Dresden
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Hier kocht niemand sein eigenes Süppchen

Das Dresdner Projekt "Zur Tonne" rettet Lebensmittel vor dem Abfalleimer - und sucht nach Unterstützung auf dem "Marktplatz der guten Taten".

Von Henry Berndt
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Es darf gekocht werden: Mit ihrem Projekt "Zur Tonne" leistet Stefanie Nünchert ihren Beitrag gegen die grassierende Lebensmittelverschwendung.
Es darf gekocht werden: Mit ihrem Projekt "Zur Tonne" leistet Stefanie Nünchert ihren Beitrag gegen die grassierende Lebensmittelverschwendung. © Marion Doering

Dresden. In dieser Küche fehlt es an nichts - höchstens an Köchen. Erst vor wenigen Wochen konnten sich die Macher hinter dem Dresdner Projekt "Zur Tonne" über die neue voll ausgestattete Küche freuen, die in einem Raum eingebaut wurde, der zur Zentrale der Dresdner Tafel auf der Zwickauer Straße gehört.

Zwar gehört "Zur Tonne" nicht direkt zur Tafel, ist aber als Partner eng mit dem Verein verbunden. Häufig bekommt die Tafel nämlich weit mehr Lebensmittel gespendet, als sie überhaupt verteilen kann. Warum nicht den Rest verarbeiten und verkochen?

Vor drei Jahren ging das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung beim Wettbewerb "Zukunftsstadt Dresden" an den Start und gewann damals mit großem Abstand den Publikumspreis. Offenbar wollten viele Menschen nicht mehr tatenlos mit ansehen, wie in Deutschland pro Sekunde mehr als 300 Kilogramm genießbare Lebensmittel weggeworfen werden.

Was bei "Zur Tonne" mit Stefanie Nünchert als Initiatorin begann, ist in drei Jahren zu einem Team aus drei Mitarbeiterinnen und zahlreichen Unterstützern gewachsen. In "normalen" Zeiten zogen sie mit einer mobilen Küche durch die Stadt, kochten gemeinsam und vermittelten ganz nebenbei ihre Botschaft. Auch in Restaurants mietete sich das Projekt ein.

"Seit Beginn der Corona-Krise ist dieses Miteinander natürlich schwieriger umzusetzen", sagt Maria Funke. Die 37-Jährige hat Soziologie studiert und engagiert sich seit zwei Jahren bei "Zur Tonne". Gerade versucht sie, Ersatz für die ausgelaufenen Fördergelder zu finden.

Auch die "supermoderne tolle Gastro-Küche" auf der Zwickauer Straße hilft sehr weiter. Vor und bei Workshops und anderen Veranstaltungen hier ist die Verpflegung der Teilnehmer damit gesichert - und gleichzeitig wird das richtige Signal gesetzt. Sein eigenes Süppchen kocht hier niemand.

Ehrenamtliche gesucht

Um weitere Workshops zu organisieren - oder einfach nur fleißig mit zu schnippeln - sucht "Zur Tonne" nun neue Unterstützer. Eine Veranstaltung an diesem Mittwoch kommt dafür genau zur richtigen Zeit: die Ehrenamtsbörse auf dem Campus der TU Dresden.

Bei diesem "Marktplatz der guten Taten" werden sich über 30 Dresdner Vereine, Initiativen und Einrichtungen vorstellen und von 16 bis 20 Uhr um neue Mitmacher werben.

Die Angebote richten sich an alle Dresdner, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, vor allem aber an junge Leute wie Studierende, Auszubildende und Schulabsolventen.

Die Möglichkeiten zum Engagement sind vielfältig: Im Kinder- und Jugendbereich benötigen Patenschaftsprogramme sowie Freizeit- und Bildungsprojekte helfende Hände. Vereine mit Begegnungs-, Beratungs- und Kursangeboten für Senioren sind auf der Suche nach Unterstützung. Außerdem werden viele junge Initiativen an der Börse teilnehmen, die Mitstreiter für neue Umwelt- und Tierschutz-Projekte suchen.

Neben "Zur Tonne" sind unter anderem die AWO, Fridays for Future, die Johanniter, der Kinderschutzbund, das Repair Café und die Seniorenakademie auf der Wiese hinter dem Hörsaalzentrum, Bergstraße 64, dabei.

Die Ehrenamtsbörse wird von der Freiwilligenagentur ehrensache.jetzt der Bürgerstiftung Dresden in Kooperation mit der TU Dresden veranstaltet. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zur Ehrenamtsbörse am 14. Juli von 16 bis 20 Uhr und das komplette Programm gibt es hier.

Die Freiwilligenagentur ehrensache.jetzt der Bürgerstiftung Dresden ist die Beratungs- und Vermittlungsstelle für Ehrenämter in der Stadt. Das Team informiert online, am Telefon und im persönlichen Gespräch.