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Jüdisches Kulturzentrum in Dresden: Gemeinde fordert Planungs-Stopp

Im Streit um die Pläne für den Alten Leipziger Bahnhof meldet sich die Jüdische Gemeinde zu Dresden nun offiziell zu Wort und kritisiert Aussagen einer anderen Jüdischen Gemeinde in Dresden.

Von Andreas Weller
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Die Pläne für ein jüdisches Kulturzentrum am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden werden kontrovers diskutiert.
Die Pläne für ein jüdisches Kulturzentrum am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden werden kontrovers diskutiert. © René Meinig

Dresden. Die Stadt plant ein jüdisches Kulturzentrum am Alten Leipziger Bahnhof und hat dafür bereits mehr als zwei Millionen Euro vorgesehen. Allerdings fühlt sich die Jüdische Gemeinde zu Dresden dadurch brüskiert. Deshalb fordert sie nun die Planungen "auf den Prüfstand zu stellen".

Am Alten Leipziger Bahnhof befindet sich auch das Gleis, von dem aus in der Nazi-Zeit Menschen jüdischen Glaubens von Dresden aus in Getto nach Riga deportiert wurden. Aus diesem Grund hat der Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, die in der Synagoge am Hasenberg angesiedelt ist und rund 700 Mitglieder hat, die Pläne auch in einem internen Brief an die Stadtspitze abgelehnt. "Wo einst die Rampe für Deportationen stand, ist ein Begegnungszentrum mit Café und sonstigen der Vergnügung dienenden Bestandteile unvorstellbar. Wir appellieren an die Entscheider im Rathaus, auf die Gefühle der Nazi-Opfer ohne Wenn und Aber Rücksicht zu nehmen...", heißt es darin.

Nach einem Bericht von Sächsische.de dazu bekräftigt der Vorstand der Gemeinde nun die Ablehnung und fordert einen Planungs-Stopp. "Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass die Jüdische Gemeinde zu Dresden mit ihren rund 700 Mitgliedern nicht genügend in die Planungen einbezogen wurde", heißt es in einer Mitteilung des Gemeinde-Vorstands. "Als erster Schritt sollten aber grundsätzliche Fragen geklärt werden, zumal es um Steuermittel von mehr als 2,2 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren geht."

"Sprachgebrauch stellt Seriosität gewisser Akteure infrage"

Auch auf die Äußerung der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden um Rabbiner Akiva Weingarten reagiert der Vorstand. Die Kultusgemeinde befürwortet die Pläne der Stadt generell und teilte mit: "Ein 'Jüdisches Veto' zum vorgesehen Standort Alter Leipziger Bahnhof würde zur anhaltenden Verunsicherung beziehungsweise Lähmung künftiger zivilgesellschaftlicher Aktivitäten führen und das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Dresdner Juden untergraben."

Die Reaktion darauf: "Als empörend weist die Jüdische Gemeinde zu Dresden die Aussage zurück, der Prozess zur Entwicklung eines Kultur- und Begegnungszentrums stelle eine wie auch immer geartete 'Zuverlässigkeitsprüfung der Dresdner Juden' dar. Dieser Sprachgebrauch stellt nach unserem Dafürhalten vielmehr die Seriosität gewisser Akteure infrage."

Der Alte Leipziger Bahnhof soll in den nächsten Jahren revitalisiert werden. Auch Wohnungen sollen auf dem Gelände an der Leipziger Straße entstehen.