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Dresdner Nachwuchs: Juniordozent im Kuppel-Labor

Wenn andere in den Ferien chillen, nutzt Fenriz eine tolle Chance. Dreimal war er bei einem Medien-Workshop für Schüler dabei. Nun leitet er ihn als Juniordozent mit.

Von Nadja Laske
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Sein seltener Vorname stamme aus dem Nordischen und bezeichne einen starken Wolf, erzählt Fenriz. Bei dem 16-Jährigen liegt in der Ruhe die Kraft.
Sein seltener Vorname stamme aus dem Nordischen und bezeichne einen starken Wolf, erzählt Fenriz. Bei dem 16-Jährigen liegt in der Ruhe die Kraft. © Sven Ellger

Dresden. Wie ist es möglich, den Horizont zu erweitern, obwohl er viel näher liegt als im richtigen Leben? Das klingt nach Sachaufgabe: Radius, Flächenberechnung, irgendetwas. Fenriz würde wenig Lust dazu haben, sie zu lösen. Mathe ist nicht seine Stärke. "Wir berechnen gerade den Raum einer Kugel", erzählt der 16-Jährige. Das findet er nervig. Dabei ist ihm genau das gelungen, wovon eingangs die Rede ist.

Als ihm vor vier Jahren vorgeschlagen wurde, in den Ferien am sogenannten Dome Lab teilzunehmen, ahnte er nicht, was auf ihn zukommt. Die Erzieher seiner Wohngruppe hatten ihm das Schülercamp vorgeschlagen, und Fenriz ließ sich darauf ein. Das ist irgendwie logisch. Denn der Teenager mit den klaren, tiefgründigen Augen ist neugierig. Viele Eltern wünschen sich, ihre Kinder hätten nur eins seiner Interessen und würden es verfolgen.

Mathematik ist es also nicht. Naturwissenschaften generell seien nicht seine Stärke, gibt der Neuntklässler zu. Die kreativen Fächer liegen ihm viel besser, noch mehr aber Sport. "Ich kann sechs Minuten im Plank bleiben", sagt er. Bei der Kraft- und Spannungsübung verharrt der Körper wie ein Brett zwischen aufgestellten Füßen und Unterarmstütz. In seiner Freizeit läuft Fenriz Parcours an den Elbhängen. Am liebsten aber trainiert er verschiedene Kampfsportarten, die er sich selbst beibringt.

Dresdner probiert sich in Sprachen, Video und Musik aus

Inspiriert hat ihn die chinesische Filmreihe "Ip Man", deren Handlung sich um den Kampfkünstler und Großmeister Yip Man dreht. Er unterrichtete die Kampfkunst Wing Chun. Chinesisch zu lernen, habe er versucht, es aber rasch wieder aufgegeben, sagt Fenriz. Dafür versucht er es nun mit Japanisch. "Ich benutze einige Bücher, und auch das Internet hilft natürlich." Inzwischen könne er schon einfache Texte schreiben, mit denen er die Songs betextet, die er gelegentlich produziert.

Film, Video, Musik, all das sind Felder, auf denen sich der Schüler auf eigene Faust ausprobiert. Auch sogenannte Slow-Motion-Videos mit Legofiguren dreht er in seiner Freizeit. Was kann ihm da besseres passieren als das Dome Lab? Darunter versteht man ein sechseinhalb Meter hohes Zelt mit einem Durchmesser von zehn Metern. Es erinnert an ein Wurfzelt zum Campen und steht in den Sommer- und Winterferien jeweils für zwei Wochen im Hygienemuseum.

Konzipiert hat es der Veranstalter Markus Richter einst für ein Medienfestival. Als es dort nicht mehr gebraucht wurde, gab er ihm eine neue Bestimmung. Nun kommt die Konstruktion jungen Leuten zugute, denen von ihren Elternhäusern nicht alle möglichen Türen aufgerissen werden können und die Förderung besonders nötig haben. Das Zelt ist dabei nur die Hülle für besagten neuen Horizont.

Technik, die begeistert

Draußen rund um das Mega-Iglu sind zahlreiche Projektoren angebracht, die ins Innere zeigen, um dort Bilder oder Videos an die Zeltwände zu werfen. Dieses Material muss zuvor entstehen, und das ist die Verantwortung der Schüler der siebenten bis zwölften Klasse, die den Workshop mit Leben füllen. Fenriz hat insgesamt dreimal dazugehört und kann gut erklären, wie diese ereignisreiche Ferienwoche abläuft.

"Anfangs überlegen sich die Teilnehmer, was genau sie erreichen wollen und wer von ihnen welche Aufgaben besonders gut übernehmen kann", sagt er. Soll am Ende ein Theaterstück, eine musikalische Aufführung, eine Performance entstehen? Und was erzählt sie, was sagt sie aus, wen spricht sie an?

"Wenn sich die Schüler darüber einig sind, schreiben sie eine Art Drehbuch, erarbeiten eine Choreografie und produzieren Foto-, Video- und Tonmaterial." Dafür sind sie in der Stadt unterwegs oder lassen sich im Hygienemuseum von den dortigen Ausstellungen anregen.

"Die eigene Kreativität auf ein ganz neues Leben heben"

"Am Ende der Projektwoche führen wir unsere Arbeit Eltern, Freunden, Lehrern und Mitschülern vor", sagt Fenriz. Diese Premiere ist der krönende Abschluss und bringt die Gruppe noch einmal mehr eng zusammen. Auch für die Sozialarbeiter, die das Dome Lab begleiten, sei das ein bewegender Anlass. Künftig wird Fenriz diesen Moment, so wie auch das Entstehen der Inszenierung, aus deren Warte miterleben.

Denn ab diesem Jahr darf er als Juniordozent arbeiten und die neuen Gruppen unterstützen. "Ich bin gefragt worden, ob ich das machen möchte und habe mich gleich dafür entschieden." Was Fenriz definitiv kann ist, anderen Schülerinnen und Schülern seine Begeisterung zu vermitteln: "Man hat hier die Möglichkeit, ganz viel zu lernen und Technik zu nutzen, die man nicht zu Hause und auch nicht in der Schule findet", sagt er, "Es ist die große Chance, die eigene Kreativität auf ein ganz neues Level zu heben."

Dome Lab, Workshop für Schüler der siebenten bis 12. Klassen, 13. bis 17. Februar und 20. bis 24. Februar, Hygienemuseum, Anmeldungen über www.domelab.de.