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Dresdner Handel kritisiert Parkgebühren

Die Stadt will die Preise deutlich erhöhen und Tagestickets ganz streichen. Einzelhandel und Verbände befürchten, dass die Kunden woanders shoppen.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer & Sandro Rahrisch
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Wer ein Parkticket in Dresden zieht, soll dafür ab kommendem Jahr deutlich mehr Geld bezahlen. Der Einzelhandel befürchtet, dass dann Kunden wegbleiben.
Wer ein Parkticket in Dresden zieht, soll dafür ab kommendem Jahr deutlich mehr Geld bezahlen. Der Einzelhandel befürchtet, dass dann Kunden wegbleiben. ©  Rene Meinig

Dresden. Wer sein Auto künftig auf öffentlichen, gebührenpflichtigen Parkplätzen  abstellen will, muss dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das zumindest sieht der Entwurf für eine neue Parkgebührensatzung in der Landeshauptstadt vor. Am vergangenen Mittwoch stellte Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) seine Pläne für eine drastische Erhöhung der Ticketpreise vor

Demnach soll eine Stunde Parken in der Innenstadt künftig drei statt 1,50 Euro kosten, der Tagestarif entfällt und gezahlt werden soll dann auch nachts. Letztlich muss der Stadtrat entscheiden, ob die Satzung ab Frühjahr 2021 so in Kraft tritt. Zuletzt waren die Dresdner Parkgebühren 2006 gestiegen.

Der Dresdner Einzelhandel steht den Plänen kritisch gegenüber. Friederike Wachtel, Chefin des Citymanagements, sieht vor allem im Zeitpunkt angesichts ausgefallener Einnahmen durch die Corona-Einschränkungen ein Problem: "Die geplante Erhöhung der Parkgebühren ist insbesondere in der aktuellen Situation denkbar ungünstig. Die derzeitigen Herausforderungen für den Dresdner Einzelhandel, die Gastronomie und die Hoteliers sind enorm." 

Es sei grundsätzlich nachvollziehbar, dass man eine Anpassung der Ticketpreise vornehmen möchte, jedoch nicht in diesem Ausmaß. Insbesondere in der durch das Coronavirus geprägten Zeit sei es wichtig, die Innenstadt so attraktiv wie möglich zu gestalten. "Eine massive Parkgebührenerhöhung ist zu diesem Zeitpunkt das falsche Signal." Besucher und Touristen, von denen viele zum Shopping nach Dresden kommen, würden damit an den Stadtrand getrieben.

Gesamtkonzept mit Park-&-Ride gefordert

Ähnlich sieht das Detlef Hamann, Geschäftsführer der Industrie-und Handelskammer (IHK). "Die IHK Dresden betrachtet die aktuellen Pläne zur Neuregelung der Parkgebühren in Dresden äußerst kritisch, weil sie schädlich für die Standortattraktivität und die Gewerbetreibenden sind." Dabei bezieht er sich auf den innerstädtischen Einzelhandel, die vielen kleinen Dienstleister sowie die Gastronomie und die Hotellerie. Er befürchtet, dass vor allem innerstädtische Geschäfte merken, dass ihre Kundschaft teilweise ausweicht, etwa in Richtung der großen Einzelhandelsstandorte am Stadtrand wie etwa den Elbepark. Und auch bei einem abendlichen Restaurant-, Theater- oder Kinobesuch gelte es künftig, die bislang nicht erforderlichen Parkgebühren mit einzukalkulieren. 

"Letztlich rächt sich jetzt, dass das Thema mehr als ein Jahrzehnt lang nicht angefasst wurde, denn gegen eine maßvolle Gebührenerhöhung hätten die meisten Gewerbetreibenden keine Einwände gehabt", so Hamann. Eine Erhöhung in einem so drastischen Umfang müsse in ein schlüssiges Gesamtkonzept eingebunden sein, das zuerst die entsprechenden Mobilitätsvoraussetzungen schafft. Hamann führt als Beispiel ausreichend große und gut gelegene Park-&-Ride-Flächen an allen großen Dresdner Einfallstraßen an. Erst im zweiten Schritt dürfe man an der Preisschraube drehen.

Hotellerie nicht unmittelbar betroffen

Hamann fordert, dass sich die Stadt vielmehr Gedanken darüber machen solle, wie die jetzt schon durch Bebauungen wegfallenden, großen Parkflächen etwa am Ferdinandplatz und an der Wallstraße kompensiert werden können. Und der IHK-Chef führt einen weiteren Punkt an, denn er fragt sich, "wo in einigen Jahren die vielen Besucher Dresdens, zum Beispiel aus Tschechien und den umliegenden Landkreisen, ihre Elektrofahrzeuge werden laden können".

Mit Kritik hält auch Johannes Lohmeyer, Chef des Dresdner Tourismusverbandes, nicht hinter dem Berg. "Die Erhöhung der Parkgebühren ist sehr ärgerlich für den ohnehin schon arg gebeutelten Einzelhandel, der ja nicht nur mit dem Onlinehandel konkurriert, sondern auch zum Beispiel mit dem Elbepark." Auch die Gastronomie in der Innenstadt werde darunter leiden. Er räumt allerdings ein, dass der Tourismus nicht unmittelbar betroffen sei. "Die Hotellerie hat eigene Parkflächen, und Gäste von peripher gelegenen Hotels nutzen in der Regel den ÖPNV." Dennoch sehe der Verband die drastische Erhöhung zu diesem Zeitpunkt kritisch.

Einkaufszentren hoffen auf Stadtrat

Jürgen Wolf, Centermanager der Dresdner Altmarktgalerie, will sich dazu nicht weiter äußern. Zunächst warte er die Entscheidung des Stadtrates ab. "Ich vertraue auf das Korrektiv der Politik." Er hoffe, dass die Stadträte richtig, das heißt sinnvoll entscheiden, so Wolf. Ob er mit weniger Kunden in der Altmarktgalerie rechnet, wenn die Parkpreise deutlich anziehen, wolle er nicht kommentieren. Nur so viel: "Verkehrspolitik besteht nicht nur in einer Erhöhung der Parkgebühren." Damit ein Autofahrer aufs Fahrrad umsteige, brauche es zum Beispiel gut ausgebaute Radwege. 

Einer, der von den höheren Parkgebühren in der Dresdner Innenstadt profitieren könnte, ist Gordon Knabe. Doch der Centermanager des Elbeparks am nördlichen Stadtrand hält sich mit Prognosen zurück. Zwar bleiben die Parkplätze im Elbepark auch weiterhin kostenlos, ob das aber mehr Kunden bringe, sei schwer zu sagen. Derzeit würden etwa sechs Prozent der Kundschaft den Einkauf im Elbepark mit einem Besuch der Innenstadt verbinden. Wie viele seiner Kunden - und das sind rund zehn Millionen im Jahr - sich tatsächlich nur aufgrund der kostenlosen Parkplätze und nicht doch wegen des vielfältigen Angebots an Geschäften für den Elbepark entscheiden würden, sei schwer zu ermitteln, so Knabe. 

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