Dresden will Klima-Pilotstadt werden

Dresden. Nachdem jüngst bekannt wurde, dass Dresden seine eigenen Klimaziele in den vergangenen Jahren verfehlt hat, bewirbt sich die Stadt nun für ein EU-Projekt mit dem Titel "100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030." Laut Verwaltung will die EU die ausgewählten Pilotstädte bis ins Jahr 2030 dabei unterstützen, Ideen zur Klimaneutralität zu erarbeiten und umzusetzen. Insgesamt hätten 377 Städte ihr Interesse bekundet, hieß es in einer Mitteilung der Stadt am Freitagvormittag.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sagte: "Der Klimawandel und die Klimaanpassung werden für die Städte eine der größten Herausforderungen der Zukunft sein. (...) Das Thema geht uns alle an." Bereits 2005 hatte die Stadt festgelegt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 alle fünf Jahre um zehn Prozent zu senken. Eine aktuelle Untersuchung zeigt jedoch, dass Dresden weit unter den eigenen Ansprüchen bleibt. Demnach hat sich der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis 2018 kaum verändert.
Von den 3,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid, die Dresden jährlich ausstößt, stammt etwa Hälfte aus der Wirtschaft. Jeweils ein Viertel der Treibhausgase entfallen auf die Dresdner selbst und den Verkehr. Kommunale Einrichtungen wie Schulen, Rathaus oder Universitäten stoßen dagegen mit einem Anteil von zwei Prozent am wenigsten aus.
LED-Lampen sollen Energieverbrauch senken
Der Begriff der Klimaneutralität, so Hilbert, sei für viele Menschen noch sehr abstrakt. Angesichts steigender Energiepreise schwinde zudem die Zustimmung für einige Maßnahmen. "Hier wollen wir im Rahmen der EU-Mission neue Wege gehen. Stadt und Umland, Wissenschaft und Forschung, klassische Wirtschaft und innovativer High-Tech-Industrie – dies alles bietet exzellente Möglichkeiten, unsere Stadt klimafreundlicher zu gestalten."
Demnach soll der hohe Energiebedarf der Dresdner Industrie künftig mehr aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Wind- und Solarkraft werden Hilbert zufolge eine größere Rolle spielen. Dies erfordere mehr Speicheranlagen. Das Fernwärmesystem werde an die erneuerbaren Energien angepasst.
Im Hauptstraßennetz sollen LED-Lampen den Energieverbrauch senken, auch dank Nachtstromeinsparung. Um Radfahren attraktiver zu machen, plant die Stadt 480 neue Baumaßnahmen, wobei auch die Verkehrssicherheit steigen soll. Bis 2030 sollen Straßenbahnen die meistbefahrenen Buslinien ersetzen, zum Beispiel auf der Strecke Plauen-Johannstadt.
Entscheidung fällt im Frühjahr 2022
Auch beim Thema Müll wolle die Stadt neue Wege gehen. Die Verwaltung spricht von einer "Digitalisierung des Managements in der Abfall- und Wertstoffsammlung". Datenbanken sollen verknüpft, Planungssysteme optimiert werden. "Das Schließen von Energie- und Stoffkreisläufen und die Weiterentwicklung von Smart-City-Anwendungen sind ebenso vorgesehen wie innovative Mobilitätskonzepte", heißt es weiter.
Ob Dresdens Bewerbung angenommen wird, entscheidet sich im Frühjahr 2022. Falls die Stadt den Zuschlag erhält, würde Dresden gemeinsam mit der EU-Kommission einen sogenannten "Climate City Contract" (CCC) entwickeln, ein Strategiedokument. (pc/luz)