Dresden. Lange mussten die Organisatoren bangen, doch jetzt steht fest: Das Projekt Autofreie Neustadt darf stattfinden. Am 19. März genehmigte die Stadtverwaltung das Verkehrsexperiment "Woche des guten Lebens" für den 2. bis 9. Mai in der Äußeren Neustadt. "Wir mussten viele Hürden nehmen und sind nun sehr erleichtert, dass das Projekt stattfinden kann", sagt Jacqueline Griesbach, Projektkoordinatorin der "Woche des guten Lebens".
Was soll genau passieren?
Für die "Woche des guten Lebens" sollen weite Teile der Louisenstraße sowie einige angrenzende Nebenstraßen wie die Talstraße und der Martin-Luther-Platz für acht Tage zum verkehrsberuhigten Bereich mit einem grundsätzlichen Parkverbot werden. Dieser Teil bildet das Kerngebiet des Projekts. Hier sollen Fußgänger auf der Straße Vorrang haben. Fahrzeugverkehr und Radfahrer müssen Schrittgeschwindigkeit halten. Behindertenparkplätze bleiben bestehen. Neustadtnahe Ausweichparkplätze soll es aber geben. Wo genau, sagen die Organisatoren noch nicht.
"Wir sind viele Kompromisse eingegangen", so Kleibs. "In langen Verhandlungen wurde aus der 'Äußeren Neustadt' die 'Louisenstraße und Nebenstraßen' und aus 'autofrei' 'verkehrsberuhigt'." Eigentlich sollten die Neustädter in der Zeit die Straßen fürs Grillen, Treffen und Austauschen nutzen. Doch wegen der Coronapandemie und weil Autos nun doch zugelassen werden, ist das nur begrenzt möglich.
Wegen der erlaubten Autos können die Neustädter auch nur die Parklücken im Kerngebiet nach ihren Wünschen gestalten und nutzen. Weitere Details sollen in einem Termin mit der Stadtverwaltung am 26. März abgestimmt und die Anwohner Anfang April per Infoblatt und Homepage über die Regeln informiert werden.
Was wollen - und dürfen - die Neustädter in dieser Zeit?
In den vergangenen Monaten haben bereits Hunderte Neustädter Aktionen für die Nutzung des Straßenraums entwickelt und mit Vorbereitungen wie dem Bau von Hochbeeten begonnen. "Wir freuen uns über die vielen engagierten Anwohnenden und wünschen uns, dass sich noch mehr Menschen mit ihren Ideen am Projekt beteiligen", sagt Jacqueline Griesbach. Bei der Planung der Aktionen müssen geltende Corona-Beschränkungen sowie die Ruhezeiten und Sicherheit aller beachtet werden.
Die Stadtverwaltung teilte am Dienstag mit, in den frei werdenden Parklücken seien nur "nichtkommerzielle Aktionen" erlaubt. Das heißt zum Beispiel, dass Bier- oder Imbissangebote wie zur Bunten Republik Neustadt (BRN) nicht möglich sind. Die "Woche des guten Lebens" sei ein zeitlich und räumlich begrenztes Verkehrsexperiment, "kein Festival oder Straßenfest". Um eine Debatte dazu anzuregen, soll außerdem eine Freiluftausstellung mit Entwürfen von Studenten der TU Dresden zu sehen sein.
Warum findet das Projekt statt?
"Wir erhoffen uns, dass die langjährige Debatte über eine andere Verkehrsgestaltung in der Neustadt neue Impulse erhält, indem wir dieses Szenario einfach mal ausprobieren. Verkehrswende – hier wie deutschlandweit – erfordert Mut, Ideen und Auseinandersetzung. Dafür soll die 'Woche des guten Lebens' ein Anstoß sein", erklärt Jutta Wieding, Vorsitzende vom Projektträger Bund Dresden.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verkehrsexperiment im Rahmen der Zukunftsstadt Dresden wird beforscht vom Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) sowie vom Lehrstuhl für Verkehrspsychologie der TU Dresden. Untersucht wird, inwiefern sich das Mobilitätsverhalten der Neustädter sowie ihre Einstellung zu einem autoärmeren Stadtviertel während der Projektwoche und darüber hinaus verändert.
Wissenschaftlich werde das Projekt als "Transformationsexperiment" gesehen, so die Stadt. Es gehe darum, zu schauen, "unter welchen Rahmenbedingungen Bürgerinnen und Bürger Ihre Ideen für eine Zukunftsstadt umsetzen können". Mit der Einengung des Projektgebiets auf wenige Straßen im Zentrum der Neustadt und der Festlegung, dass aus "autofrei" nun nur "verkehrsberuhigt" geworden ist, hat die Stadt die Rahmenbedingungen für die "Woche des guten Lebens" nun deutlich enger gefasst, als von den Verantwortlichen für das Projekt gewünscht.