Dresden. Im Sommer soll der Abriss der alten Steintribüne im Heinz-Steyer-Stadion begonnen werden. Der Umbau zu einer Multifunktionsarena ist dem Stadtrat so wichtig, dass er das Projekt über einen Kredit finanziert.
Bis dahin soll das Sachsenbad längst an einen Investor verkauft sein. Die Stadt gebe damit ein bedeutendes Baudenkmal auf, nachdem sie es jahrelang verfallen ließ - kritisiert die Bürgerinitiative "Endlich Wasser ins Sachsenbad". Ein Streit um die Schwerpunktsetzung in Dresden.
Die Sanierung des Heinz-Steyer-Stadions ist beschlossene Sache. Für 37 Millionen Euro wird das Stadion zur Arena, in der viele Vereine ihre Wettkämpfe und Punktspiele austragen sollen. Die Firma für den Umbau ist gefunden. Der Stadtrat hat dem zugestimmt und mit dem Haushalt auch beschlossen, dass der Umbau per Kredit finanziert und von einer städtischen Gesellschaft abgewickelt wird.
Die Sanierung wird bis 2023 dauern. Bis dahin war es ein langer Prozess und auch das Steyer-Stadion musste lange dahin dümpeln - wie andere Projekte. Ein mindestens so prominentes Bauwerk - das Sachsenbad - soll nun aus städtischer Hand gegeben werden.
Ist das Sachsenbad unverzichtbar für Dresden?
Genau das stört unter anderen die Mitglieder der Bürgerinitiative, die sich für die Wiederbelebung des Bades in Pieschen einsetzt. "Für den Stadtrat ist es offensichtlich kein Problem, für den spektakulären Umbau des Heinz-Steyer-Stadions mal schnell kreditfinanziert viele Millionen Euro locker zu machen", so Christian Helms von der Initiative. Dazu kämen dann noch jährliche Folgekosten.
Für das Stadion bestehe nach dem Neubau der Nordtribüne kein zwingender Handlungsbedarf und Dresden habe mit dem Rudolf-Harbig-Stadion bereits ein modernes Stadion. "Dagegen wurde die dringend notwendige Sachsenbad-Sanierung wegen angeblich fehlender Finanzmittel immer wieder abgelehnt, werden die Bürger seit 27 Jahren mit Versprechungen hingehalten", kritisiert Helms. "Dem Gemeinwohl wäre es dienlicher, bei der Steyer-Stadion-Modernisierung etwas kürzer zu treten, damit es auch noch für das Sachsenbad reicht."
Stattdessen solle es aber möglichst schnell verkauft werden. "Das Sachsenbad ist ein Denkmal der sozialen Verantwortung, erbaut im Arbeiterviertel Pieschen in den schweren Jahren zwischen Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise!" Zudem sei es ein Baudenkmal der Bauhaus-Moderne.

Die Stadt hat einen Investor für das Sachsenbad gefunden, der daraus einen Bürokomplex mit Sauna machen will. Der Verkauf soll vom Stadtrat demnächst beschlossen werden. Strittig ist noch, ob zuvor ein Bürgerforum dazu durchgeführt wird. Das war geplant, musste aber wegen der Corona-Beschränkungen abgesagt werden. Die städtische Stesad hatte vor einigen Jahren eine Studie zum Bad erstellt, wonach mindestens 20 Millionen Euro investiert werden müssten, um das Bad wiederzubeleben. Zudem soll eine neue Studie erstellt werden.
"Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Entscheidung sind deshalb die Ergebnisse der Untersuchung", fordert Helms. "Der Stadtrat ist es den Bürgern schuldig, dass sie im Bürgerforum vorgestellt und diskutiert werden." Das Sachsenbad sei für die soziale und städtebauliche Entwicklung unverzichtbar.
Zudem werde ein Bad für Dresdens Nordwesten "unbedingt benötigt". Ein Verkauf verringere die Handlungsspielräume demokratisch legitimierter Gremien, sei ein Verlust von Bürgermitbestimmung und damit von Demokratie.
Ist Dresdens Stadträten das Stadion wichtiger?
"Das kann man nicht miteinander vergleichen", sagt CDU-Stadtrat Veit Böhm. "Das Stadion wurde schon ganz lange geplant und war finanziert." Nun habe sich eine Mehrheit des Stadtrates entschieden, eine "andere Art der Finanzierung" zu wählen. "Es gibt einen Auftrag des Stadtrates, das Stadion zu sanieren", so Böhm. Beim Sachsenbad gibt es diesen nicht und es fehle die Finanzierung.
Komplett anders sieht das Linke-Stadtrat Tilo Kießling. "Für manche ist das Stadion offensichtlich wichtiger - für mich nicht." Er stelle eine "erstaunliche Feindschaft" gegenüber dem Sachsenbad in Teilen des Stadtrates fest. "Die Studie der Stesad zeigt, dass ein Betrieb als Bad nahezu kostenneutral möglich wäre, aber CDU und Grüne haben beschlossen, dass es keinerlei Zuschüsse der Stadt geben soll - das ist ein Schlag ins Gesicht der Pieschener." Der Rat solle die neue Studie dazu abwarten, bevor über den Verkauf entschieden werde. "Andere Großprojekte werden durchgepeitscht, aber hier soll ein Denkmal verkauft werden, dass die Stadt sich sichern müsste."