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Auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke blitzt's jetzt wieder mehr

Ab dem 1. April ändert sich auf der Waldschlößchenbrücke in Dresden wieder das Tempolimit. Nachts sind dann höchstens 30 km/h erlaubt. Die genauen Zeiten, der Grund und wie sich das für die Stadt lohnt.

Von Peter Hilbert
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Dieser und der zweite Blitzer auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke bekommen jetzt wieder mehr Arbeit. Ab 1. April gilt ein nächtliches Tempo-30-Limit. Im vergangenen Jahr wurden 12.800 Autos geblitzt.
Dieser und der zweite Blitzer auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke bekommen jetzt wieder mehr Arbeit. Ab 1. April gilt ein nächtliches Tempo-30-Limit. Im vergangenen Jahr wurden 12.800 Autos geblitzt. © Christian Juppe

Dresden. Kraftfahrer müssen auf der Waldschlößchenbrücke jetzt vor allem nachts noch besser aufpassen. Denn ab 1. April dürfen im jetzt beginnenden Sommerhalbjahr nur noch 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden. Damit sollen vor allem Gefahren für die seltene Fledermausart Kleine Hufeisennase, genannt Hufi, abgewehrt werden.

Zu welchen Zeit gilt Tempo 30?

Das Tempolimit wird von zwei Hightech-Blitzern überwacht. Im April gilt die Beschränkung von 19 bis 7 Uhr, zwischen Mai und Juni von 20 bis 6 Uhr, im August und September von 19 bis 6 Uhr und im Oktober in der Zeit von 18 bis 7 Uhr.

Der Ursprung: Gericht legt Beschränkung fest

Bereits vor dem Bau wurde das Tempolimit festgelegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung resultierte aus Auflagen des Oberverwaltungsgerichts Bautzen (OVG) von 2007. Naturschutzverbände hatten gegen den Baustart mobilgemacht. Zwar hob es mit dem Urteil vom 14. November 2007 den Baustopp auf und machte somit den Weg für den Brückenbau frei. In der Brücke sahen die Richter auch keine Gefahr für die Kleine Hufeisennase. Doch um sie zu schützen, verpflichtete das Gericht die Stadt zu Nachbesserungen und legte ein Tempolimit fest.

Fachleute gehen davon aus, dass diese Fledermäuse das Dresdner Elbtal als Transferroute nutzen. Sie fliegen zwar im Normalfall unter einer Brücke hindurch. Dafür wurden beiderseits der Elbe autobahnbreite, 350 Meter lange Strauchreihen angelegt. Sie sind sehr gut gewachsen und wurden mittlerweile schon wieder beschnitten, zuletzt im Oktober vergangenen Jahres. Falls die Hufeisennasen jedoch in den Verkehr auf der Brücke geraten sollten, könnten sie beim vorgeschriebenen Tempo 30 wegen ihrer extrem kurzen Reaktionszeit ausweichen.

Die Einnahmen: Bisher 5,2 Millionen eingeblitzt

Seit der Brückeneröffnung im August 2013 bis Ende Februar dieses Jahres wurden 157.492 Fahrzeuge geblitzt, teilt Rathaussprecherin Diana Petters mit. Davon fuhr mit 119.180 der größte Teil in Richtung Altstadt. Schließlich kommen die Autos bergab aus dem Waldschlößchentunnel. Nach der Eröffnung gab es sogar noch die Jagd nach dem besten Blitzerfoto. Nachdem die erste Welle vorbei war, stieg die Zahl der Verstöße 2015 und 2016 wieder an und erreichte 2017 mit rund 23.000 ihren Höhepunkt. Im vergangenen Jahr wurden 12.800 Autos geblitzt, dieses Jahr bis Ende Februar 754.

Der Spitzenreiter ist ein BMW-Fahrer, der im Juli 2021 gegen Mitternacht aus dem Tunnel in Richtung Johannstadt brauste, als er bei 118 Kilometer pro Stunde den Blitz sah. Zulässig sind nachts 30 Kilometer pro Stunde. Als Quittung hat er 1.600 Euro Geldbuße und zwei Punkte in Flensburg bekommen, erklärt das Ordnungsamt. Außerdem musste er einen Monat seinen BMW stehen lassen.

Das Aufstellen der rund 160.000 Euro teuren Hightech-Blitzer zahlt sich für die Stadt aus. Seit der Brückeneröffnung wurden schon rund 5,2 Millionen Euro Verwarn- und Bußgelder eingenommen.

Die Blitzer: Regelmäßig rückt Wartungsfirma an

Die Blitzer wurden vor über zehn Jahren aufgestellt. Die Stadt kümmert sich darum, dass sie voll funktionsfähig bleiben und weiter gut blitzen. Eine Dienstleistungsfirma führt an den stationären Geschwindigkeitsmessanlagen alle zwei Monate eine Wartung durch, erklärt die Rathaussprecherin. Außerdem werden die Messtechnik sowie die Messfelder in der Fahrbahn jährlich geeicht. Falls nötig, werden Verschleißteile ausgewechselt oder die in der Fahrbahn eingebauten Teile repariert.

Der Ausblick: Kann das Tempolimit noch kippen?

Das Bundesverwaltungsgericht hatte im Juli 2016 die Baugenehmigung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen EU-Richtlinien für Flora-Fauna-Habitate (FFH). Dabei wird auch geprüft, ob das nächtliche Tempo-30-Limit im Sommerhalbjahr kippt. Damit sollen die Kleinen Hufeisennasen in ihrer Flugsaison von April bis Oktober geschützt werden, falls sich doch einmal eine Fledermaus auf die Brücke verirrt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung war vor dem Baubeginn im November 2007 vom Oberverwaltungsgericht Bautzen festgelegt worden.

Die Stadt hatte die 1.300 Seiten umfassenden Unterlagen erstellt und bei der Landesdirektion eingereicht. Bis 23. Januar dieses Jahres lagen die Planfeststellungsunterlagen öffentlich aus. Es gab zwei Einwendungen. "Wir hoffen, dass wir dieses Jahr den Planfeststellungsbeschluss bekommen", erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Dann könnten die nötigen Schritte eingeleitet werden.