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"Es war nie so leicht, über die Liebe zu schreiben"

Lidia Valenta hat ihren ganz besonderen Blick auf den Lockdown. Die Zeit der Stille wusste die Sängerin zu nutzen. Im Augusto Sommergarten zeigt sie nun wofür.

Von Nadja Laske
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Letzter Feinschliff an den Songs fürs neue Album. Das können Fans bereits auf Lidia Valentas Website vorbestellen.
Letzter Feinschliff an den Songs fürs neue Album. Das können Fans bereits auf Lidia Valentas Website vorbestellen. © PR

Dresden. Den Urlaubskoffer auspacken, die Technik einpacken - Lidia Valenta hat nicht viel Zeit für Leerlauf. Das will sie nach all der stillen Zeit ohne Kultur auch gar nicht. Die Sängerin freut sich auf ihr nächstes Konzert. Das wird sie am Sonntag im Augusto Sommergarten am Haus der Presse geben. Der Kurztrip an die Ostsee hat ihrer Familie samt Katze gutgetan. Doch jetzt will Lidia endlich wieder die Energie des Publikums vor sich und die Kraft ihrer Musiker hinter sich spüren.

"Exotische Zustände" nennt die Künstlerin die Zeit ohne Konzerte, ohne Arbeit im Studio, ohne Reisen und Kontakt zu Freunden. "Ich habe diese stillen Monate dazu genutzt, mein neues Album zu vervollständigen", erzählt sie. Vor ziemlich genau einem Jahr sei sie zum vorerst letzten Mal live aufgetreten, zusammen mit Tino Eisbrenner. Ab dann schrieb sie neue Texte und spielte auf abenteuerliche Weise neue Songs ein.

"Wir konnten Anfang des Jahres ja nicht ins Studio gehen, das war wegen Corona geschlossen", erinnert sich die 39-Jährige. Also habe sie einzeln und in getrennten Zimmern mit ihren Musikern und Technikern von zu Hause aus gearbeitet. Herausgekommen sind jazzige, poppige, folkloristische Titel, die sie nun zum Teil auch dem Augusto-Publikum präsentieren wird - zusammen mit Liedern ihres Programmes "Love", das zuletzt im Jazzclub Tonne zu erleben gewesen war. "Außerdem werde ich Interpretationen andere Musiker singen", kündigt sie an.

Extrem viel Kopfkino gefragt

"Nie war es so leicht, über die Liebe zu schreiben", sagt Lidia Valenta. Ob die Menschen nun daheim besonders eng aneinander gerückt sind oder besonders viel Distanz ertragen mussten - das Thema Liebe hat alle bewegt. "Die einen hatten mit Verlust zu kämpfen und haben einander vermisst. Die anderen lernten sich ganz neu und anders kennen." Manche wiederum konnten sich zwar nicht treffen, hatten aber über Telefon und Video mehr Kontakt miteinander denn je. "Ich denke, es gab nie so viele schriftliche und telefonische Liebeserklärungen wie im Lockdown", vermutet die Sängerin.

Sie selbst musste auf ihre Schwester, auf Onkel und Tanten in Belarus verzichten. Dort leben sie und von da stammt auch Lidia Valenta. Die Menschen dort haben nicht nur mit der Pandemie zu kämpfen, die von offizieller Seite geleugnet wurde, sondern auch mit politischen Unruhen. Seit Alexander Lukaschenko an die Macht gekommen ist, herrscht im Land Unruhe und Unterdrückung.

"Es ist sehr schwer für mich, mir als Außenstehende ein umfassendes Bild zu machen", sagt Lidia. "Es ist, als müsse man ständig Temperatur messen, um herauszufinden, wer wo steht und welche Auffassungen hat." Die Geister scheiden sich und bringen ganze Familien und Freundeskreise durcheinander, viel drastischer noch als hierzulande. Dazu kommt die Sorge um die Gesundheit: "Meine ganze Familie hatte Corona, und wir können von Glück sprechen, dass es alle gut überstanden haben."

Das Schlimmste überstanden zu haben, hofft auch die Musikerin. "Ich habe es wie viele Kollegen mit Streaming-Konzerten versucht", erzählt sie. Das sei spannend gewesen, doch es erfordere extrem viel Kopfkino. In eine Kamera zu singen, dabei so viel Energie abzugeben und nichts direkt zurückzubekommen, sei schon schwer. "Mir fehlen die Augen meiner Zuhörer, ich will sehen wie sie feiern oder Händchen halten."

Das wird Lidia Valenta nun wiederhaben. "An meiner Seite spielen richtig passionierte Vollblutmusiker. Da wird es auch mal laut und leidenschaftlich", freut sie sich. Das Konzert beginnt am 15. August, 19.30 Uhr. Tickets gibt hier und an der Abendkasse.