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Sensenmänner auf Dresdens Hauptstraße

Fünf kleine Darstellungen des Todes lassen derzeit Spaziergänger staunen. Aber warum kehren auf die sonst leeren Sockel keine barocken Skulpturen zurück?

Von Dominique Bielmeier
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Sensenmann ohne Sense: Den kleinen Toden ist bereits manches Accessoire abhanden gekommen.
Sensenmann ohne Sense: Den kleinen Toden ist bereits manches Accessoire abhanden gekommen. © SZ/Dominique Bielmeier

Dresden. Zwei Männer bleiben vor der kleinen grauen Figur auf dem Sandsteinsockel stehen, einer beugt sich neugierig zu ihr nach unten, wohl um zu sehen, was sich unter der Kapuze verbirgt, die ihr tief ins Gesicht reicht. Darunter ist alles schwarz, denn der Umhang verhüllt nichts, sondern scheint von ganz alleine zu stehen, wie von Geisterhand. Das Urteil des Mannes steht trotzdem fest: Sicher irgendwas aus Star Wars, vielleicht ein Jedi-Ritter, erklärt er seinem Begleiter. Auch als er eine weitere ähnliche Figur auf einem Sockel gegenüber entdeckt, lässt er sich von dieser Interpretation nicht abbringen.

Andere Spaziergänger, die am Samstagnachmittag über die Allee der Hauptstraße in der Inneren Neustadt schlendern, kommen zu einem anderen Urteil: Bei den kleinen Figuren - insgesamt sind es fünf Stück zwischen Ritterstraße und Obergraben - handelt es sich um eine Darstellung des Todes. Eine von ihnen trägt eine kleine Waagschale, eine andere eine Laterne, eine dritte etwas, das aussieht wie eine Schlinge, aber wohl mal eine Hundeleine war. Nur der Hund ist offenbar mittlerweile abhanden gekommen. Eine Figur sieht schon etwas mitgenommen aus, so als hätte jemand versucht, sie vom Sockel zu reißen. Und der Jedi-Ritter, den der Mann zu erkennen glaubte, besaß Anfang Juni, als die Figuren offenbar aufgestellt wurden, noch eine kleine Sense, wie das Neustadt-Geflüster berichtet.

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