Elf Jahre Waldschlößchenbrücke: So beliebt ist die Elbebrücke bei Rad- und Autofahrern
Dresden. Genau elf Jahre ist es her, dass die Waldschlößchenbrücke am 26. August nach einem großen Fest freigegeben wurde. Schließlich war knapp sechs Jahre daran gebaut worden. An dem Wochenende feierten das rund 190.000 Besucher, bevor ab Montag, kurz nach um eins, der Verkehr rollte. Der rollt jedoch nicht nur auf vier Rädern, sondern auch auf zwei.
Während an älteren Dresdner Elbebrücken Verkehrsversuche zugunsten von Radfahrern durchgeführt werden, gibt es auf der Waldschlößchenbrücke ein Dauerversuch. Denn nicht nur Autos werden von elektronischen Zählstellen erfasst, sondern auch jeder Radfahrer.
Die Lieblingspiste: 450.000 Radfahrer mehr als 2014
Nach der Eröffnung wurden im September 2013 knapp 63.000 Radler gezählt, im Verlaufe der Jahre immer mehr. So wurde im Juni 2016 erstmals die 100.000er-Marke geknackt. Die monatliche Zahl hat sich seit der Eröffnung mehr als verdoppelt, wie die Statistik des Straßen- und Tiefbauamtes ausweist. Der bisherige Spitzenmonat war der Juni vergangenen Jahres mit 141.810 Radfahrern.
Das Coronajahr 2020 wurde mit über 1,24 Millionen Radfahrern zum Rekordjahr, 2021 waren es knapp 1,1 Millionen und 2022 rund 1,2 Millionen. "2023 wurden 1.202.146 Radfahrer auf der Waldschlößchenbrücke gezählt, dies waren annähernd genauso viele Radfahrer wie im Vorjahr", verweist das Straßenbauamt auf die jüngste Jahresstatistik. Danach überquerten insgesamt 420.594 Radfahrer mehr die Waldschlößchenbrücke als 2014, dem ersten kompletten Jahr nach der Eröffnung.
Die Verkehrsbelastung: Autoverkehr leicht rückläufig
Beste Bedingungen bietet die vierspurige autobahnähnliche Trasse für den Kfz-Verkehr. Nach der Eröffnung rollten im ersten Monat knapp 688.000 Autos über das einst umstrittene Bauwerk. Besonders gut wurde die neue Alternative genutzt, als die Albertbrücke saniert wurde. So fuhren 2015 und 2016 in vielen Monaten mehr als eine Million Autos darüber, an Spitzentagen waren es über 39. 000. Seit der Freigabe der Albertbrücke sind es bis zu maximal 37.000 täglich.
Im Jahr 2023 überquerten laut Statistik 9.270.722 Kraftfahrzeuge die Brücke. "Dies waren circa 869.000 Fahrzeuge weniger als im Vorjahr und entsprach 95 Prozent der Verkehrsmenge des ersten vollständigen Verkehrsjahres 2014", erläutert das Straßenbauamt.
Der Nachweis: 26 Fledermäuse gefangen
Die Waldschlößchenbrücke, für die 179 Millionen Euro investiert wurden, ist Deutschlands teuerste Tempo-30-Zone. Das hat sie der seltenen Fledermaus Kleine Hufeisennase, genannt Hufi, zu verdanken. Um sie zu schützen, ordnete das Oberverwaltungsgericht Bautzen im November 2007 das nächtlich Tempo-30-Limit im Sommerhalbjahr an, das von den Blitzern überwacht wird.
Zudem wurden beiderseits der Elbe unter der Brücke jeweils 350 Meter lange ledermausautobahnen aus Purpurweiden und Schneeballsträuchern angelegt. Sie sollen Hufi & Co. unter der Brücke hindurchleiten. Allerdings zweifeln viele daran, dass es dort überhaupt Fledermäuse gibt.
Deshalb hatte die Stadt auf Veranlassung des Umweltamtes die Nutzung der Fledermausautobahn auf der Neustädter Seite untersuchen lassen. Dabei waren an den Hecken und an der Sängereiche im August 2022 Hochnetze aufgestellt worden. "Im Rahmen des Netzfangs wurden insgesamt 26 Exemplare der Fledermausarten Wasserfledermaus, Zwergfledermaus und Braunes Langohr durch Fledermausexperten nachgewiesen", erklärt das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.
Besonders mit dem Fang von Wasserfledermäusen und Braunen Langohren sei klar belegt, dass die Strauchreihen von Fledermäusen genutzt werden. "Denn bei beiden Arten handelt es sich um sehr leise rufende Arten, die sich im Elbraum mit Ultraschall an der Fledermausleitstruktur orientieren und dort entlangfliegen", erläutert das Amt.
Die Einnahmequelle: 6,2 Millionen eingeblitzt
Weit über Dresden hinaus haben die beiden rund 160.000 Euro teuren Hightech-Blitzer auf der Brücke Berühmtheit erlangt. Am Anfang gab es sogar noch Kraftfahrer, die bewusst etwas schneller fuhren, um ein besonderes Erinnerungsfoto von sich auf der Waldschlößchenbrücke zu bekommen. Diese Zeiten sind aber längst vorbei.
Seit der Brückeneröffnung bis Ende Juni wurden bereits 174.708 Kraftfahrer geblitzt, teilt das Ordnungsamt mit. Mit 131.851 war ein Großteil von ihnen in Richtung Johannstadt unterwegs, da sie dort bergab aus dem Tunnel kommen. Sie zahlten dafür Verwarnungs- und Bußgelder von knapp 6,2 Millionen Euro.
Bereits seit über drei Jahren hält BMW-Fahrer den Temporekord. Er war im Juli 2021 gegen Mitternacht aus dem Tunnel in Richtung Johannstadt brauste, als er bei 118 km/h den Blitz sah. Zulässig sind nachts 30 km/h. Als Quittung hat er 1.600 Euro Geldbuße und zwei Punkte in Flensburg bekommen. Außerdem musste er einen Monat seinen BMW stehen lassen.
Die Baugenehmigung: Kippt das Tempo-30-Limit?
Das Bundesverwaltungsgericht hatte mit der sogenannten Planfeststellung im Juli 2016 die Baugenehmigung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen EU-Richtlinien für Flora-Fauna-Habitate (FFH). Dabei wird auch geprüft, ob das nächtliche Tempo-30-Limit zum Schutz der Fledermäuse im Sommerhalbjahr auch künftig gilt. Das entscheidet letztlich die Landesdirektion Sachsen (LDS).
Die Stadt hatte die sieben Ordner umfassenden ergänzenden Planfeststellungsunterlagen mit einem Umfang von mehr als 1.400 Seiten sowie weitere erläuternde Berichte und Pläne Ende 2021 bei der LDS eingereicht. Sie lagen Ende 2022 aus. Danach gingen insgesamt acht Stellungnahmen beziehungsweise Einwände
ein. Diese wurden durch die Stadt beantwortet.
"Derzeit wertet die Landesdirektion die Einwände sowie die Gegenstellungnahmen aus", erklärt das Straßenbauamt. "In Vorbereitung des Beschlusses finden ergänzend dazu laufende Abstimmungen zu Detailfragen statt." Ein Termin, wann die Entscheidung bei der LDS fällt, stehe noch nicht fest.