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Wie viel Verdichtung verträgt Dresdens Innenstadt noch?

Überhitzte Stadtviertel sind keine Seltenheit in Dresden. Gleichzeitig wird kühlendes Grün gefällt, um Platz für Wohngebäude zu machen. Oft erfahren Anwohner erst spät von solchen Plänen. Geht es auch anders?

Von Kay Haufe
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Vor allem in der direkten Innenstadt, wie hier am Postplatz, ist in den vergangenen Jahren in Dresden enorm viel gebaut und Fläche versiegelt worden.
Vor allem in der direkten Innenstadt, wie hier am Postplatz, ist in den vergangenen Jahren in Dresden enorm viel gebaut und Fläche versiegelt worden. © Sven Ellger

Dresden. Die vergangenen heißen und trockenen Sommer haben es allen vor Augen geführt: Die zugebaute Dresdner Innenstadt erzeugt massive Probleme. Es fehlen Bäume, die nicht nur Schatten spenden, sondern über ihre Blätter auch Wasser verdunsten und so zur Abkühlung beitragen. Gebäude heizen sich auf und geben diese Wärme bis in die Nachtstunden ab, die ersehnte Abkühlung entfällt. Und nicht zuletzt wird Regenwasser nicht versickert, sondern in Kanälen aufgefangen und in die Elbe geleitet.

Wie kann künftig so gebaut werden, dass bessere Lebensbedingungen trotz wärmerer Sommer entstehen? Und wie können Anwohner besser über anstehende Bauprojekte informiert und einbezogen werden?

Ist Begrünung immer teuer?

Dach- und Fassadenbegrünungen sind Möglichkeiten, Wasser auf dem Dach zu sammeln und langsam zu versickern. Mit Pflanzen bewachsene Fassaden beschatten die dahinterliegenden Räume, kühlen sie zugleich und verbessern das dortige Klima. Aber die Begrünung kann noch mehr, sagt Landschaftsarchitektin Claudia Blaurock bei einer Diskussion der Grünen-Stadtratsfraktion am Mittwochabend. "Studien der Dachdeckerinnung haben gezeigt, dass begrünte Dächer rund fünf Jahre länger halten. Zudem reduziert eine begrünte Fassade die Kosten für den Primärenergieverbrauch bis zu 50 Prozent." Als Beispiel führte sie zwei Neubauten der Humboldt-Universität mit und ohne Fassadengrün an, an denen diese Werte ermittelt wurden.

"Ich fände es gut, wenn es ein Büro in der Stadt gäbe, was für private, städtische und institutionelle Bauherren durchrechnet, wie ein Gebäude mit Begrünung in Kombination mit Fotovoltaik am besten umzusetzen ist", sagt Blaurock.

Muss Gebäudegrün immer kompliziert sein?

Nein, sagt die Landschaftsarchitektin und hat sich Beispiele dafür an städtischen Gebäuden in Wien angesehen, wo auch denkmalgeschützte Häuser attraktive Dächer bekamen. "Dort stellt die Stadt große Pflanzkübel zur Fassadenbegrünung für jedermann zu geförderten Bedingungen zur Verfügung, in Dresden dagegen muss man Strafe zahlen, wenn den Straßenraum dafür nutzt." Da müsse sich etwas ändern.

Gute Beispiele für Gebäudegrün in Dresden sollten Beispielwirkung haben, sagte Grünen-Stadtrat Thomas Löser. Mit der neuen Begrünungssatzung, die jedoch noch nicht beschlossen ist, sollen auch private Bauherren zum klimaschonenden Bauen angeregt werden, sagt Baubürgermeister Stephan Kühn.

Wie können Anwohner besser einbezogen werden?

Oft erfahren Dresdner erst sehr spät, wenn in ihrer Umgebung gebaut werden soll, wie im Fall des Projektes Gleisbogen am Bahnhof Neustadt. Dann gibt es kaum noch Möglichkeiten, eigene Prioritäten einzubringen. Am Gleisbogen soll ein wildgewachsenes Wäldchen fallen, obwohl der Ort rund um den Bahnhof einer der wärmsten Dresdens ist. "Hier müssen wir bessere Informationswege finden, um Anwohner frühzeitig mit einzubeziehen, damit Kompromisse entstehen", sagt Thomas Löser.