Neue Anlage für Flamingos im Zoo Dresden

Dresden. Die große Baustelle ist schon von der Tiergartenstraße gut zu sehen: Wo sonst Stockenten und andere kleine Wasservögel ihre Runden auf dem Teich drehten, entsteht derzeit im Dresdner Zoo die neue Anlage für die rosa leuchtenden Kuba-Flamingos. Das Besondere daran: Besucher können künftig in die Voliere hineingehen und die Vögel quasi hautnah erleben. Diese werden sich das neue Domizil mit Rosalöfflern und Roten Sichlern teilen.

Zimmerer Matthias Klemm erledigt die letzten Arbeiten an der hölzernen Aussichtplattform und den drei Stegen, die über die Wasserfläche führen. Auch die Zugänge sind schon fertig, es gibt jeweils eine Schleuse vom Streichelgehege und von der Ara-Voliere aus. Der obere Teil des großen Netztes, das die Anlage umspannt, ist schon fertig, nun folgen die Seitenteile, wie Kurator Matthias Hendel verrät.

Das Netz hängt an einer zehn Meter hohen Mittelpylone und an acht Außenpylonen. Eigentlich sollte es schon eher fertig sein, aber die Produktion und Lieferung des Netzes hatte sich verzögert. Damit verschiebt sich nun auch der Umzug der 68 erwachsenen Flamingos und ihres Nachwuchses, der nun nicht wie geplant in den Herbstferien stattfindet, sondern erst Anfang November.
An diesem Donnerstag gehen auf der neuen Anlage zunächst die Teich- und Landschaftsbauer ans Werk. Sie dichten den Teich mit Lehm und Ton ab, was wiederum nur geht, wenn es nicht regnet, erklärt Hendel. Außerdem gestalten die Handwerker auf der 1.500 Quadratmeter großen Anlage Brutinseln und den kleinen Futterteich. Fast fertig ist das 130 Quadratmeter große Winterhaus, wo nun im Inneren noch Fliesen und ein Gummifußboden verlegt werden. Erhöhungen und Vertiefungen im Gummi sollen Lehm, Sand und Matsch nachempfinden, sodass die Vögel ein möglichst naturnahes Zuhause bekommen.

Das Winterhaus wird dann auch die erste Station nach dem Umzug sein, in der sie gut eine Woche eingewöhnt werden. So lange wird es auch dauern, bis der Teich komplett mit Wasser gefüllt ist. In dieser Zeit dürfen die Flamingos ein Vorgehege nutzen, denn perspektivisch sollen sie auch den Winter über auf der Außenanlage sein. Ist das nicht zu kalt für die exotischen Tiere? "Die Lufttemperatur ist gar nicht so problematisch, bei Minus fünf Grad halten es die Vögel draußen gut aus", sagt Matthias Hendel. Wichtiger ist ein eisfreier Teich - und dabei ist Erfindungsreichtum gefragt. Mit einer selbst gestalteten Anlage aus Pumpen wird das Wasser umgewälzt, sodass es nicht zufriert. "Das müssen wir ausprobieren. Mal sehen, ob's klappt."
Im vergangenen Winter waren die Flamingos gar nicht in ihrem Winterhaus, im Jahr davor nur für eine Woche, als die Temperatur auf Minus zehn Grad sank. Empfindlich sind eigentlich nur die von Federn unbedeckten Stellen an den Beinen.

Und wie ziehen die Flamingos um, wenn die neue Anlage fertig ist? "Wir hatten überlegt, sie in einen Anhänger zu treiben und das kurze Stück zu fahren." Aber dann entschieden sich der Kurator und die Pfleger doch dafür, den Umzug händisch über die Bühne zu bringen. Das heißt: Alle Tiere werden ins alte Winterhaus getrieben und dort einzeln gefangen. In einer Art Menschenkette werden sie auf unterschiedliche Dinge untersucht: die Füße werden kontrolliert, die Ringe angepasst, der Gesundheitszustand gecheckt und die Unterlagen zu den einzelnen Vögel geprüft. "Das bietet sich jetzt einfach an." Wehrhaft sind die grazilen Vögel nicht, sagt Matthias Hendel. Die größte Gefahr ist, dass sie sich an den langen Beinen verletzen.

Mit dem Flamingo-Umzug in die Nähe des Eingangs ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum dringend benötigten neuen Orang-Utan-Haus geschafft. Die großen Menschenaffen sollen ein größeres und artgerechteres Domizil neben ihrem jetzigen Haus und auf der Fläche der alten Flamingo-Anlage bekommen. Einen konkreten Termin gibt es noch nicht, derzeit wird an den Planungen gearbeitet und der Bauantrag vorbereitet.