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Die BRN muss sich neu erfinden

Die "Bunte Republik Neustadt" drohte zuletzt zu einem zweiten Stadtfest zu werden. Für einen echten Neuanfang müsste die BRN ganz neu erfunden werden - oder beerdigt. Ein Kommentar.

Von Dominique Bielmeier
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Im Aus für die BRN steckt eine Chance für ihre Wiederbelebung, kommentiert Sächsische.de-Redakteurin Dominique Bielmeier.
Im Aus für die BRN steckt eine Chance für ihre Wiederbelebung, kommentiert Sächsische.de-Redakteurin Dominique Bielmeier. © Sven Ellger (Archiv)

Dresden. Ausbrechen aus der Norm, verrückt sein, etwas Schönes, Buntes, Schrilles auf die Beine stellen, ohne dafür erst Passierschein A38 beantragen zu müssen: Dafür stand lange Zeit die "Bunte Republik Neustadt": Bei der BRN frühstückten Nachbarn sonntags zum ersten Mal gemeinsam auf der autofreien Straße, lernten sich Paare beim Tanzen vor einer der vielen kleinen Bühnen kennen und besserten Kinder ihr Taschengeld mit einem Mini-Flohmarkt auf.

Aber in den vergangenen Jahren überlagerte der Kommerz das bunte Nachbarschaftsfest, Bierwagen machten den Ständen von Anwohnern Konkurrenz, Lautsprechertürme überschallten die handgemachte Musik vom Balkon. Das Publikum, das größtenteils gar nicht aus der Neustadt kam, fand den Weg in den Kiez in vielen Fällen nur für die Alkoholorgie, bei der man danach nicht aufräumen muss. Morgens türmten sich Müllberge im Viertel, das sonst für seinen hohen Stimmanteil für die Grünen bekannt ist.

Klar, der Exzess hat immer auch zur BRN gehört. Aber zuletzt drohte diese zu einem zweiten Stadtfest auf der anderen Elbseite zu werden. Und wer die BRN der ersten Jahre gekannt hat, schaut wehmütig noch weiter zurück auf das, was das Fest mal gewesen ist.

Nun ist die Bunte Republik schon seit drei Jahren Geschichte und wird auch 2023 nicht so stattfinden können wie das letzte Mal vor der Pandemie. Das kann man bedauern, oder die Chance darin erkennen: die Chance auf einen radikalen Neuanfang mit den Werten, die den Anwohnern für ein Kiezfest wirklich wichtig sind. Dafür müssen sich Akteure finden, die bereit sind, die Bunte Republik ganz neu zu erfinden. Eine Erkenntnis dabei könnte aber auch sein: Die Neustadt wünscht sich gar keine BRN mehr.

Mail an Dominique Bielmeier