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Nach Brandstiftung: Dresdner Schäfer hat Winter dank Spenden gut gemeistert

Im vorigen Sommer wurden die Futter- und Gerätezelte von Frank Ringling in Dresden-Nickern angezündet. Mithilfe von Spenden hat er es geschafft, Heu und neue Zelte anzuschaffen. Und gerade ersetzt er die Mutter für ein Lämmchen.

Von Kay Haufe
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Schäfer Frank Ringling hat seine Herde inzwischen auf den Sobrigauer Apfelberg getrieben. Nun muss er das Flaschenkind Seppl aufziehen, was von der Mutter nicht angenommen wurde.
Schäfer Frank Ringling hat seine Herde inzwischen auf den Sobrigauer Apfelberg getrieben. Nun muss er das Flaschenkind Seppl aufziehen, was von der Mutter nicht angenommen wurde. © Sven Ellger

Dresden. Der Dienstag vor Ostern war ein anstrengender Tag für Schäfer Frank Ringling. Mit Helfern hat er seine Schafherde mit 88 Muttertieren und rund 100 Lämmern sowie sechs Ziegen vom Winterquartier auf dem Nickerner Trutzsch wenige Kilometer weiter hinter die Dresdner Stadtgrenze getrieben. Jetzt fressen die Schafe die Wiesen am Sobrigauer Apfelberg kurz. Doch die Herde mit den teilweise noch sehr jungen Lämmern zu lenken und zu leiten, war nicht so einfach, sagt der Schäfer.

Er ist jedoch froh, dass er die Tiere überhaupt so gut über den Winter bringen konnte. Unbekannte hatten in der Nacht zum 28. Juli seine beiden Wirtschaftszelte angezündet, in denen nicht nur Werkzeuge und ein Hänger eingelagert waren, sondern auch Heuballen, die zum Füttern seiner Schafe im Winter nötig sind. Alles war verbrannt.

Nachdem die Sächsische Zeitung darüber berichtet hatte, entwickelte sich eine unerwartete Hilfewelle. Ringling hat über 8.000 Euro an Spenden erhalten. Neben großen Spenden unter anderem vom Kaufpark Nickern, überwiesen ihm auch zahlreiche Privatpersonen rund 5.900 Euro. Eine Summe, die ihn fast sprachlos machte.

Mit dem Geld konnte er fast seinen gesamten Schaden ersetzen, hat zwei neue Zelte gekauft und Geräte. "Die große Hilfsbereitschaft der Leute war ein positiver Faktor, dass ich mit den Schafen weitergemacht habe", sagt Ringling. Denn viel Geld ist mit den "Landschaftspflegern" nicht zu verdienen. Jedes Jahr kämpfe er aufs Neue, um wirtschaftlich einigermaßen über die Runden zu kommen, sagt er.

Der Schäfer erhält Fördermittel dafür, dass seine Schafe Flächen beweiden, freilegen und regelmäßig offenhalten, sodass dort wieder mehr Artenreichtum entsteht. Außerdem verkauft er im Herbst Schaflämmer. "Es gibt inzwischen wieder mehr Menschen, die sich für naturnahe Haltungsformen und Landschaftspflege interessieren, die kaufen meine Lämmer."

Schäfer zieht Lamm "Seppl" mit der Flasche auf

Ganz ohne Heu nachzukaufen, hat es Ringling aber nicht über den relativ langen Winter geschafft und musste im Frühjahr erneut zukaufen. Doch die Preise seien in Ordnung gewesen. Jetzt wird es hoffentlich wärmer, sodass ausreichend Gras und mehr nachwächst.

Derzeit hat Ringling noch eine spezielle Aufgabe. Er zieht den kleinen Seppl mit der Flasche auf, nachts schläft das Lamm in einer Kiste bei Familie Ringling zu Hause. Der Schafbock kam als Zwillingsgeburt am 30. März zur Welt, die Mutter nahm allerdings nur das Geschwisterlamm an, ihn nicht. "Das kommt hin und wieder vor", sagt Ringling.

Seppl ist nicht sein erstes Flaschenkind. Daher weiß er, dass die Tiere so viel Zeit wie möglich in der Herde verbringen müssen, um in dieser akzeptiert zu werden. Böcke müssen dann mit fünf Monaten kastriert werden, um weiter in der Herde leben zu können. "Sonst werden sie böse, weil sie auf den Menschen geprägt sind", weiß der Schäfer.

Seine Lämmer kamen dieses Jahr recht früh, die ersten Mitte Februar. "Das war angesichts des nassen und unbeständigen Wetters nicht optimal." Ringling musste auch Verluste verkraften. Wenn die Lämmer zu groß sind, dauert die Geburt zu lange, das Lamm wird nicht mehr ausreichend versorgt und stirbt. Mitunter ist auch die Mutter danach so entkräftet, dass sie es nicht schafft.

In den kommenden Monaten wird die Herde weiterwandern auf Flächen am Heiligenborn in Leubnitz-Neuostra und in Leuben, nahe der Kiesgruben. Dort pflegen sie ebenfalls die Landschaft. Post von der Polizei hat Frank Ringling indes noch nicht bekommen. Das heißt, dass die Ermittlungen zum Brand noch nicht abgeschlossen sind. Momentan muss er die Diebstähle von mehreren Zaunteilen verkraften, mit denen er eine neue Fläche in Leuben abstecken wollte. "Die haben ganz gezielt die Pfähle und Profile gestohlen. Damit ist die Arbeit auch vieler freiwilliger Helfer zerstört."