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Weltrekord in Dresden geglückt, Spendenaktion für krankes Kind geht weiter

Dresden hat den längsten Stollen der Welt. Doch der eigentliche Zweck der Aktion wurde nicht erreicht. Gibt es eine zweite Chance?

Von Moritz Schloms
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Emil Reimann hat 1.020 Meter Stollen gebacken, um einem kleinen Jungen zu helfen. Louis hat einen Gendefekt, seine Familie braucht einen rollstuhlgerechten Transporter.
Emil Reimann hat 1.020 Meter Stollen gebacken, um einem kleinen Jungen zu helfen. Louis hat einen Gendefekt, seine Familie braucht einen rollstuhlgerechten Transporter. © Christian Juppe

Dresden. "Dresden ist so eine wunderschöne Stadt" schwärmt Katja Schuchardt-Beil als sie sich auf dem Theaterplatz umschaut. "Ich bin erst das zweite Mal hier, aber es ist so schön." Die 42-Jährige ist die Mutter von Louis. Der Siebenjährige sitzt im Rollstuhl, hat einen angeborenen Herzfehler und kein Sprachverständnis. Louis leidet an einem seltenen Gendefekt, dem MED-13-L-Syndrom. "Er ist orientierungslos, hat Pflegegrad 5 und muss rund um die Uhr betreut werden", sagt seine alleinerziehende Mutter. Um sich besser um ihren Sohn kümmern zu können, braucht sie einen behindertengerechten Transporter. Das Geld dafür verwehrte ihr das Amt ihrer Heimatstadt in Thüringen. "Ich war verzweifelt", sagt die Mutter von insgesamt vier Kindern.

Dann kam das "Rekordteam" ins Spiel. Der gemeinnützige Verein organisiert jedes Jahr Weltrekordversuche für einen guten Zweck. "Wir brechen Rekorde, um Kindern zu helfen", sagt Organisator Bernd Lehmann.

"Wir haben unser Spendenziel klar verfehlt"

Auch dieses Jahr hatte das Team Erfolg, es wurde: der längste Stollen der Welt. Gebacken in der Stollen-Hauptstadt Dresden, wie Rekordrichter Olaf Kuchenbecker meint. Mit einer Länge von 1.020 Metern und einem Gewicht von 6,5 Tonnen nimmt der Riesenstriezel fast den gesamten Theaterplatz ein. Gebacken wurde er von der Traditionsbäckerei Emil Reimann. 8.000 Stollen mit einer Länge von jeweils 12,5 Zentimetern, das alles neben dem Normalbetrieb und auf eigene Kosten, trotz steigender Preise.

Peter Rothmann, Geschäftsführer der Großbäckerei Emil Reimann: "Wir haben uns gesagt: Wir ziehen das durch. Egal, wie teuer das wird."
Peter Rothmann, Geschäftsführer der Großbäckerei Emil Reimann: "Wir haben uns gesagt: Wir ziehen das durch. Egal, wie teuer das wird." © Christian Juppe

Doch was klingt wie ein Happy End, ist keins. Die 8.000 Stück sollten im Anschluss für jeweils 13 Euro verkauft werden, um den rollstuhlgerechten Transporter für Louis zu finanzieren. Ein solches Auto kostet fast 60.000 Euro, so Bernd Lehmann. Der Organisator zeigt sich zerknirscht: "Wir haben nur knapp 1.000 Stollen verkauft." Damit haben wir 12.000 Euro eingenommen. "Für den riesen Aufwand ist das Ergebnis schon enttäuschend." Ein Fußballverein aus Thüringen, der Heimat von Louis, habe für das Kind noch 4.000 Euro gesammelt. Die insgesamt 16.000 Euro sind aber weniger als erhofft. "Wir haben unser Spendenziel klar verfehlt", sagt Bernd Lehmann.

Viele fleißige Hände halfen am Samstag auf dem Theaterplatz aus, damit der Weltrekordversuch in Dresden gelingen konnte.
Viele fleißige Hände halfen am Samstag auf dem Theaterplatz aus, damit der Weltrekordversuch in Dresden gelingen konnte. © Christian Juppe

Der restliche Stollen wurde natürlich nicht weggeschmissen, sondern gespendet. Ein Teil ging an die Dresdner Tafel, die damit eine Kinder-Weihnachtsfeier kulinarisch versorgen will. Auch die Dresdner Feuerwehr nahm Ware entgegen, verteilte den Stollen an Dresdner Krankenhäuser. "Alle haben was davon, aber Louis soll jetzt leer ausgehen?", fragt Bernd Lehmann.

Die Spendenaktion läuft weiter

Das Rekordteam will noch nicht aufgeben und bittet jetzt um Spenden für den Transporter mit Rampe. "So ein Auto wäre eine riesige Erleichterung für meinen Alltag", sagt Louis Mutter. "Ich darf wegen einer Operation eigentlich nur fünf Kilo heben, kann Louis aber nicht im Rollstuhl in mein Auto hineinrollen." Also muss sie ihn doch heben, zulasten ihrer eigenen Gesundheit. "Was soll ich denn machen als alleinerziehende Mutter?"

Die Organisatoren der Aktion hoffen wenigsten auf genug Geld, einen gebrauchten Transporter kaufen zu können.

Auch Emil Reimann muss verzichten. Eigentlich war geplant, dass der Stollenbäcker wenigstens 20 Prozent der Materialkosten aus dem Stollenverkauf wieder einnehmen kann. Doch bei den geringen Verkaufszahlen ging der Bäcker leer aus.

Aber wenigstens für Louis soll jetzt noch gesammelt werden. "Wenn wir mit der Spendenaktion das Geld zusammenkriegen, dann hat die Sache doch noch ein gutes Ende", sagt Organisator Bernd Lehmann.

Spendenkonto: Rekordteam e. V. ,IBAN: DE68 8305 0000 0014 4703 90, Sparkasse Gera-Greiz, Stichwort: Louis