Radweg-Lösung für gesperrte Dresdner Fabrikstraße?

Dresden. Statt auf der vielbefahrenen Chemnitzer oder Tharandter Straße in die Innenstadt zu fahren, nutzen viele Radfahrer aus Plauen, Coschütz und Löbtau die Fabrikstraße auf dem Weg in die Dresdner City. Die meisten fahren über die Hofmühlenstraße, die Fabrikstraße und die Freiberger Straße direkt zum Postplatz.
Doch seit 17. September ist die Fabrikstraße durch das Drewag-Werksgelände zwischen Nossener Brücke und Freiberger Straße Straße nicht mehr als Durchgangsstraße öffentlich zugänglich. Sie ist mit Bauzäunen komplett abgeriegelt. Die Drewag begründet die Entscheidung damit, Gefährdungen für Radfahrer auszuschließen, da es keinen Radweg gibt und zeitweise Baufahrzeuge unterwegs sind. Die Entscheidung sei im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung getroffen und genehmigt worden.
Vollsperrung nach Unfall mit Radfahrer
Für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ist dies ein großes Problem. "Die Fabrikstraße ist eine wichtige Radverkehrsverbindung und sie steht als solche auch im Radverkehrskonzept als wichtige Alltagsroute", sagt Geschäftsführer Edwin Seifert. "Im vom Stadtrat 2017 beschlossenen Konzept sind zudem Instandhaltungsmaßnahmen und eine 'Rad-frei'-Beschilderung vorgesehen."

Hintergrund der Vollsperrung der Straße sei ein Unfall mit einem Radfahrer Ende August, erklärt Seifert. Der Radfahrer sei mit einem Werksfahrzeug der Drewag zusammengestoßen. Bei der Unfallaufnahme habe die Verkehrspolizei viele Mängel an der Straße festgestellt, eine Ortsbegehung von Polizei, Straßenverkehrsbehörde und dem Energieversorger folgte.
"Vollsperrung ist keine Lösung"
In der Folge ist die Straße zu, die teilweise im Eigentum der Drewag ist. "Wir verstehen sehr gut, dass die Drewag mit einer Vollsperrung allen Haftungsfragen aus dem Weg gehen möchte", sagt Seifert. Doch das sei keine Lösung. Der ADFC empfahl, dass die Drewag gemeinsam mit der Stadt nach Wegen sucht, um den sicheren Radverkehr dort wieder zu ermöglichen.
Daran würden die Stadtwerke und die Stadt derzeit auch intensiv arbeiten, bestätigt Nora Weinhold von der Drewag-Pressetelle. Sie bittet um etwas Zeit, die nötig sei, dort gute Vorschläge zu machen. Gleiches erklärt die Dresdner Stadtverwaltung. "Es sind noch interne, fachübergreifende Gespräche zu führen", schreibt Stadtsprecherin Anke Hoffmann auf SZ-Anfrage. Danach würde man mit der Drewag reden. Über Ergebnisse wolle die Stadt informieren.
Über 1.000 Unterschriften für Wiederöffnung der Fabrikstraße
Um etwas mehr Tempo reinzubringen, dass diese Verbindung möglichst schnell wieder sicher nutzbar ist, hat der ADFC eine Petition gestartet, die seit 1. Oktober läuft. Bis Mittwochmittag sind 820 Unterschriften eingegangen, am Donnerstag knackte die Petition die Marke von 1.000 Unterzeichnungen. Bis Veröffentlichung dieses Artikels hatten genau 1.051 Menschen unterschrieben. Das sind mehr, als der ADFC selbst so schnell für möglich hielt. Seifert war sich sicher, dass die 1.000er-Marke bis zum Petitionsende am 15. Oktober geknackt wird. Nun ist dieses Ziel bereits eine Woche früher erreicht.
Zum Hintergrund: Die Fabrikstraße ist gemäß §53 Sächsisches Straßengesetz öffentlich gewidmet, sagt der ADFC. In der DDR galt sie als "betrieblich-öffentliche Straße" und ist damit beim Inkrafttreten des Gesetzes nach der Wende automatisch als öffentliche Straße in bundesdeutsches Recht übergeleitet worden, so Seifert. Somit sei die Landeshauptstadt Dresden für den Ausbau zuständig.
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