Weniger Schulabbrecher in Dresden

Dresden. Leicht hatte es im vergangenen Pandemiejahr wohl kein Schüler. Wochenlang zu Hause alleine lernen, keine Freunde und auch keine Lehrer treffen. Doch es gibt Jugendliche, die so große Probleme in der Schule oder zu Hause haben, dass eine Krise keine vorübergehende bleibt, sondern sie die Schule abbrechen und ganz ohne Abschluss verlassen. Das bedeutet, dass sie auch keinen Hauptschulabschluss haben. Trotz Pandemie ist ihre Zahl im vergangen Jahr jedoch nicht gestiegen - im Gegenteil.
Wie viele Kinder haben keinen Schulabschluss?
Im vergangenen Jahr haben 233 Jugendliche in Dresden die Schule ohne Abschluss abgebrochen, teilt das Statistische Landesamt in Kamenz auf SZ-Anfrage mit. Das sind weniger als in den Vorjahren: 2019 waren es 302 und 2018 genau 312 Kinder.
In der Praxis verfüge die überwiegende Mehrheit zum Start der Berufsausbildung über einen schulischen Abschluss, sagt Lars Fiehler, Sprecher der Dresdner Industrie- und Handelskammer. Rund 52 Prozent hätten einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss. Die zweitstärkste Gruppe bilden die Berufsanfänger mit Hauptschulabschluss (23 Prozent). Der Anteil der Anfänger ohne schulischen Abschluss liege nur zwischen zwei und drei Prozent, so Fiehler.
Warum brechen die Jugendlichen die Schule ab?
Ein Schulabbruch hat laut Forschung meist vielschichtige, miteinander verflochtene Ursachen, so das Bundesbildungsministerium. Meist würden länger andauernde Probleme beim Erfolg in der Schule und auch bei der Motivation der Schüler eine Rolle spielen. Ebenso sind psychosoziale Probleme wie Konflikte in der Familie, Süchte und fehlende oder zu späte Unterstützung durch Eltern und Schule Gründe.
Ist eine Ausbildung ohne Abschluss möglich?
Ohne Abschluss ist es für die Dresdner Jugendlichen schwer, eine Ausbildung zu finden. "Im Regelfall ist für unsere Ausbildungsberufe mindestens ein guter Realschulabschluss, beim Anlagenmechaniker zum Teil auch ein Hauptschulabschluss notwendig", so SachsenEnergie-Sprecherin Nora Weinhold. Das Zeugnis der 9. Klasse werde in den Auswahlprozess mit einbezogen. Ausnahmen seien aber in Einzelfällen möglich.
Alle Auszubildenden der Stadtverwaltung Dresden haben einen Schulabschluss. Dies ist eine Einstellungsvoraussetzung für alle angebotenen Berufsbilder der Stadtverwaltung.
"Bei besonderer Eignung ist eine Ausbildung im Handwerk trotzdem ohne Schulabschluss möglich", sagt Johanna Schade, Sprecherin der Dresdner Handwerkskammer. Im Kammerbezirk Dresden starteten im vergangen Jahr 84 Auszubildende ihre Lehre ohne Hauptschulabschluss. Zum Vergleich: Insgesamt entschieden sich im Vorjahr 2.111 Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk. Der Anteil der Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss im ersten Lehrjahr beträgt in Ostsachsen damit rund 3,98 Prozent.
Es ist aber nicht so, dass Jugendliche ohne Abschluss gar keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. "Bekanntlich zeigen sich die Reinigungsbranche, das Handwerk, Versandhandel und Lagerlogistik, die Gastronomie, die Bauwirtschaft, die Landwirtschaft, die Sicherheitsbranche, der Gartenbau und die Pflege besonders offen für solche Bewerber", so Fiehler von der Industrie- und Handelskammer.
Für die Betriebe gehe es bei der Entscheidung für oder gegen einen Bewerber ohne Schulabschluss aber letztlich nicht nur darum, ob diese den betrieblichen Herausforderungen gewachsen sein werden, sondern ob sie auch die zweite Säule der dualen Ausbildung, die Berufsschule, meistern werden, um letztlich den Berufsabschluss in der Tasche zu haben. Und das sei ohne ausreichende schulische Vorkenntnisse einfach sehr schwer.
"Es sollte also für alle jungen Leute ohne Abschluss immer auch eine Überlegung wert sein, ob sie nicht ihre Chancen für einen Ausbildungsplatz verbessern wollen, indem sie versuchen, zumindest den Hauptschulabschluss als ersten Schulabschluss über den sogenannten zweiten Bildungsweg nachzuholen", betont Fiehler.
Welche Hilfen gibt es für die Jugendlichen?
"In vielen Fällen entscheiden sich die Jugendlichen nach entsprechender Beratung für ein Berufsvorbereitungsjahr, um den Hauptschulabschluss nachzuholen und sich berufspraktisch zu erproben", sagt Johanna Schade, Sprecherin der Dresdner Handwerkskammer. Danach würden die Ausbildungsberater der Handwerkskammer bei der Berufswahl und Lehrstellensuche.