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Dresdner Dampfschiffe: Volle Fahrt voraus gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hoffnung geben, informieren und Spenden erwirken soll eine Aktion auf der Elbe: 300 Patienten, Angehörige, Mediziner und Unterstützer legen kraftvoll ab.

Von Nadja Laske
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Claus-Dieter Donat und Prof. Jürgen Weitz werden mit Erfahrung und Kenntnis vorausgehen, wenn am 17. November zwei Dampfer starten und das Thema Pankreaskrebs in die Öffentlichkeit tragen.
Claus-Dieter Donat und Prof. Jürgen Weitz werden mit Erfahrung und Kenntnis vorausgehen, wenn am 17. November zwei Dampfer starten und das Thema Pankreaskrebs in die Öffentlichkeit tragen. © René Meinig

Dresden. Er fühlte sich fit. Keinerlei Schmerzen. Nichts, was jenseits der 80 ungewöhnlich gewesen wäre. "Ich habe regelmäßig Sport getrieben: Schwimmen, moderat Fitness und Nordic Walking", erzählt Prof. Dr. Claus-Dieter Donat. Dass er den Doktor und Professor im Namen trägt, hat nichts mit dem Fach der Spezialisten zu tun, auf die er unvermutet angewiesen ist. Denn trotz seiner gefühlten Unversehrtheit schlummerte in ihm eine gefährliche Krankheit.

Es gibt wenige Diagnosen, die so verheerend klingen und einen solch harten Kampf ankündigen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Heilungschancen sind vergleichsweise gering, die Sterblichkeit hoch. "Pankreaskarzinome sind die vierthäufigste Ursache für Krebstod", sagt Professor Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Dresdner Uniklinikum. Im Jahr 2030 werden diese Tumore Experten zufolge vermutlich jedem zweiten Krebstod zugrunde liegen.

Und doch ist eine solche Diagnose kein hoffnungsloser Schicksalsschlag. Zwar alarmiere der Körper über einen Krebsbefall der Bauchspeicheldrüse sehr verzögert durch Schmerzen. Deshalb entdecken Ärzte die Erkrankung meist spät. Doch es gibt Signale, die ihr auf die Schliche helfen, und auf die sollte jeder achten. "Neben dumpfen Schmerzen im Bauch gehören dazu Probleme mit dem Blutzuckerspiegel und Gelbsucht", erklärt Professor Weitz. Sein Patient litt an nichts von dem. Er hatte schlicht Glück, und auch das gehört zum Leben.

Rund 150 Pankreas-OPs im Jahr

Zufallsbefund nennt man das, was Claus-Dieter Donat gerettet hat - und ihn nun regelmäßig zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen gehen lässt. Das ist für den 82-Jährigen Gesetz. Weil die Mediziner aufgrund einer Auffälligkeit eine ganz andere Krankheit vermuteten, unterzogen sie ihn einem tiefgreifenden Check und entdeckten den Krebs am Pankreas. Professor Donat ist ein sehr optimistischer Mensch. Doch diese Diagnose war ein schwerer Schlag.

Nun liegt seine Operation sechs Wochen zurück. Seit drei Wochen ist er wieder zu Hause. Professor Weitz und sein Team haben das Tumorgewebe vollständig entfernen können. Das ist ebenso entscheidend wie die Nachricht, dass Krebszellen nicht schon im ganzen Körper unterwegs sind und Metastasen bilden, wenn Hoffnung auf Heilung bestehen soll. Die ist bei Claus-Dieter Donat berechtigt, und doch sagt er: "Abgesehen von der Behandlung und den damit verbundenen Belastungen ist eine solche Krebsdiagnose ein mentales Problem."

Wer ihn so kurz nach dem schweren Eingriff erlebt, ist beeindruckt von seiner Verfassung. Zeit seines Lebens ist Donat aktiv gewesen, geistig und körperlich. Nach der Wende hat er die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Meißen mit aufgebaut. Zuvor arbeitete er 20 Jahre lang am Institut für medizinische Informatik der damaligen Medizinischen Akademie. Als er 2005 in den Ruhestand ging, hieß das nicht etwa ausruhen für ihn. Als Dozent und Honorarprofessor lehrte er an der Verwaltungshochschule weiter - bis zu seiner Krebsdiagnose im September.

"Vor meinem OP-Termin bin ich noch einmal schwimmen gegangen. Ich habe mir meine Leistung vor Augen geführt und fest vorgenommen, später daran anzuknüpfen", erzählt er. Noch strenge ihn der Alltag an und er müsse Pausen einlegen, um sich von kleinen Aktivitäten zu erholen. Dass Claus-Dieter Donat dennoch so rasch zu Kräften kommt, liegt an seiner Konstitution und der Arbeit von Prof. Jürgen Weitz und seinem Team.

"Wir führen am Uniklinikum pro Jahr rund 150 Pankreas-Operationen durch und können deshalb auf reichlich Erfahrung zurückgreifen", sagt er. Auch hier mache Übung den Meister. Minimalinvasive Methoden sorgen für deutlich kleinere OP-Wunden, weniger Blutverlust, ein geringeres Infektionsrisiko und dank des neuen OP-Roboters für größte Präzision.

Claus-Dieter Donat wird eine Chemotherapie nicht erspart bleiben. "Ich habe das Gefühl, in einen Nebel hineinzugehen", sagt er. Das verursache ihm durchaus Herzklopfen. "Aber ich bleibe zuversichtlich, dass ich alles gut vertrage."

Kostenlose Mitfahrt - Spenden erwünscht

Nur vom Besten geht auch Prof. Weitz aus. Sein Patient ist ein positives Beispiel dafür, wie Pankreaskrebs überwunden oder das Leben damit gut verlängert werden kann. Diese Botschaft wollen er, seine Kollegen vom Dresdner Uniklinikum und der Stiftung Hochschulmedizin in Kooperation mit der Dresdner Dampfschifffahrt in die Öffentlichkeit tragen.

Am Donnerstag, den 17. November, anlässlich des Welt-Pankreaskrebstages, werden zwei Dampfer der Weißen Flotte vom Terrassenufer aus elbaufwärts in Richtung Kleinzschachwitz starten. An Bord 300 Menschen mit oder ohne Krebserfahrung - Patienten, Angehörige, Mediziner, Wissenschaftler und Unterstützer. Ab 17 Uhr liegen die Dampfer "Dresden" und "Leipzig" zum Einstieg bereit und legen 18 Uhr ab. Die Mitfahrt ist kostenlos.

Während der rund zehn Kilometer langen Fahrt wird es auf einem der beiden Schiffe Vorträge und Fragestunden rund ums Thema Pankreaskrebs geben und auf dem anderen Musik und Unterhaltung. Auf der Strecke legen die Dampfer am Blauen Wunder an und wechseln die Bestimmung, sodass alle Passagiere sowohl die Möglichkeit haben, die Kurzreferate zu hören als auch bei guter Stimmung Energie zu tanken. Schon von weitem werden die Dampfer durch ihre lilafarbene Beleuchtung gut zu erkennen sein.

Auf Einnahmen durch Ticketverkauf verzichten die Veranstalter, doch sie hoffen mit der Aktion zwei Ziele zu erreichen: einerseits den Appell, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, Körpersignale zu deuten, gesund zu leben, sich fit zu halten sowie im Ernstfall eine hoch spezialisierte Klinik zu konsultieren. Andererseits hoffen die Organisatoren auf Spenden für Forschung, Studien, modernste Geräte, Personal und Angebote an Betroffene, die vom normalen Leistungsspektrum der Kassen nicht abgedeckt aber sinnvoll sind - für ein gutes Leben mit oder nach Krebs.

Aktion zum Welt-Pankreaskrebstag: 17. November, 17 Uhr bis 20.30 Uhr, Dampferfahrt ab Terrassenufer, Eintritt frei, Tickets gibt es online bei der Sächsischen Dampfschiffahrt sowie an der Ticketkasse am Terrassenufer.