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Dresdner Kosmetik: Lipfein-Laden hat eine neue gute Seele

Seit März stand das Kosmetikgeschäft Lipfein in der Dresdner Neustadt zum Verkauf. Nun verwirklicht sich Nadine Wecker dort ihren Traum, den sie noch gar nicht so lange hat.

Von Nadja Laske
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Der Naturkosmetikladen Lipfein auf der Rothenburger Straße in Dresden-Neustadt hat eine neue
Betreiberin: Nadine Wecker.
Der Naturkosmetikladen Lipfein auf der Rothenburger Straße in Dresden-Neustadt hat eine neue Betreiberin: Nadine Wecker. © Sven Ellger

Dresden. Nicht nur Lippen brauchen Pflege, auch jedes Label. Das war der erklärte Grund, weshalb die Gründerin der Marke "Lipfein", Marie Herrmann, Anfang des Jahres beschloss, ihren Laden in der Dresdner Neustadt zu verkaufen. Von dort aus hatte sie über sechs Jahre hinweg, unterstützt von ihrem Mann Georg, ihr Geschäft ausgebaut, sich mit ihren eigenen Produkten einen Namen gemacht und sie an mehr als 400 Händler bundesweit verkauft.

Doch den Laden zu betreiben kostete sie neben all den anderen Aktivitäten rund um den Vertrieb ihrer Lippenbalsame und dem anderer regionaler, nachhaltiger und ökologischer Produkte anderer Hersteller zu viel Kraft. "Die Marke Lipfein ist nicht bedroht, aber sie braucht Pflege", sagt sie im März.

Von da an stand der Laden zum Verkauf - samt Konzept, Einrichtung, Produktpalette, Stammkundschaft und Logistik. Aufmerksam darauf wurden viele. Auch die Sächsische Zeitung berichtete. Doch während zahlreiche Kundinnen und Kunden um den Lieferanten ihres Vertrauens bangten, kam Nadine Wecker ins Grübeln.

"Ich bin schon ganz lange Kundin bei Lipfein, weil mir Nachhaltigkeit und Regionalität sehr am Herzen liegen", sagt die 42-Jährige. Auf dem Social-Media-Portal Instagram hatte sie den Post gesehen, dass der Laden auf der Rothenburger Straße 1 einen neuen Betreiber sucht. "Der Gedanke, ihn vielleicht zu übernehmen, hat mich wirklich beschäftigt, aber ich habe erst einmal mit niemandem darüber gesprochen."

Schließlich liebt sie ja ihre Arbeit als Pharmazeutisch-technische Assistentin. In der Zytomanufaktur Dresden leitet sie stellvertretend die Produktion von Krebsmedikamenten. Den Beruf lernte sie in Chemnitz, dorthin war sie nach der Schule aus dem Erzgebirge gezogen, im Anschluss an die Ausbildung beruflich, aber nicht mit dem Herzen in Essen gelandet und 2001 wieder zurück nach Sachsen gekommen.

"Ich hatte nie den Wunsch, selbstständig zu sein", sagt Nadine Wecker. "Aber als der Post zum zweiten Mal auftauchte, hat mich die Möglichkeit so sehr beschäftigt, dass ich meinen Freund eingeweiht habe."

Workshops und eigene Kosmetika

Und nun ist es so weit. Nadine Wecker hat den Lipfein-Laden inzwischen gekauft und wird künftig die gute Seele dort sein. In ihrem bisherigen Unternehmen bleibt sie verkürzt angestellt und widmet sich in der nun freien Zeit ihrer neuen Herausforderung. Vorerst will sie im Laden alles so lassen, wie es ist, und ihm über die Zeit mit Bedacht und Vorsicht ihre eigene Handschrift geben.

"Sicher werde ich Produkte, die nicht gut gehen, austauschen und mich vor allem auf Seifen und Hautpflegeprodukte konzentrieren", sagt sie. Perspektivisch schwebe ihr vor, eigene Kosmetik zu kreieren und zu verkaufen. Mit ihrem Beruf hat sie die besten Voraussetzungen dafür. Auch Workshops zur Herstellung von Kosmetika will sie anbieten.

Ganz besonderes Augenmerk wird Nadine Wecker auf die Verpackungen legen, die sie in der heutigen Konsumwelt extrem stören. "Ich selbst kaufe so viel wie möglich im Unverpacktladen ein."

Am Montag steht erst einmal eine große Inventur an, ab Dienstag ist Nadine dann im Geschäft anzutreffen und freut sich auf ihre ersten Kundinnen und Kunden. Seit sich Marie Herrmann entschlossen hatte, Abschied von ihrem Baby zu nehmen, ist der Lipfein-Laden zumindest donnerstags und samstags geöffnet geblieben. Dabei wird die neue Betreiberin bleiben und kann sich vorstellen, künftig auch Dienstag- und Mittwochnachmittag ihre Ladentür aufzuschließen. "Das muss ich alles ausprobieren, es gibt noch viel zu lernen, und ich freue mich darauf."