"Die Wünsche der Schüler kommen zu kurz"

Dresden. Hier haben die Dresdner das Wort: Wenige Wochen vor der Bundestagswahl möchte die SZ wissen, wo die Probleme liegen - in Deutschland, in Dresden, in ihrem Stadtteil. Dresdnerinnen und Dresdner erzählen, was sie sich von den Politikern, die ihre Stadt im Bundestag vertreten, erwarten.
Felix Schultze ist seit diesem Jahr Vorsitzender des Elternrates in Dresden und natürlich auch selbst Vater. Der 32-Jährige arbeitet für die DDV-Mediengruppe, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört.
Wo sehen Sie aktuell die größten Probleme in Deutschland?
Deutschland altert immer mehr – daher konzentriert sich die Politik stark auf die Probleme und Bedürfnisse der älteren Bevölkerungsgruppe. Die Wünsche der Jüngsten, Schülerinnen und Schüler kommen dabei zu kurz – Klima, nachhaltige Finanzen, Digitalisierung und ein modernes Bildungsumfeld sind hier sicher die wichtigsten Politikfelder, in denen aktiv Politik für junge Menschen gemacht werden muss.
Wo sehen Sie aktuell die drängendsten Probleme in Dresden?
Aus unserer Sicht als Kreiselternrat sollte die Digitalisierung an den Schulen vorangetrieben werden, vermehrt Gemeinschaftsschulen auch in Dresden umgesetzt und der Schulhausbau und Sanierung weiter beherzt in Angriff genommen werden.
Wo sind die Probleme in Ihrem Kiez?
Die Anbindung der Schulen an ein funktionierendes E-Netz, um weiterführende Maßnahmen im Bereich Sanierung und Schulausstattungen vornehmen zu können.
Was muss sich ändern?
Wir denken, dass den Bedürfnissen der Kinder, die ja in der Regel noch nicht wählen dürfen, eine höhere Priorität in den politischen Zielen zukommen muss.
Was sollten Politiker dafür tun bzw. ändern?
Einbindung der relevanten gesellschaftlichen Gruppen in den politischen Prozess, Überprüfung von Gesetzen auf deren Auswirkung auf zukünftige Generationen, Entlastung des Bundeshaushalts von den Zuweisungen an die Rentenversicherung.
Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder/die künftigen Generationen?
Dass sie ähnlich wie unsere Generation in Freiheit und Würde ihr Leben gestalten können und alle Bildungs- und Entwicklungschancen erhalten – unabhängig von Herkunft und wirtschaftlichem Hintergrund der Familien.
Wenn Sie 100.000 Euro verteilen dürften in Dresden. Was würden Sie damit tun?
Wir würden damit Pflichtpraktika für Stadträte und städtische Spitzenpolitiker an verschiedenen Schulen in Dresden finanzieren. Jeder Politiker, der einmal eine Woche in einer Schule mitgeholfen hat und um die vielfältigen Probleme und Herausforderungen weiß, wird künftig anders und mehr im Sinne der Kinder entscheiden.
Corona hat viel verändert. Welches Problem ist Ihnen bewusst geworden und was wünschen Sie sich von Dresdner Bundestagsabgeordneten, um es lösen zu können?
Ganz klar, wie schwach die Schulen heute noch in Sachen Digitalisierung und neue Lernformen aufgestellt sind. Andere Länder wie Finnland oder Südkorea sind da viel weiter. Digitaler Unterricht und selbstbestimmtes, gemeinsames Lernen gehören für uns zusammen.