Dresden. Eine Weile sah es so aus, als ob der Schatz im Keller liegen bliebe. All diese Bilder, die von einer Zeit zeugen, deren Spuren wohl jedem anhaften. Fotos, die Menschen zeigen, deren Leben nicht nur privat, sondern vor allem im Beruf aus den Fugen geraten ist.
Als Helena Heilig zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 den Anruf eines befreundeten Concierges bekam, war das der Anfang einer Erfahrung, die sie heute mit einem extra Studium vergleicht. "Er arbeitete in einem Hotel, war auf Kurzarbeit gesetzt und hatte gute Kontakte in die Gastroszene", erzählt die Fotografin. "Der Freund legte mir nahe, das, was da gerade passierte, zu dokumentieren."
Der erste Lockdown hatte Geschäfte, kulturelle Einrichtungen, Büros, Schulen und eben auch Restaurants und Bars leer gefegt. Dort standen nun die Stühle auf den Tischen.
Zunächst besuchte Helena Heilig in ihrer Heimatstadt München zahlreiche Gastronomen und fotografierte sie in deren verwaisten Gasträumen. Aus diesen Porträts sollte eine Ausstellung entstehen. Autoren hatten die Fotografien mit kurzen Texten versehen, die Bilder waren bearbeitet und gedruckt, nur gezeigt werden konnten sie nicht.
Der nächste Lockdown begann und Helena Heilig fuhr weiter, in andere Städte zu anderen Wirten, so lange, bis sie auch in Dresden ankam und schließlich 192 Porträts entstanden waren.
Auf ihrer Reise, für die sie anfangs eine digitale Mittelformatkamera ausgeliehen hatte, folgte sie Empfehlungen innerhalb der Branche. So kam ein Termin zum anderen, manchmal bis zu acht an einem Tag. "Wenn ich gewusst hätte, welche Dimension das Projekt annehmen wird, wäre es mir wohl eine Nummer zu groß erschienen", sagt sie. Zumal auch die Kosten dafür in die Höhe gingen. "Ich brauchte Geld fürs Reisen, für Übernachtungen, Technik und vor allem, um Assistenten, Bildbearbeiter und die Autoren zu bezahlen." Das Bitten um finanzielle Unterstützung lag ihr nicht. "Aber ein Freund, der sich mit Spendenakquise auskennt, zeigte mir wie's geht."
Nun gilt die Pandemie als überwunden, das Leben setzt sich so normal, wie es das schafft fort - und Helena Heilig geht mit fast 200 Fotos unter Leute, die froh sind, Corona los zu sein. Funktioniert das? "Ja, durchaus", sagt sie. "Das war eine wahnsinnig belastende Zeit, und viele Menschen haben das Bedürfnis, sie zu verdauen, auch mit den Mitteln der Kunst."
Das können sie nun in der Austellung "Wirte im Lockdown" im Dresdner Kulturpalast, die dort noch bis zum 13. Mai zu sehen ist. Ein Bildband zum Fotoprojekt ist zu 55 Euro bestellbar unter www.wirte-im-lockdown.de.