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Dieser Mann will 1.000 Nistkästen für Dresden bauen

Die Idee des Dresdner Erziehers Jan-Eric Dreßler, Nistkästen für Vögel zu bauen, hat sofort Unterstützer gefunden. Inzwischen gibt es einen Verein, in dem nicht nur mit Holz gearbeitet wird.

Von Kay Haufe
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Die ersten Nistkästen, die Jan-Eric Dreßler gebaut hat, hängen auf dem Stephanus-Friedhof. Bald sollen weitere Standorte folgen.
Die ersten Nistkästen, die Jan-Eric Dreßler gebaut hat, hängen auf dem Stephanus-Friedhof. Bald sollen weitere Standorte folgen. © Marion Doering

Dresden. Wenn es gut läuft, schafft Jan-Eric Dreßler einen Nistkasten in einer halben Stunde. Das sibirische Lärchenholz muss zugesägt und gebohrt werden, bevor alles zusammengeschraubt wird. Die Rückwand noch kürzen, schleifen, fertig. "Letztes Wochenende habe ich Massenfertigung betrieben und zwei Stunden lang Holz zugesägt für zwölf Nistkästen", sagt der 37-Jährige lachend. Etwas zu bauen, womit jeder etwas anfangen kann und was in der Natur hilfreich ist, macht ihm Spaß. So viel, dass er vor zwei Jahren sogar einen Verein gegründet hat. Sein Ziel und das seiner Mitstreiter: 1.000 Nistkästen in Dresden aufzuhängen. In fünf Jahren soll es geschafft sein.

Bislang sind es rund 50, die schon hängen. Alle selbst gebaut und angebracht. Der Großteil davon dient auf dem Stephanus-Friedhof in Kleinzschachwitz als Brutstätte für Meisen, Zaunkönige oder Spatzen. "Tatsächlich sind wir im vergangenen Jahr etwas in Zeitverzug geraten und haben einige Kästen erst nach Beginn der Brutzeit im Frühling angebracht. Deshalb waren auch nur rund 40 Prozent bewohnt", sagt der gelernte Erzieher, der gerade sein Fernstudium als Natur- und Umweltpädagoge abgeschlossen hat. "Aber es gab auch die zweite Brut, bei der schon weitere belegt waren."

Gebaut wird in einer großen Garage

Wie kann man als zweifacher Vater mit Vollzeitjob, vor kurzem dazu noch Student, so viel Zeit für die Vereinsarbeit aufzubringen? Wieder lacht Dreßler. "Das klappt nicht immer. Aber meine Söhne machen schon manchmal mit beim Nistkastenbau. Ohne meine Frau, die mein Hobby unterstützt, wäre es aber nicht möglich."

Motiviert hat ihn, dass er nach der Vereinsgründung relativ schnell Mitstreiter gefunden hat, sagt er. Zwar sind nur drei regelmäßig mit ihm aktiv, aber es gibt auch über zehn Paten, die den Verein finanziell unterstützen. Denn nicht nur das Material für die Nistkästen muss bezahlt werden, auch die Miete für die große Garage, in der gearbeitet wird. "Ich habe gemerkt, dass ich mit den Kästen wirklich eine Nische gefunden habe, die viele anspricht. Deshalb wollte ich auch nicht in Umweltvereine wie den Naturschutzbund Deutschland gehen, weil mir die Strukturen dort zu groß waren."

Praktisch etwas herzustellen und später beobachten zu können, wie es angenommen wird, das kommt vor allem auch bei Kindern an. Dreßler erlebt das täglich bei seiner Arbeit im Kindergarten. In drei der Einrichtungen, in denen er tätig war, hängen schon Nistkästen des Vereins. Jetzt möchte "Nistkästen für Dresden e. V." gezielt Kitas im ganzen Stadtgebiet anschreiben, um ihnen das Projekt "Spatzennest" anzubieten. "Es beinhaltet die Bausätze für zwei Nistkästen, die die Kinder dann gemeinsam montieren und auch bemalen können, wenn sie das möchten", erklärt Jan-Eric Dreßler.

Im Begleitheft finden die Kinder nicht nur Informationen über heimische Vögel, sondern auch dazu, mit welchen Materialien und in welcher Höhe und Himmelsrichtung Nistkästen angebracht werden sollten. "Ich weiß, dass Interesse vonseiten der Kitas für so ein Angebot da ist und freue mich schon auf die Kooperationen."

Damit käme der Verein auch seinem Ziel näher, Nistkästen möglichst in vielen Teilen der Stadt anbringen zu können. Denn es ist gar nicht einfach, geeignete Bereiche dafür zu finden, weiß Dreßler. Er hat bei der Stadt sowie bei Schlösserland per E-Mail angefragt, ohne Erfolg. "Aber vielleicht hatte ich auch nicht die richtigen Ansprechpartner ausgewählt." Geht es nach ihm, würden künftig deutlich mehr Kästen im Großen Garten hängen. "Dort sind viele Bäume eingegangen, die Nistplätze für Vögel waren."

Eine gute Zusammenarbeit gibt es bereits mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Dresden-Ost, die sofort zugesagt hat, als er anfragte, ob auf den Friedhöfen Kästen aufgehängt werden dürfen. Die schon angebrachten werden jeweils im Herbst von den Vereinsmitgliedern gesäubert und im Frühjahr noch einmal auf Schäden kontrolliert.

In der Dämmerung im großen Garten unterwegs

Eine absolute Überraschung haben Dreßler und zwei seiner Vereinsmitglieder vor einer Woche erlebt. Aus über 30 Bewerbern wurde der "Nistkästen für Dresden e. V." auf Platz zwei beim "Verein des Jahres" in der Kategorie Umwelt gewählt. Mit diesem Titel, den die Ostsächsische Sparkasse gemeinsam mit der Sächsischen Zeitung jährlich vergibt, waren auch 2.000 Euro Preisgeld verbunden. Gibt es dafür nun Holznachschub?

"Nein, nicht ausschließlich. Wir müssen die Fixkosten für die Garagenmiete decken und haben auch Ausgaben für die Broschüren", sagt Dreßler. Und es wird wohl auch etwas für das zweite Standbein des Vereins verwendet, für die Natur- und Umweltbildung. Dreßler will verschiedene Angebote machen, zum Beispiel einen Spaziergang während und nach der Dämmerung im Großen Garten, damit Kinder nachtaktive Tiere kennenlernen. Sie können mit ihm auch im Zschoner Grund auf Schatzsuche gehen, und dort die Pflanzen- und Tierwelt entdecken.

Perspektivisch will der 37-Jährige sein Hobby zum Beruf machen. "Kinder sollen mithilfe unserer Angebote sehen, dass sie etwas für die Natur erreichen können, wenn sie selbst aktiv werden."

Wer Interesse hat, beim Verein "Nistkästen für Dresden e. V." mitzuarbeiten oder sich über seine Projekte informieren will, findet die Informationen unter www.nistkasten-dresden.de