Dresden
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Die Königin der Dresdner Altstadt als Sanierungsfall

Die Dresdner Frauenkirche ist ein prächtiger Bau. Das war sie auch vor der Zerstörung. Und doch mussten die Handwerker schon immer Hand anlegen, um den Glanz zu erhalten.

Von Ralf Hübner
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Königin der Altstadt und immer wieder hilfsbedürftig: die Frauenkirche auf dem Neumarkt auf einer Postkarte um 1930.
Königin der Altstadt und immer wieder hilfsbedürftig: die Frauenkirche auf dem Neumarkt auf einer Postkarte um 1930. © Agentur

Die Glocke der wiederaufgebauten Frauenkirche krönt seit 2005 wieder wie vor dem Krieg die Altstadt. Doch vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Februar 1945 war der Bau immer wieder ein Sanierungsfall. Nach der letzten Überholung vor Kriegsende wurde die Kirche am 29. November 1942 wieder geweiht. Der Kirchenbau schien für Generationen gesichert. Doch nur zwei Jahre und zweieinhalb Monate später versank sie in Schutt und Asche.

1864, 1904, 1924, 1938 – immer wieder mussten die Bauleute anrücken. Die ersten Sanierungen waren schon notwendig, noch ehe die Kirche 1743 fertiggestellt war. Wegen der hohen Materialkosten hatte sich Baumeister George Bähr entschlossen, auf die ursprünglich geplante, mit Kupfer eingedeckten Holzkonstruktion zugunsten einer Kuppel aus Sandstein zu verzichten. Die Pfeiler im Inneren mussten wohl erheblich mehr Kuppellast tragen, als er angenommen hatte und waren damit überfordert. Zudem war zu weicher Sandstein und schlechtes Fugenmaterial verwendet worden. Die Folge waren immer neue Reparaturen.

Schon 1734 waren vor allem am südöstlichen Pfeiler Risse entdeckt worden, die ausgebessert wurden. Die Kapitellgesimse wurden mit eisernen Klammern stabilisiert und ein Fenster hinter dem Altar geschlossen. Beim Bau der Kuppel 1736 wurden vier Ringanker aus einfachem Schmiedeeisen eingezogen, um deren Stabilität zu erhöhen.

Frauenkirche unter Kanonenbeschuss

Schon seit 1734 wurde der Innenraum als Kirche genutzt. Zehn Jahre später zeigten die Weiberstühle im Hauptschiff Verfallserscheinungen. Der Zimmerer F. Winkler wurde mit der Beseitigung der Schäden beauftragt.

Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Altstadt 1760 von den Preußen mit Kanonen beschossen. Auf die Frauenkirche selbst wurde auf ausdrücklichen Befehl Friedrich des Großen drei Tage lang mit schwerem Geschütz gefeuert. Die Preußen vermuteten auf deren Plattform einen Beobachtungsposten. Doch die runde Kuppel lenkte die meisten Geschosse ab.Dennoch hinterließ der Beschuss Spuren. Die Risse in den Pfeilern und Bögen hatten sich vergrößert. Fensterscheiben waren wegen der Druckwellen explodierender Geschosse zersplittert. Deshalb wurden 1765, der Krieg war 1763 zu Ende gegangen, die Pfeilerschäfte durch Klammern und Bandagen gesichert, um eine weitere Senkung der Kuppel zu verhindern.

Im Mai 1820 entdeckte schließlich der Elbbrücken- und Kirchenaufseher Johann Daniel Hizermann im oberen Teil der Kirche mehrere starke Einbrüche von Regenwasser. Das Mauerwerk war durchfeuchtet, die Standfestigkeit der Kirche gefährdet. Noch im gleichen Jahr wurde mit Instandsetzungsarbeiten begonnen. Kuppel, Kuppelanlauf und der gesamte Bereich des Hauptgesimses wurde von Gras und Unkraut befreit. Das Mauerwerk wurde neu verfugt und lose Steine gesichert. Bleche zum Wasserablauf wurden angebracht.1864 startete dann die erste umfassende Instandsetzung. Vor allem die vier Ecktürme waren stark geschädigt. Die gesamte Hülle der Kirche, die Wände einschließlich Hauptgesims, Kuppelanlauf, Kuppel und die Laterne wurden überarbeitet und dabei 92 Tonnen Zement verbaut. 1871 folgte eine Luftheizungsanlage.

Doch schon 1887 mussten Kuppel, Chordach und die Türme erneut saniert und vom Schwamm befreit werden. Ab 1902 wurde das Innere der Kirche gründlich renoviert. Fenster wurden neu verglast, die Vergoldung am Altar ausgebessert, Leuchter, Kandelaber auf Altarplatz und an der Kanzel neu vergoldet. Sitzbänke im Kirchenschiff wurden gereinigt, gekittet sowie mit Firnis und Lack überzogen. Ein Vorschlag von 1902, in die Kirche eine Toilettenanlage einzubauen, wurde allerdings aus Kostengründen abgelehnt.

Doch immer wieder öffneten sich Risse im Kuppelgewölbe, durch die das Wasser eindrang. So wurde schon 1924 eine erneute Instandsetzung notwendig, die von Stadtbaurat Paul Wolf und Baumeister Karl Pinkert geleitet wurden. Diese Sanierung sollte alle bekannten Mängel der Kirche beseitigen. Wieder rückten die Bauleute den Pfeilern und den Pfeilerköpfen zu Leibe, um die Standfestigkeit des Baus zu verbessern. Steine wurden ausgetauscht. An den Emporen war das Bauholz morsch geworden und wurde durch Stahlträger getauscht. Die Baumaßnahmen an der Außenhaut erstreckten sich vom Erdgeschoss bis zur Laterne. Auch Fassadensteine wurden ausgewechselt. Ab 1930 wurden die Pfeiler, die zu bersten drohten, mit weiteren Stahlbändern stabilisiert.

Trotz der umfangreichen Arbeiten stellte man schon 1937 nach starken Regenfällen erneut starke Risse im Mauerwerk fest, so dass die Kirche sogar baupolizeilich gesperrt wurde. Diese bisher letzte Sanierung sollte die Standfestigkeit dauerhaft verbessern.Die Hauptkuppel wurde abermals mit Ringankern aus Stahl stabilisieret, die ein Auseinandertreiben endgültig verhindern sollten. Auch am Erscheinungsbild der Kirche wurde gearbeitet. Die Marmorierung im Altarraum erhielt besonderen Glanz, Pfeiler und die Brüstungen der Emporen Vergoldungen, die Silbermannorgel wurde erweitert, ein neues Gestühl und eine neue Heizungsanlage eingebaut. Die Kosten beliefen sich 1,35 Millionen Reichsmark.