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Wie geht es mit dem Kiesabbau in Söbrigen weiter?

Nahe an der Pillnitzer Kulturlandschaft in Dresden sollen Sand und Kies gefördert werden. Dagegen kämpft eine Initiative. Nun rückt der Termin näher.

Von Kay Haufe
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Während einer Kundgebung im Frühjahr haben Menschen gegen den Kiesabbau in Söbrigen demonstriert.
Während einer Kundgebung im Frühjahr haben Menschen gegen den Kiesabbau in Söbrigen demonstriert. © Daniel Förster

Dresden. Wer durch Dresden läuft, sieht überall Baustellen. Dafür wird unter anderem Sand und Kies benötigt. Diese Rohstoffe könnten demnächst direkt aus der Stadt kommen, denn die Kieswerke Borsberg GmbH & Co. KG wollen in Söbrigen, am östlichen Stadtrand, ein rund 32 Hektar großes Abbaufeld erschließen. Dagegen kämpft seit Bekanntwerden der Pläne 2006 eine Bürgerinitiative. Auch die Städte Dresden und Pirna haben sich gegen das Vorhaben ausgesprochen, vor allem, weil der Verlust der wertvollen Kulturlandschaft im Elbtal befürchtet wird.

Wie ist der Stand des Vorhabens?

Die Kieswerke Borsberg GmbH & Co. KG haben mit Schreiben vom 31. März 2021 beim Sächsischen Oberbergamt mit einer vollständig überarbeiteten Planunterlage "Rahmenbetriebsplan 2021 – Kies Pirnaer Elbebogen" die Planfeststellung beantragt, teilt Bernhard Cramer, der Leiter des Oberbergamtes in Freiberg mit. Die Unterlagen seien auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft worden. "Es sind noch Überarbeitungen und Ergänzungen nötig", so Cramer. Einen Zeitpunkt für die Abgabe der vollständigen Unterlagen und die dann folgende Offenlegung der Pläne kann er noch nicht nennen.

Auch Matthias Erben, einer der beiden Geschäftsführer der Kieswerke, kann noch keinen Zeitpunkt bestimmen, wann die Öffentlichkeit an den Plänen beteiligt wird. "Wir gehen aber davon aus, dass die Unterlagen im Herbst dieses Jahres offengelegt werden."

Was ist in Söbrigen genau geplant?

Die genauen Pläne der Kieswerke werden erst bekannt, wenn die Unterlagen einsehbar sind. Bisher hatte das Unternehmen davon gesprochen, jährlich rund 500.000 Tonnen Sand und Kies abzubauen. Das wird rund 15 Jahre dauern, bis die Vorkommen erschöpft sind. Die Materialien sollen über ein drei Kilometer langes und zwei Meter breites Förderband von Söbrigen nach Pirna-Copitz transportiert und dort im Werk verarbeitet werden. Das Band wird laut den Kieswerken eingehaust, um die Lärm- und Staubbelastung zu senken. Auch ein Tunnel unter der Graupaer Straße war vorgesehen. Nach bisherigen Plänen soll wochentags von 6 bis 22 Uhr und sonnabends von 6 bis 13 Uhr gearbeitet werden. Der frühere Plan, ein Kieswerk direkt in Söbrigen zu errichten, ist vom Tisch.

Wie ist der zeitliche Plan?

Wie lange das Genehmigungsverfahren dauert, kann jetzt noch nicht abgeschätzt werden, sagt der Leiter des Oberbergamtes. Das sei abhängig von den eingehenden Stellungnahmen und Einwendungen. Auch die Stadt Dresden wird erst mit der Offenlage über die Pläne informiert.

Nach Abschluss des Verfahrens ergehe ein Beschluss. Dieser behalte nach Eintritt der Unanfechtbarkeit fünf Jahre seine Gültigkeit. "In diesem Zeitraum muss mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden", sagt Bernhard Cramer. Für den Beginn des Abbaus bedarf es noch der Zulassung eines untersetzenden Hauptbetriebsplans.

Matthias Erben rechnet damit, 2023 mit dem Abbau in Söbrigen beginnen zu können.

Gibt es eine Chance, den Kiesabbau zu verhindern?

Der Freistaat Sachsen hat im Dezember 2020 Grundstücke in einer Größe von rund 30 Hektar in der Gemarkung Pillnitz an die Kieswerke Borsberg GmbH & Co. KG verkauft. Sie liegen inmitten der Abbaufläche. Das heißt, der Freistaat stellt den größten Teil des Kiesfeldes zur Verfügung.

"Die Kieswerke Borsberg GmbH & Co. KG hat als Bergrechtsinhaberin im Falle einer Abbaugenehmigung Anspruch auf den Kauf der vom Bergwerkseigentum betroffenen Flächen", hatte im vorigen Jahr die Sprecherin des Sächsischen Finanzministeriums, Sandra Jäschke, informiert. "Der Kiesabbau kann daher durch den Grundstückseigentümer nicht verhindert werden. Der Verkauf ist somit rechtlich gebunden und ohne Ausschreibung erfolgt." Der Freistaat Sachsen werde die verkauften Flächen aber erst und nur dann herausgeben, wenn der Kiesabbau genehmigt ist, so Jäschke weiter. Bis dahin würden die verkauften Flächen – wie bisher – verpachtet und landwirtschaftlich genutzt.

Die Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau in Söbrigen will nicht hinnehmen, dass die Landschaft vor den Haustüren der Anwohner zerstört wird und sie mit ständigem Lärm und Staub leben müssen.

Auch der Dresdner Stadtrat hatte den Oberbürgermeister beauftragt, im laufenden Planfeststellungsverfahren "Pirnaer Elbebogen" die ablehnende Haltung der Landeshauptstadt Dresden zum geplanten Kieswerk und dem Kiesabbau in Söbrigen mit Nachdruck und mit allen ihm und der Landeshauptstadt zur Verfügung stehenden Mitteln zu vertreten.

Im Frühjahr hatte sich auch der Chef der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen GmbH an den Leiter des Oberbergamtes gewandt, um auf die Folgen für den Pillnitzer Park hinzuweisen, die durch den Kiesabbau entstehen. Darunter das Absinken des Grundwasserspiegels, was für die durch die Trockenheit geschädigten Bäume im Schlosspark eine Katastrophe wäre. Der Park ist nur etwa einen Kilometer vom geplanten Abbaugebiet entfernt.

Laut Bernhard Cramer würden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung nicht nur die Auswirkungen der Abbau-Pläne auf die Menschen, Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, auf Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, sondern auch auf das kulturelle Erbe und die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern geprüft. "In diesem Rahmen ist auch die Pillnitzer Kulturlandschaft des Elbtals zu betrachten und zu untersuchen, wie sich das Vorhaben darauf auswirken wird."