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Dresden gedenkt der Opfer von Hanau

In Dresden erinnern am Freitagabend Hunderte an den rassistischen Anschlag von Hanau vor genau einem Jahr. Ihnen geht es aber nicht nur ums reine Gedenken.

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Hunderte fanden sich am Freitagabend am Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt ein, um der Opfer von Hanau zu gedenken.
Hunderte fanden sich am Freitagabend am Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt ein, um der Opfer von Hanau zu gedenken. © SZ/Andreas Weller

Dresden. Auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass der 43-jährige Deutsche Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschoss und sich danach selbst das Leben nahm. Der Anschlag hatte die Republik erschüttert, ebenso wie die Motivation des Täters: Im Internet hatte er zuvor Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten veröffentlicht. Ein Jahr später gedenkt Deutschland der Opfer unter dem Motto "Hanau ist überall".

Auch in Dresden haben sich am Freitag etliche Menschen dem Gedenken angeschlossen. Ab 17 Uhr fand eine Kundgebung auf dem Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt statt, angemeldet von Support - Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, RAA Sachsen e. V. Statt der angemeldeten 50 Teilnehmer kamen jedoch deutlich mehr, ein SZ-Reporter schätzt mehrere Hundert. Abstand und Maskenpflicht seien dennoch eingehalten worden.

Den Initiatoren gehe es dabei nicht nur um das Gedenken, sie fordern auch "Aufklärung, Konsequenzen, Gerechtigkeit und Erinnerung", wie die Dresdner SPD in einer Erklärung dazu schreibt. Julia Natascha Hartl, die integrationspolitische Sprecherin der Fraktion, erklärt: "Rechtsextreme Anschläge und rassistische Angriffe kennt Dresden leider nur zu gut. Daran erinnern sowohl der Jorge-Gomondai-Platz, als auch der kürzlich erst umbenannte Marwa-El-Sherbini-Platz."

Solche Taten seien beschämend für eine Stadtgesellschaft, die sich immer wieder als Kunst- und Kulturhochburg inszeniere. "Heute zeigen wir Solidarität mit den Angehörigen der Opfer von Hanau." Auch ihre Namen nennt Hartl:

  • Gökhan Gültekin,
  • Sedat Gürbüz,
  • Said Nesar Hashemi,
  • Mercedes Kierpacz,
  • Hamza Kurtović,
  • Vili Viorel Păun,
  • Fatih Saraçoğlu,
  • Ferhat Unvar,
  • Kaloyan Velkov und
  • Gabriele Rathjen.

Diese dürften nicht in Vergessenheit geraten. "Sie sollen uns eine Mahnung sein, dass wir stets für eine freiheitliche und weltoffene Gesellschaft kämpfen müssen und werden", so Hartl. Auch die Staatlichen Kunstsammlungen erinnern auf Twitter an die Namen der Opfer.

Über Nacht waren in Dresden mehrere großflächige Graffitis mit Namen der Opfer von Hanau und Sprüchen wie "von einem Rassisten ermordet" aufgetaucht, unter anderem an der Mauer am Elberadweg unterhalb des Landtags. (SZ)

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