogenannten schönsten Tag im Leben im Netz treffen.
Seit Jahr und Tag gehört die Dresdner Designerin Tatjana Löwen zu den Ausstellern der Hochzeitsmesse Jawort. Auch für sie war die Vorbereitung des Messewochenendes immer verbunden mit viel Arbeit und großer Aufregung. Das dürfte sich zur ersten Online-Messe nicht ändern, es wird nur anders.
Gerade ist Tatjana Löwen von einem Drehtermin zurück. Immer waren Modenschauen Bestandteil der Messe. Das soll auch so bleiben. Weil das Publikum jedoch nicht am Laufsteg stehen kann, werden die Präsentationen nun als Video aufgenommen.

Für die Modemacherin, die in den Kunsthofpassagen der Dresdner Neustadt ihr Atelier "Silhouette" für Braut-und Festmoden betreibt, hieß das: neue Hochzeitkleider kreieren, tage- und nächtelang schneiden, stecken, nähen und schließlich das Drehteam und die zuständige Modelagentur in der Messe Dresden treffen.
Vor Ort mutete alles an, wie bei einer analogen Modenschau: Laufsteg, Scheinwerfer, toll gestylte Models in rauschenden Roben. Nur der Applaus fehlte, und Kameras ersetzten die neugierigen Augen der Zuschauer.
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Dass Filme wie diese letztlich in der virtuellen Messehalle an Ort und Stelle zu finden sein werden, dafür sorgen die Projektleiterin Jana Meiwald von der Messe Dresden und ihr Team. "Guten Kontakten zu einem langjährigen Messeaussteller haben wir es zu verdanken, dass wir nun diese Plattform nutzen können", sagt sie.
Rund 40 Unternehmen werden auf der ersten Online-Hochzeitsmesse ausstellen. Dafür mieten sie 3-D-Ausstellungsstände an und füllen sie mit ihren individuellen digitalen Inhalten. Das können Videos, Fotos, Grafiken, Verlinkungen zu Websites und sozialen Netzwerken, aber auch Livechats oder Podiumsgespräche zum Zuschauen, ähnlich wie beim herkömmlichen Bühnenprogramm sein.
"Für uns alle ist das völliges Neuland", so die Messeplanerin. "Aber keiner weiß, wann wir wieder eine stationäre Messe veranstalten dürfen. Da wollen wir die Zeit sinnvoll gestalten und diesen Weg versuchen."
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Tatjana Löwen sieht das ganz genau so. Den Lockdown, der auch ihr das Arbeiten beinahe unmöglich macht, weil niemand große Feste feiert und sich dafür maßgeschneiderte Mode gönnt, hat die Designerin genutzt. Jetzt ist sie fit in den sozialen Medien und hat eine neue Homepage. Ihren virtueller Messeauftritt versteht sie als nächste Herausforderung.
Auch ihre Mode spiegelt die vagen Zeiten wieder, in denen die Menschen seit gut einem Jahr leben: "Ich habe mehrteilige Hochzeitsmode entworfen. Sie besteht aus Rock, Top und Bluse. Oder auch aus Overall und abnehmbarer Schleppe." Auf diese Weise lassen sich die Teile für verschiedene Anlässe kombinieren. Auch die Liebe will auf jede Möglichkeit vorbereitet sein.
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