Dresden. Flutschutzwände und Deiche prägen das Bild in vielen gefährdeten Gebieten Dresdens. In den vergangenen Jahren ist hier viel für den Flutschutz und zur Beseitigung von Hochwasserschäden getan worden. Seit 2002 hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV) dafür knapp 124 Millionen Euro investiert. Der LTV-Betrieb Oberes Elbtal mit 142 Beschäftigten ist in Dresden für den Flutschutz an Elbe, Weißeritz und Lockwitzbach zuständig.
Der Wechsel: Neue LTV-Betriebsleiterin
Jetzt gibt es einen Wechsel an der Spitze. Betriebsleiterin Birgit Lange hat ihren Posten an Maren Wittig übergeben, die seit 2019 das LTV-Referat Recht/Vertragswesen geleitet hatte. Lange hatte den LTV-Betrieb vom Mitte 2015 bis Mitte 2016 schon kommissarisch und ab Januar 2018 „richtig“ geleitet.
Allein in dieser Zeit hat die LTV für den Hochwasserschutz in Dresden rund 16,3 Millionen Euro investiert, unter anderem für den Abschluss des Weißeritz-Ausbaus und die Ausrüstung der Pumpwerke des Flutschutzes für den Dresdner Westen zwischen Stetzsch und Cossebaude. „Aufgaben zum Thema Wasser standen und stehen auch weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit“, erklärt Birgit Lange. „Auch im neuen Aufgabengebiet werde ich dazu meinen Beitrag leisten“, versichert die Pirnaerin. Sie hat jetzt den Posten der Referatsleiterin Siedlungswasserwirtschaft /Grundwasser im sächsischen Umweltministerium übernommen.
Das Erreichte: Schutzsysteme an Elbe und Weißeritz
Über zwölf Kilometer des Elbufers sind in Dresden bereits durch drei Großprojekte geschützt. Bis 2011 wurde im Zentrum der Hochwasserschutz zwischen Hasenberg und Alberthafen fertiggestellt.
Vier Stadtteile schützt die rund vier Kilometer lange Anlage aus Flutschutzwänden und Deichen zwischen dem Ballhaus Watzke und Kaditz seit 2013, die noch mit mobilen Elementen erhöht werden können. Zuletzt wurde 2017 der Flutschutz für Stetzsch, Gohlis und Cossebaude fertiggestellt.
Von 2009 bis Mai 2020 hat die LTV die Weißeritz als Dresdens gefährlichsten Fluss zwischen Altplauen und der Mündung in die Elbe auf einer Länge von 4,7 Kilometern so ausgebaut, dass sie selbst eine 500-jährliche Flut, wie es sie 2002 gab, sicher ableiten kann.
Das Projekt 1: Höherer Deich soll Übigauer Insel schützen
Vorbereitet wird derzeit der Flutschutz für die Übigauer Insel. Geschützt werden soll der Teil zwischen Autobahn und Flügelwegbrücke. Denn dort befindet sich die wichtige Kaditzer Kläranlage.
Vorgesehen ist, dass der 1,4 Kilometer lange Deich um einen Meter erhöht wird. Der schützt das Klärwerk vor einer Flut wie 2002. Im Deich wird eine Innendichtung eingebaut, die zwischen 13 und 15 Meter in den Untergrund reicht. Sie soll für die Gewährleistung der Grundwasserbewegung nötige hydraulische Fenster haben.
Nach Einreichung der Genehmigungsunterlagen im Juni 2020 bei der Landesdirektion Sachsen wurden sie im Februar 2021 zur Entscheidung an die Landeshauptstadt übergeben, erklärt LTV-Vize-Betriebsleiter Stephan Leonhardt, der für den Bau zuständig ist. Für die Vorbereitungen zum Bau sind erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre nötig. Dazu gehören die Ausführungsplanung, das Vergabeverfahren und die Klärung, ob die zum Bau benötigten Grundstücke verfügbar sind. Somit kann der Bau frühestens 2025 beginnen.
Das Projekt 2: Schutzwand an der Flutrinne
Bei den folgenden Projekten sollen Anlagen errichtet werden, die vor einer 100-jährlichen Elbeflut schützen. Am weitesten fortgeschritten ist die Planung für den Schutz der Südseite der Kaditzer Flutrinne zwischen Autobahnbrücke und Böcklinstraße am anderen Ende der Übigauer Insel. Auf etwa 140 Metern Länge zwischen der Autobahn A 4 und dem Anschluss zur Brücke Washingtonstraße ist eine Geländeregulierung vorgesehen. Zwischen der Washington- und der Sternstraße soll eine rund 863 Meter lange und bis zu 1,20 Meter hohe Hochwasserschutzwand entstehen. Die soll teilweise eine Untergrundabdichtung erhalten.
Die LTV hat sich mit den vom Projekt Betroffenen in den Jahren 2019 und 2020 abgestimmt. Inzwischen hat die Landesdirektion auch diese Unterlagen an die Untere Wasserbehörde der Stadt übergeben, wo über sie entschieden wird. Auch dort könnte der Bau frühestens 2025 beginnen.
Das Projekt 3: Mobile Aufsätze für Altmickten
Für Altmickten ist ein Schutz vorgesehen, der sich an die Südwand der Flutrinne anschließt. Geplant ist eine etwa 225 Meter lange Flutschutzwand an der Elbe, die von der Böcklinstraße bis kurz hinter die Lindenschänke reicht und zwei im Hochwasserfall mobil zu verschließende Scharten hat. Das längste Stück soll bis zu 1,10 Meter hoch werden. Auf der Mauer sind mobile Aufsätze für den Flutfall vorgesehen, sodass das Ortsbild nicht zu stark beeinträchtigt wird.
2020 erfolgten dazu Abstimmungen mit den vom Projekt Betroffenen. Die Planungsunterlagen wurden Anfang Februar bei der Landesdirektion zur Genehmigung eingereicht, erklärt Bauchef Leonhardt. Der Bau könne frühestens 2027 beginnen.
Das Projekt 4: Schutz des Weges zum Ortskern Altübigau
Auch Altübigau soll geschützt werden. Für diesen Abschnitt gibt es zunächst eine Vorplanung. Diese sieht auf 175 Metern Länge Flutschutzwände mit einer Höhe zwischen 2 und 4,80 Metern vor, auch sollen die vorhandenen Uferwände ertüchtigt werden. In der Mitte ist wie in Altmickten ein mobiler Verschluss aus Aluminium-Elementen geplant, der den Weg zum Ortskern bei Hochwasser verschließt.
Das Projekt 5: Flutschutz für Laubegast
Geschützt werden sollen auch andere Stadtteile, so Laubegast. Im August 2002 stieg der Elbpegel so hoch, dass sich der Altelbarm füllte und Laubegast zur Insel wurde. Seitdem wird nach Lösungen gesucht. Sollen nur mobile Wände zum Einsatz kommen oder eine Kombination aus fester Mauer und mobilen Wänden?
„Um Möglichkeiten eines wirksamen, wirtschaftlichen und auch von Mehrheit der Bürgerschaft mitgetragenen öffentlichen Hochwasserschutzes für Dresden-Laubegast aufzuzeigen und Lösungsansätze zu erarbeiten, wurde im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Umweltamt der Bürgerbeteiligungsprozess hierzu wieder angeschoben“, erläutert LTV-Bauchef Leonhardt. Danach wurde eine Aufgabenstellung für eine vertiefte Machbarkeitsstudie erarbeitet, die zwischenzeitlich auch von den zu beteiligenden Gremien der Landeshauptstadt vorgestellt und von diesen abgesegnet wurde. „Damit ist der Weg frei, diese Leistungen im ersten Halbjahr 2023 auszuschreiben und zu vergeben“, sagt er.