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Dresdner Helfer retten 63 Menschen aus Schlauchboot im Mittelmeer

Die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline hat gemeinsam mit den Seenotrettern von Sea Eye insgesamt 63 Menschen gerettet. Sie waren mit einem seeuntüchtigen Schlauchboot auf dem Mittelmeer unterwegs.

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Zwei Seenotrettung-Organisationen haben 63 Menschen gerettet, die auf einem seeuntauglichen Schlauchboot im Mittelmeer unterwegs waren.
Zwei Seenotrettung-Organisationen haben 63 Menschen gerettet, die auf einem seeuntauglichen Schlauchboot im Mittelmeer unterwegs waren. © Leon Sallner

Dresden. Die Besatzungen der Seenotrettung Sea-Eye und dem Dresdner Verein Mission Lifeline haben am Freitagabend 63 Menschen aus einem seeuntüchtigen Schlauchboot und damit aus akuter Lebensgefahr gerettet. Das teilte die Organisation Sea Eye mit. Unter den Geretteten waren zwölf unbegleitete Minderjährige sowie fünf Frauen. Zum Zeitpunkt der Rettung waren die Menschen bereits eineinhalb Tage auf See.

Der Seenotfall wurde am Mittag an die Behörden gemeldet und an die beiden Rettungsschiffe weitergeleitet. Nach mehrstündiger Suche konnte das Boot gefunden werden. Als die Helfer das Boot erreichten, übernahm die Crew des Schiffes die Erstversorgung. Anschließend wurden die Menschen aus dem seeuntüchtigen Schlauchboot evakuiert, um sie medizinisch betreuen zu können und die Menschen mit Essen, Trinken und warmer Kleidung zu versorgen.

Gerettete Personen hatten teils Verbrennungen

"Einige der geretteten Personen haben auf dem Schlauchboot chemische Verbrennungen durch ausgetretenes Benzin erlitten. Viele waren sehr schwach und litten unter Seekrankheit, sodass wir die Menschen zunächst stabilisieren mussten", schildert die Einsatzärztin Nour Hanna vom Verein German Doctors. Bei zahlreichen Personen seien auch ältere Verletzungen von mutmaßlich traumatischen Erfahrungen zu sehen. "Momentan sind alle Geretteten in stabilem Zustand und außer Lebensgefahr", versichert sie.

Das kleine Schlauchboot, das von den Seenotrettern auf dem Mittelmeer gefunden wurde, war mit 63 Personen völlig überladen und nicht seetauglich.
Das kleine Schlauchboot, das von den Seenotrettern auf dem Mittelmeer gefunden wurde, war mit 63 Personen völlig überladen und nicht seetauglich. © Johannes Gaevert

Der Einsatz zeige einmal mehr, wie effektiv die Zusammenarbeit innerhalb der zivilen Flotte funktioniere. "Die Flucht über das Mittelmeer ist zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich, weil das Wetter schnell umschlagen kann. Deshalb sind wir glücklich, dass die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen, zivilen Organisationen so gut funktioniert", sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea Eye.

Doch es bleibe unverzeihlich, dass diese Arbeit noch immer von zivilen Organisationen anstatt von staatlichen Akteuren organisiert wird. "Wir bleiben deshalb dabei, dass wir von der EU eine staatlich organisierte Seenotrettungsmission einfordern, die den eindeutigen Auftrag hat, möglichst viele Menschenleben zu retten", so Isler.

Lifeline: Seenotrettung aus Dresden

Um Menschen in Seenot zu retten, hat der Rettungsassistent Axel Steier Mission Lifeline gegründet. Der studierte Soziologe aus Dresden hatte im Herbst 2015 gemeinsam mit Freunden begonnen, Menschen auf der Balkanroute zu versorgen und sie in ihrer Notlage zu unterstützen. In regelmäßigen Abständen fuhren die engagierten Dresdner erst nach Serbien und dann bis nach Griechenland, verteilten dort Spenden und Lebensmittel.

Nachdem die EU-Staaten im März 2016 die Balkanroute geschlossen und die Menschen in ihrer Verzweiflung begonnen hatten, den gefährlichen Weg über das Mittelmeer zu nehmen, gründete Axel Steier zusammen mit Sascha Pietsch den Verein Mission Lifeline. Heute ist er Vorsitzender und Sprecher des Vereins.