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Dresden plant Container-Standort zur Flüchtlingsunterbringung

Viele Geflüchtete kommen derzeit in Dresden an. Die Stadt arbeitet jetzt an einem Notfallplan mit Containerdörfern. Eins könnte am Stadtrand zu Heidenau entstehen.

Von Julia Vollmer
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Bereits im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 waren Containerdörfer zur Unterbringung errichtet worden, etwa an der Bremer Straße.
Bereits im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 waren Containerdörfer zur Unterbringung errichtet worden, etwa an der Bremer Straße. © Jürgen M.-Schulter

Dresden. Die Dresdner Stadtverwaltung hatte zum Jahresanfang nicht mit so vielen Geflüchteten gerechnet, wie sie 2022 neu nach Dresden kommen werden. Es gibt nicht genügend Wohnplätze für Asylsuchende. Die Messe soll nun belegt werden. Auch Hotels will die Verwaltung anmieten. Darüber hinaus wird an einem Notfallplan mit Containerstandorten gearbeitet. Sächsische.de hat mit Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) darüber gesprochen.

Herr Kühn, Sie und Bildungsbürgermeister Jan Donhauser sind aufgrund des anhaltenden Streits um die Beigeordnetenwahlen bald die einzigen verbliebenen Bürgermeister im Rathaus. Sie müssen sehr viele Aufgaben der ausgeschiedenen Beigeordneten übernehmen. Wie lange halten Sie das noch durch?

Das Arbeitspensum ist schon sehr hoch. Ich leite neben meinem Geschäftsbereich auch die Ressorts Soziales und Umwelt und damit drei Ausschüsse. Aktuell laufen die Haushaltsberatungen und wichtige Themen wie die Energiesparmaßnahmen und die Unterbringung der Geflüchteten sind zu bearbeiten. Da müssen meine Mitarbeitenden und ich priorisieren. Mein Tag hat auch nicht unbegrenzt viele Stunden, und ich kann auch die Mannschaft nicht auf Verschleiß fahren.

Bleiben dabei auch wichtige Dinge liegen?

Weniger dringliche Vorgänge müssen geschoben werden und dauern damit länger. Wir Beigeordneten wollen gestalten und Projekte für die Stadt vorantreiben, aber wir können uns nicht klonen. Wir kommen so leider nicht wie von Stadtrat und Bürgerschaft gewünscht voran.

Sie sprachen die Unterbringung der Geflüchteten an. Wie viele Menschen sind in dieser und der vergangenen Woche neu nach Dresden gekommen? Und wie viele erwarten Sie noch bis Jahresende?

Wir sind dazu in enger Abstimmung mit dem Freistaat, und diese läuft sehr kooperativ. Wir kümmern uns gemeinsam um Kapazitäten für die Unterbringung. Im Oktober 2022 rechnen wir mit 519 und im November 2022 mit 395 geflüchteten Menschen.

Die Menschen kommen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen zu uns, aber wahrscheinlich bis Jahresende nicht ganz in der Größenordnung, wie zunächst erwartet, sondern zeitversetzt im neuen Jahr. Das verschafft uns etwas Luft, denn wir brauchen Vorlauf, um die Unterbringung gut zu organisieren und vorzubereiten.

Wo wollen Sie die Menschen unterbringen? In ihrem vorerst letzten Interview als Sozialbürgermeisterin sagte Frau Dr. Kaufmann, wenn nicht "ein Wunder geschehe" könne Dresden seine Unterbringungspflicht nicht erfüllen, da es nicht genügend Unterbringungsobjekte gebe.

Die SZ hat ja schon geschrieben, dass wir die Messe wieder reaktivieren müssen.

Ab wann genau und wie viele Plätze stehen dort zur Verfügung?

Wir sind aktuell noch in Verhandlungen mit der Messe, aber im November soll es losgehen. Wir wollen dann 400 bis 500 Plätze bereitstellen.

Die Messe sollte als Notunterkunft auch nur eine Zwischenlösung sein, da die Menschen dort unter schwierigen Zuständen dicht an dicht schlafen müssen. Wie lange soll die Messe belegt werden?

Wir streben aktuell rund sechs Wochen an, also bis Anfang Januar, da dann die Messe Karrierestart planmäßig stattfinden soll.

Und wo wollen Sie die Geflüchteten danach unterbringen?

Mehrere Hotels wollen uns wieder Zimmerkontingente zur Verfügung stellen. Hier kann ich aufgrund laufender Verhandlungen noch keine konkreten Namen nennen. Das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung prüft darüber hinaus intensiv weitere Objekte für die Unterbringung. Wir merken aber, für die Unterbringung der geflüchteten Frauen und Kinder aus der Ukraine war die Unterstützungsbereitschaft größer.

Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Anders als aus der Ukraine kommen jetzt auch wieder mehr Männer. Die Hotelbetreiber fürchten Konflikte untereinander und Beschwerden der Hotelgäste. Dazu kommt, dass die Hotels aktuell gut gebucht sind und auch das Weihnachtsgeschäft vor der Tür steht. Aber wie gesagt, wir sind in Verhandlungen, teilweise sind diese auch schon abgeschlossen, und wir werden Zimmerkontigente bekommen.

Baubürgermeister Stephan Kühn ist derzeit auch für die Flüchtlingsunterbringung verantwortlich.
Baubürgermeister Stephan Kühn ist derzeit auch für die Flüchtlingsunterbringung verantwortlich. © René Meinig

Gibt es denn Objekte, die Sie schon konkret benennen können?

Wir sind in Verhandlungen unter anderem mit dem Eigentümer des Bürogebäudes an der Lingnerallee, in der sich die Cityherberge befindet. Dort könnten dann auch Menschen, die wir zunächst in der Messe unterbringen müssen, im Januar einziehen.