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Nach über 30 Jahren: Die Sanierung der Dresdner Neustadt ist abgeschlossen

Vor der Wende sollten in der Äußeren Neustadt viele Gebäude abgerissen werden. Stattdessen flossen über 100 Millionen Euro in die Sanierung. Eine Bilanz.

Von Moritz Schloms
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Das Nordbad in der Dresdner Neustadt gehörte zu den großen Sanierungsprojekten nach der Wende.
Das Nordbad in der Dresdner Neustadt gehörte zu den großen Sanierungsprojekten nach der Wende. © Christian Juppe

Dresden. Obwohl die Äußere Neustadt den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstand, war der Zustand der Gebäude zur Wendezeit katastrophal. Bis 1989 wurde in einigen Bereichen mit dem Abbruch der Häuser geplant. Doch eine Initiative von Bewohnern gründete sich und kämpfte für eine Sanierung. Mit Erfolg. 1990 wurde die Äußere Neustadt zum ersten Sanierungsgebiet Dresdens erklärt. Nun sind die Arbeiten beendet. Eine Bilanz.

Wie war die Ausgangslage in der Äußeren Neustadt?

1990 standen 30 Prozent aller Wohnungen in der Äußeren Neustadt leer. Die Häuser waren in einem schlechten Zustand und trotz der miserablen Bedingungen oft bewohnt. Der Plan in der DDR war, die Gebäude abzureißen und neue Wohnfläche in Form von Plattenwohnungsbau zu schaffen. Doch auch für den Abriss fehlten damals die Mittel. Nach der Wende witterten die Bewohner die Chance, die Neustadt zu erhalten. Es gründete sich die Interessengemeinschaft Äußere Neustadt mit dem Ziel, die Sprengungen zu verhindern. Das gelang.

1984 hatte die DDR bereits damit begonnen, einzelne Häuser in der Neustadt abzureißen und durch seriellen Wohnungsbau zu setzen.
1984 hatte die DDR bereits damit begonnen, einzelne Häuser in der Neustadt abzureißen und durch seriellen Wohnungsbau zu setzen. © Foto: SZ/Gunter Hübner

Was wurde saniert?

Viel Geld floss in die Sanierung des historischen Nordbads in der Neustadt. Die kleine Schwimmhalle gehört für viele Neustädter einfach zur Neustadt dazu. Zu Beginn der Sanierungsarbeiten stellten Einwohner vor dem Bad ein Schild auf: "Kein Nordbad, keine Neustadt". Knapp sieben Millionen Euro kosteten die Arbeiten anschließend, 1,5 Millionen Euro wurden gefördert.

Auch am Martin-Luther-Platz wurde viel gearbeitet. Besonders tückisch dort: die Parkplatz-Situation. Insgesamt 120 Stellplätze sind dort durch eine Begrünung ersetzt worden, bei den Anwohnern stößt das auf Begeisterung. Die Wohnqualität sei dadurch gestiegen, so Thomas Piper, Abteilungsleiter Stadterneuerung.

Grüner geworden ist auch der Pausenhof der Dreikönigschule. Für insgesamt 15 Millionen Euro wurde hier saniert, zwölf Millionen Euro waren förderfähig.

Die Neustadt sei eines der am stärksten überhitzen Viertel, so eine Sachbearbeiterin der Stadterneuerung. Viel grün helfe da. So wie hier auf dem Pausenhof der Dreikönigschule.
Die Neustadt sei eines der am stärksten überhitzen Viertel, so eine Sachbearbeiterin der Stadterneuerung. Viel grün helfe da. So wie hier auf dem Pausenhof der Dreikönigschule. © Stadt Dresden/Sabine Schlechtiger

Wie hoch waren die Kosten insgesamt?

Die Gesamtausgaben liegen bei knapp über 104 Millionen Euro. Dreiviertel dieser Kosten wurde durch das Fördervolumen des Staates abgedeckt. Dabei stellte auch die Stadt einen Anteil von etwa 33 Prozent. 27 Millionen Euro der Gesamtausgaben wurden für die Modernisierung von Wohn- und Geschäftshäusern aufgewendet. Fast ein weiteres Drittel kam gemeinnützigen Einrichtungen zugute. Etwa in Form der Sanierung von Schulen oder der Musikschule des Heinrich-Schütz-Konservatoriums. Nur etwa zehn Prozent der Gesamtkosten flossen in die Umgestaltung von Straßen und Plätzen sowie Spielplätzen.

Wie hat sich die Bevölkerung in der Neustadt verändert

Die Zahl der Einwohner stieg in der Äußeren Neustadt von etwa 10.000 im Jahr 1990 auf rund 16.700 Ende 2020. Das ist ein stärkerer Anstieg als im Dresdner Durchschnitt. Besonders für junge Familien ist die Neustadt attraktiv. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen stieg im gleichen Zeitraum um 17 Prozent. In Dresden sank er in dieser Zeit um 20 Prozent.

Heute ist die Neustadt nicht nur Partyviertel, sondern auch ein Stadtteil, in dem viele junge Familien leben.
Heute ist die Neustadt nicht nur Partyviertel, sondern auch ein Stadtteil, in dem viele junge Familien leben. © Sven Ellger

Gleichzeitig gibt die Stadt zu, dass vor allem einkommensschwächere Menschen aus der Neustadt wegzogen. Der Mietenspiel stieg an. Der Anteil von Studenten lag in der Äußeren Neustadt mal bei fast einem Viertel. Heute ist er deutlich geringer.

Die kostenlose Broschüre zum Abschluss des Sanierungsgebietes Äußere Neustadt ist ab 24. Oktober 2022 erhältlich. Unter anderem im World Trade Center, Freiberger Str. 39, 3. Etage, Zimmer 3342, und im Bürgerbüro Neustadt. Sie kann auch online heruntergeladen werden: www.dresden.de/stadtplanung-publikationen.