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Dresdner Schützenverein sucht gestohlene Kanone

Um einen Kneipenpächter zu ärgern, haben unzufriedene Gäste offenbar eine Miniaturkanone mitgehen lassen. Doch die gehört gar nicht dem Wirt. Der Eigentümer hofft nun, dass die Diebe das Stück zurückgeben.

Von Nora Domschke
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Siegmar Bunk (l.) und Mathias Krüger hoffen, dass die Diebe die kleine Kanone zurückgeben. Bunk hatte sie 2003 gekauft und im Schützenhaus ausgestellt.
Siegmar Bunk (l.) und Mathias Krüger hoffen, dass die Diebe die kleine Kanone zurückgeben. Bunk hatte sie 2003 gekauft und im Schützenhaus ausgestellt. © Sven Ellger

Dresden. Siegmar Bunk gönnte sich die Kanone zu seinem Ruhestand. Mit Anfang 70 hatte er 2003 die Geschäfte in seiner Gompitzer Gärtnerei längst an die nächste Generation übergeben, um sich fortan seinem Hobby zu widmen - dem Schützenverein des Stadtteils. Da kam die Kanone - eine Miniaturnachbildung der Kanone, die am Eingang des Dresdner Pulverturms neben der Frauenkirche steht - gerade recht. "Ich hatte sie in einem Geschäft in Radeberg entdeckt und gleich gedacht: Das wäre was für den Schützenverein." Also schlägt Siegmar Bunk im November 2003 zu und kauft das gute Stück für 1.250 Euro.

Seitdem stand die Kanone immer im Schützenhaus in Steinbach, ein kleines Dorf kurz hinter Gompitz. Das Haus hatte der Verein ebenfalls 2003 ersteigert, und Bunk übernahm dort trotz seines Rentenalters die Gastronomie für einige Jahre. Die Kanone war im hinteren Teil des Gastraumes stets viel beachtetes Deko-Element, ein kleines Schild informierte über dessen bauliche Details und Besonderheiten - bis zum 23. Oktober vergangenen Jahres. Da war die Kanone am Abend plötzlich verschwunden.

Mit dem Diebstahl wohl den Falschen geschädigt

Tobias Horn ist aktueller Pächter der Kneipe und hat den Diebstahl am nächsten Tag online angezeigt. Für das Verschwinden der Kanone hat Horn auch eine mögliche Erklärung parat. "Es war ein junges Pärchen zu Gast, das bei uns gegessen hat", erinnert er sich an jenen Abend. "Ich war in der Küche und habe gekocht. Meine Mitarbeiterin berichtete mir dann, dass das Paar einen Gutschein einlösen wollte." Der sei aber von seinem Vorgänger ausgestellt worden, und zwar schon 2017.

2018 hatte Horn die Kneipe übernommen und Gutscheine seines Vorgängers aus Kulanz noch bis 2019 eingelöst. 2022 wollte er das aber nicht mehr tun. "Das hat ihnen die Kellnerin erklärt. Aber die beiden waren wohl trotzdem sauer." Als das Paar gegangen war - als letzte Gäste an diesem Abend - bemerkte Tobias Horn, dass die Kanone fehlte. "Ich habe gleich die Nachbarn verständigt und wir haben die Umgebung abgesucht." Vielleicht hatte das Paar die Kanone ja nur irgendwo versteckt. Ein kindischer Scherz, na gut, dachten sich die Gompitzer.

So sieht die aus dem Schützenhaus in Steinbach gestohlene Miniaturkanone aus. Sie ist eine Nachbildung der Kanone, die vor dem Pulverturm an der Frauenkirche steht.
So sieht die aus dem Schützenhaus in Steinbach gestohlene Miniaturkanone aus. Sie ist eine Nachbildung der Kanone, die vor dem Pulverturm an der Frauenkirche steht. © privat

Doch dem war offenbar nicht so, denn Kameraaufzeichnungen eines Nachbarn bestätigten: Das Paar, das mit zwei Autos gekommen war, und vor dem Verlassen der Kneipe noch einmal zur Toilette ging, hatte die Kanone unbemerkt durch den Hintereingang und über den Hof zu einem der Autos getragen und in den Kofferraum geladen. "Leider sind die Aufnahmen sehr undeutlich, sodass keine Details wie das Kennzeichen zu sehen sind."

Siegmar Bunk ärgert sich über den Verlust - immerhin schädigen die Diebe ja nicht den Pächter oder den Schützenverein, sondern ihm selbst. Der 91-Jährige ist Eigentümer der Kanone, denn er hat sie komplett selbst bezahlt. Mathias Krüger vom Schützenverein bestätigt das. Er will seinem betagten Vereinskollegen nun helfen, die Kanone zu finden. "Wir appellieren an die Diebe, dass sie die Kanone wieder zurückgeben." Vielleicht, so die Hoffnung, habe auch jemand die Kanone irgendwo gesehen und kann Hinweise dazu geben. Das Rohr der Kanone besteht aus Bronze oder Messing, die Lafette aus Holz. Sie lasse sich problemlos von einer kräftigen Person tragen, erzählt Krüger.

Siegmar Bunk versichert, dass niemand belangt werden soll, wenn die Kanone wieder auftaucht. "Wir wollen sie einfach nur wiederhaben."

Wer Hinweise zum Verbleib der Kanone geben kann, kann dies per E-Mail tun: [email protected] Die Kanone selbst kann in der Gärtnerei Bunk, Altnossener Straße 17, zurückgegeben werden.