Kraftwerk Mitte: Stress nach Macho-Auftritt?

Dresden. Am Sonntag, 16. Februar, kam es frühmorgens zu einer folgenschweren Auseinandersetzung vor dem Kraftwerk Mitte in Dresden. Nach damaligen Angaben der Polizei waren zwei Brüder gegen 3.30 Uhr derart sportlich mit ihrem BMW vor dem Party-Tempel vorgefahren, dass sie noch vor Ort von Gästen zur Rede gestellt worden seien. Doch es blieb nicht beim Reden – und seit Mittwoch stehen die beiden Heranwachsenden nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Dresden, dem älteren wird auch versuchter Totschlag vorgeworfen.
Bei den Geschädigten handelt es sich um zwei Polizeibeamte aus Berlin, sie nehmen als Nebenkläger an dem Verfahren teil. Die Männer waren an jenem Wochenende in Dresden im Einsatz, um Demonstrationen rund um den Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg abzusichern.
Nachts feierten sie im Kraftwerk Mitte, natürlich in zivil. So hatten die Brüder wohl nicht ahnen können, mit wem sie sich anlegten, als sie offenbar machomäßig mit ihrem BMW vor dem Kraftwerk vorfuhren.
Nur wenig Details bekannt
Viele Details wurden zu der Auseinandersetzung zum Prozessauftakt allerdings nicht bekannt. In der Hauptverhandlung vor der Jugendkammer wurde im Wesentlichen nur die Anklageschrift gegen die beiden in Bagdad geborenen Iraker, Sajad (20) und Hussein (19) A., verlesen. Die Anklage vom Oktober dieses Jahres beschränkt sich auf den unmittelbaren Tatvorwurf, kein Wort zum Anlass der Auseinandersetzung.
So soll Sajad A. zunächst mit einem Gürtel auf die Gegner eingeschlagen haben. Dann habe sein jüngerer Bruder mit der Faust auf einen Mann eingeschlagen. Als die beiden dann am Boden miteinander rangelten und ein weiterer Beamter die Kontrahenten trennen wollte, sei er von Sajad niedergeschlagen worden. Der Beamte sei sofort bewusstlos gewesen.
Ein halbes Jahr in U-Haft
Anschließend soll der 20-Jährige mit voller Wucht gegen den Kopf des regungslos am Boden liegenden Mann getreten haben. Mit diesem Tritt habe er laut Anklage den Tod des Mannes zumindest billigend in Kauf genommen.
Sajad A. sitzt seit Juni in Untersuchungshaft. Der Prozess wurde nun angesetzt, da die turnusmäßige Halbjahres-Haftprüfung anstand. Aufgrund von Terminproblemen von Verteidigern und anderen Prozessbeteiligten wird die Beweisaufnahme erst im Februar Fahrt aufnehmen. Erst dann sei auch mit den Einlassungen der Angeklagten zu rechnen, sagte Verteidigerin Ines Kilian, die gemeinsam mit Elena Bogdanzaliew den Hauptbeschuldigten vertritt.
Der Prozess ist vorerst bis März terminiert.