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Dresdner ärgern sich über stinkende Ginkgo-Früchte

Es gibt sogar eine Ginkgo-Allee in Dresden, deren Bäume zum Naturdenkmal erklärt wurden. Derzeit gibt es dort und an anderen Straßen Geruchsprobleme.

Von Kay Haufe
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Gleich eine ganze Allee von Gingkobäumen wächst auf der Hans-Sachs-Straße in Pieschen.
Gleich eine ganze Allee von Gingkobäumen wächst auf der Hans-Sachs-Straße in Pieschen. © Marion Doering

Dresden. Er hat hübsche Blätter, stellt kaum Ansprüche an seine Umgebung, kommt mit Trockenheit zurecht und sein gelbes Laub ist im Herbst ein Hingucker: Eigentlich ist der Ginkgo der ideale Stadtbaum, wären da nicht die Früchte seiner weiblichen Vertreter. Sie stinken wortwörtlich zum Himmel.

Schuld daran ist der äußere, saftige Teil der Samenschale, der einen höchst unangenehmen Cocktail chemischer Substanzen enthält. Darunter stinkende Buttersäure, das Nervengift Ginkgotoxin und Ginkgolsäuren, die ätzend wirken und Kontaktallergien verursachen können, wie auf der Webseite des Botanischen Garten Dresdens nachzulesen ist.

Den äußerst unangenehmen Geruch der Früchte nach Erbrochenem haben derzeit einige Dresdner täglich in der Nase. Denn es gibt genau 651 Ginkgos, die in den Parkanlagen, auf Freiflächen und an Straßen der Stadt wachsen. Ihr Alter reicht von wenigen Standjahren bis zu über 100 Jahre alten Bäumen. Nicht alle davon sind weiblich, aber nach den Aufzeichnungen des Amtes für Stadtgrün immerhin rund 150 davon. Sie stehen unter anderem an der Franklinstraße oder der Haltestelle Lennéplatz. Auf der Hans-Sachs-Straße in Pieschen wächst sogar eine ganze Allee weiblicher Ginkgos, die vor 18 Jahren zu Naturdenkmälern erklärt wurden, aufgrund ihrer Seltenheit als Straßenbaumbestand.

Die Anwohner allerdings haben so ihre Probleme mit den "Stinkern", die jetzt massenhaft abfallen und neben ihrem üblen Geruch auch zu rutschigen Fußwegen führen. Der Geruch der Früchte sei eine Zumutung, schreibt Monika Diecke in einem Brief an die SZ. Sie erwartete von der Stadt einen Plan, alle diese Bäume zu fällen und durch andere geeignete Bäume zu ersetzen. Nur so könne die Situation nachhaltig verbessert werden.

Forderungen wie diese und Beschwerden gehen fast jährlich im Herbst im Amt für Stadtgrün (ASA) ein. Dort wurde auch schon über einen Austausch der Bäume nachgedacht. Doch insbesondere bei Alleepflanzungen wie auf der Hans-Sachs-Straße sei der Wechsel der Baumarten schwierig. Man sei bemüht, nur männliche Bäume zu pflanzen. Doch das ist nicht so einfach, denn anfangs kann man die Bäume nicht unterscheiden. Erst mit mehr als 10 Standjahren, da sind die Bäume bereits mehr als 20 Jahre alt, beginnen sie zu blühen. Die weiblichen Ginkgos tragen erst bei Erreichen der Geschlechtsreife nach 20 bis 35 Jahren Früchte, heißt es aus dem ASA. "Die Frage lautet doch eher, soll ich gesunde, stadtklimafeste und Klimawechsel angepasste Bäume fällen, nur weil sie das tun, was die Natur ihnen vorgibt?", schreibt Jörg Lange vom ASA.

Die Früchte der weiblichen Gingkobäume sind hübsch, stinken aber zum Himmel.
Die Früchte der weiblichen Gingkobäume sind hübsch, stinken aber zum Himmel. © Marion Doering

Dennoch sei die Stadt bemüht, die Anzahl weiblicher Bäume bei Neupflanzungen gering zu halten, doch da gebe es keine Sicherheit. Und um neue Bäume statt der Stinker zu pflanzen, fehlt auch das Geld. Durchschnittlich 4.700 Euro kostet eine Neupflanzung inklusive drei Jahren Anwuchspflege.

In besonders fruchtreichen Jahren unterstützt die Stadt die Anlieger an Schwerpunkten, indem die Früchte abgeschlagen und zusammengekehrt werden. Die Früchte sitzen aber sehr fest an den Zweigen und lösen sich erst nach dem ersten Frost in großen Mengen. Ein Abpflücken sei aufgrund der Größe und Menge nicht möglich, so Lange.

Er verweist darauf, dass Ginkgosamen essbar sind und die vom Fruchtfleisch befreiten Samenkerne in der asiatischen Küche Verwendung finden. Aus Fernost sind auch keine Klagen über die Geruchsbelästigung der Bäume bekannt. Dort gelten die gerösteten Kerne als Delikatesse, denen auch heilende Wirkung bei Atemwegserkrankungen zugeschrieben wird.