Schwäne von Hund zerfleischt: Dresdner Jungschwäne verlieren Eltern

Dresden. Es sind schreckliche Bilder. Die einst so stolzen Schwäne sind tot, ihre Körper von Bisswunden übersät. Das Schwanenpaar vom Teich auf dem Ullersdorfer Golfplatz ist am Donnerstagabend wahrscheinlich einem frei laufenden Hund zum Opfer gefallen. Diesen Schluss lassen die tiefen Wunden zu.
Ein Golfspieler hatte den Geschäftsführer der Golfanlage gegen 18.30 Uhr informiert, nachdem er die toten Tiere gefunden hatte. Uwe Neumann hatte von Spaziergängerinnen gehört, dass sie am Donnerstagabend einen Mann mit frei laufendem Hund in der Nähe des Teiches gesehen hätten.
Für Neumann ist dieser Angriff auf die Schwäne furchtbar. "Wir leben auf der Anlage mit der Natur. Hier gibt es Fasane, Enten, Grau- und Nilgänse. Um sie schützen, haben wir überall Schilder aufgestellt, dass das Areal Privatgelände ist und Hunde angeleint werden müssen. Leider halten sich die wenigsten Hundebesitzer daran."
Mehrere Wege führen über die Anlage, oft sind Spaziergänger hier auch mit Hunden unterwegs. Das dulde man trotz Privatgelände, doch verweise auf die Regeln, so Neumann. "Aber 100 Hektar können wir nicht überwachen."
Jungtiere aus dem Teich gelockt und eingefangen
Es gebe immer wieder mal tote Tiere, zum Beispiel Fasane, die auf dem Golfplatz gefunden werden. "Aber wir gehen nicht jedem Vorkommnis nach, es leben ja auch Füchse auf der Anlage oder die Tiere sterben an natürlichen Ursachen." Doch im Fall der toten Schwäne wollte Neumann gemeinsam mit dem Ullersdorfer Jagdpächter und dem Dresdner "Schwanenvater" Thomas Eißer an die Öffentlichkeit gehen. Die Folgen der Achtlosigkeit der Hundebesitzer sind dramatisch.
Sechs Jungen hat das Schwanenpaar, die um den 1. Juni herum geschlüpft sind. Thomas Eißer war eine Woche später vor Ort in Ullersdorf, um zu sehen, wie es mit dem Nachwuchs geklappt hat. Er, der alle Dresdner Schwäne beringt, kennt das Paar, das schon seit drei Jahren am Teich der Golfanlage lebt, schon länger. "Voriges Jahr hatten sie sieben Jungen, eines hat nicht überlebt, die anderen haben sich prächtig entwickelt."
Doch die diesjährigen Jungtiere sind noch zu klein, um allein auf dem Teich überleben zu können, und wären ungeschützt gegen Angriffe von Füchsen oder Waschbären. "Die sind zwar gut entwickelt, wiegen alle um die vier Kilogramm, aber allein schaffen sie es nicht."
Bis Oktober werden junge Schwäne in Kaditz aufwachsen
Deshalb war Eißer mit Helfern am Freitagnachmittag am Ullersdorfer Golfplatzteich, um den Nachwuchs einzufangen und in die Wildvogelauffangstation nach Dresden-Kaditz zu bringen. Deren Leiterin Ronja Fulsche ist mit ihm in den Teich gestiegen, in dem nur knietiefes Wasser steht. Gemeinsam haben die beiden die Vögel an Land getrieben, wo schon drei weitere Helfer warteten und die Schwäne eingefangen haben. "Das hat super geklappt." Im Kofferraum von Eißers Auto ging es dann nach Kaditz.
Dort kümmern sich Fulsche und ihre Mitstreiter jetzt um die sechs Schwanen-Waisen. Gerade ist eine große Voliere frei geworden, in denen bisher Enten aufgepäppelt wurden. Bis Oktober werden die Schwäne hier aufwachsen, dann dürften sie flügge sein, sagt Thomas Eißer. "Wahrscheinlich werden wir sie dann an der Elbe rauslassen, wo sie selbst entscheiden können, wo sie leben wollen."

Zeugenaufruf an Passanten: Wer hat etwas gesehen?
Der Ullersdorfer Jagdpächter Liebig will jetzt umfangreiche Recherchen anstellen, um den Hundebesitzer ausfindig zu machen, dessen Tier die Schwäne gerissen hat. Liebig wird sich an die Jagdbehörde wenden mit der Bitte, dass die Wilderei offiziell zur Anzeige gebracht wird. "Denn Wilderei ist es", sagt Eißer. Höckerschwäne gehörten zum jagdbaren Wild, die Tiere gehören dem Jagdpächter des Areals. "Und zusätzlich ist es ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz", setzt Eißer nach.
Liebig erlebe in seinem Gebiet immer häufiger Verstöße von Hundebesitzern in der Brut- und Setzzeit, indem sie ihre Tiere unangeleint laufen lassen. In der Folge müsse er oft Kadaver entsorgen. Er konstatiert Ignoranz und Egoismus. "Aber in unserem Fall hat die Zusammenarbeit vom Golfplatz, dem Jagdpächter und mir hervorragend geklappt. Hoffen wir, dass der Verursacher gefunden wird", sagt Thomas Eißer.
Passanten, die am Donnerstagabend auf der Golfanlage unterwegs waren und etwas gesehen haben, das zur Aufklärung des Dramas um das Schwanenpaar beitragen kann, werden gebeten, sich per E-mail an [email protected] zu wenden. Die Redaktion leitet die Informationen an den Jagdpächter weiter.