Dresden
Merken

Dresdner Kinderdorf: Warum ein Wünschebaum so wichtig ist

Weihnachten in Familie hat für Dresdner Kinderdorfkinder eine ganz besondere Bedeutung. Ihre Träume zu erfüllen, dabei hilft jetzt auch eine Aktion im Arcotel.

Von Nadja Laske
 3 Min.
Teilen
Folgen
Zusammen mit Hoteldirektor Florian Stühmer (l.) hängen Else, Leo und Rigo ihre Wunschzettel an den Weihnachtsbaum im Arcotel. Die Kinderdorfeltern Claudia und Axel Mayer helfen dabei.
Zusammen mit Hoteldirektor Florian Stühmer (l.) hängen Else, Leo und Rigo ihre Wunschzettel an den Weihnachtsbaum im Arcotel. Die Kinderdorfeltern Claudia und Axel Mayer helfen dabei. © Marion Doering

Dresden. Diese kleine Delegation ist für Florian Stühmer ein ganz besonderer Besuch. Schon oft hat der Generalmanager des Arcotels HafenCity wichtige Gäste beherbergt. Diese aber begrüßt er ganz besonders gern, auch wenn sie gar nicht gekommen sind, um zu bleiben.

Else, Leo und Rigo haben nämlich ein sehr schönes Zuhause in Dresden. Mit ihren Eltern und Pflegeeltern Claudia und Axel wohnen sie im Albert-Schweizer-Kinderdorf in einer Klotzscher Eigenheimsiedlung. Dort sind sie im November 2019 eingezogen: Die Kinderdorfeltern mit ihren eigenen Kindern und bisher fünf Mädchen und Jungen, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren leiblichen Müttern und Vätern leben können. Demnächst kommen noch zwei Schwestern hinzu.

Claudia Mayer hält einen Stapel bunter Karten in der Hand, während sich Leo und Rigo etwas schüchtern dich an ihrer Seite halten, betritt sie die Hotellobby. Sie ist festlich geschmückt und erleuchtet. Am hellsten aber glänzt der Weihnachtsbaum, für den die fünf hier hergekommen sind.

Kinder hängen Wünsche an den Weihnachtsbaum, Freiwillige erfüllen sie

Es ist kein gewöhnlicher Tannenbaum. Noch nicht mal ein gewöhnlicher Weihnachtsbaum. Hotel-Chef Florian Stühmer und sein Team haben einen Wünschebaum aufgestellt. Das machen sie seit vier Jahren. Und das funktioniert so: Kinder, die von sozialen Trägern unterstützt werden, dürfen an die nadeligen Zweige ihre Weihnachtswünsche hängen. Die haben sie zuvor aufgeschrieben, gemalt oder auch geklebt, hübsch verpackt und damit gleichsam den Weihnachtsbaum geschmückt.

Gäste des Hauses oder auch engagierte Dresdner können sich Wünsche vom Baum pflücken und dafür sorgen, dass sie erfüllt werden. Denn, das versteht auch jedes Kind: Der Weihnachtsmann schafft es nicht, am Weihnachtstag bei allen vorbeizuschauen. Vielleicht holen seine Wichtel die Wünsche ja ab und kümmern sich um deren Erfüllung.

Hinter einem der Helferlein steckt natürlich Hoteldirektor Florian Stühmer, der schon lange in der Stadt lebt und arbeitet und jede Menge Leute kennt, die wiederum gern helfen und das gut können. Auf diese Weise seien schon insgesamt 160 Wünsche erfüllt worden, sagt er. Für seine Weihnachtsaktionen arbeitet Stühmer mit Vereinen zusammen, die sich um Kinder in schwierigen Lebenslagen kümmern. Vom Amt gibt es für ein Pflegekind 30 Euro Weihnachtsgeschenkegeld, während deutsche Eltern im Schnitt 150 Euro pro Kind ausgeben.

Nicht für jedes Kind sind Geschenke selbstverständlich

Das Anliegen des Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Sachsen e.V. ist Stühmer, der selbst einen Sohn hat, eine Herzensangelegenheit. Nicht für jedes Kind ist es selbstverständlich, beschenkt zu werden, oder täglich die Türchen eines Adventskalenders zu öffnen. Der sechsjährige Leo und der elfjährige Rigo sind stolz auf ihre Minion-Adventskalender.

Zu Weihnachten wünschen sich die Jungs Playmobil-Bausätze. "Ich mag etwas mit einem Schiff", sagt Rigo. Leo liebt Motorräder. Und umgekehrt. Mit den Sets zum Zusammenbauen können alle Kinder gemeinsam spielen. Claudia und Axel Mayers Tochter Else ist dafür zu groß. "Ich wünsche mir eine Gutscheinkarte zum Shoppen gehen", verrät sie.

Alle zusammen hoffen sie darauf, dass dieses Jahr der Weihnachtsmann auch wirklich vorbeikommt. Das war wegen Corona lange nicht möglich. "Stattdessen hat Lasse Geschenke zu uns nach Hause gebracht", erklärt Claudia Mayer. Lasse ist eine Therapiepuppe, die mit den Kindern, die aus zerrütteten Verhältnissen ins Kinderdorf gekommen sind, vieles zu besprechen hat - Schweres, aber auch so Schönes wie das ersehnte Weihnachtsfest in Familie.