Dresden
Merken

Abriss aller Dresdner Wartehäuschen steht bevor

Sämtliche alte Dresdner Wartehäuschen werden abgerissen. Jetzt steht der Zeitplan, wann und wo die von Stararchitekt Norman Foster erdachten Unterstände aufgebaut werden.

Von Dirk Hein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Solche von Architekt Norman Foster gestalteten neuen Wartehäuschen werden ab Anfang 2023 in Dresden aufgestellt.
Solche von Architekt Norman Foster gestalteten neuen Wartehäuschen werden ab Anfang 2023 in Dresden aufgestellt. © Montag: PR/Wall GmbH

Dresden. Sämtliche etwa 850 Unterstellmöglichkeiten an ÖPNV-Haltestellen werden in Dresden Anfang 2023 abgebaut. Hintergrund ist die im April nach monatelangem Streit erfolgte Neuausschreibung der Werbekonzessionen, zum Beispiel für Großplakate, aber eben auch an den Unterstellmöglichkeiten. Vertraglich geregelt, müssen alle alten Unterstände entfernt werden. So soll ein einheitliches Erscheinungsbild gesichert werden. Jetzt ist klar, wann es losgeht und wie lange der Austausch dauern wird.

Wann erfolgt der Start?

Momentan bereiten laut Auskunft aus dem Rathaus "das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung, das Straßen- und Tiefbauamt, das Amt für Stadtplanung und Mobilität und die Dresdner Verkehrsbetriebe in enger Abstimmung den Umbau vor". Für den Austausch der Fahrgastunterstände sollen nach Möglichkeit die Zeitfenster genutzt werden, in denen Linien oder einzelne Haltestellen wegen geplanter Bauarbeiten ohnehin gesperrt oder beeinträchtigt sind.

So will die Stadt mehrmalige Behinderungen an derselben Stelle vermeiden. Derzeit werden alle bestehenden Wartehäuschen gemeinsam mit der Wall GmbH vor Ort begutachtet. Dabei sollen "bauliche und genehmigungsrechtliche Fragen geklärt werden".

Fest steht bereits, dass der Startschuss für die insgesamt 850 neuen Wartehäuschen am Pirnaischen Platz fallen soll. Im ersten Quartal 2023 werden dort vier der neuen Wartehäuschen aufgebaut - die Stadt baut an dieser Stelle gerade am Promenadenring. Schon seit dem 29. August wird die Ringstraße zwischen Wilsdruffer Straße und Kreuzstraße zu einer Fußgängerzone umgebaut. Im Rahmen dieser Arbeiten werden die neuen Häuschen aufgestellt.

Nach dieser Vorgabe wird der Pirnaische Platz umgestaltet. In der Grafik ist noch ein altes Wartehäschen zu sehen.
Nach dieser Vorgabe wird der Pirnaische Platz umgestaltet. In der Grafik ist noch ein altes Wartehäschen zu sehen. © Marcus Kalusche
Diese Wartehäuschen prägten viele Jahre die Stadt, sie werden ab 2023 Stück für Stück verschrottet.
Diese Wartehäuschen prägten viele Jahre die Stadt, sie werden ab 2023 Stück für Stück verschrottet. © Christian Juppe

Wie lange dauert der Austausch insgesamt?

Nachdem die ersten vier Unterstellmöglichkeiten stehen, will sich das Rathaus Stück für Stück an weitere Standorte wagen. Dabei soll fast immer gewartet werden, bis vor Ort ohnehin Bauarbeiten anstehen. Im Wesentlichen soll der komplette Umbau bis Ende Juni 2024 abgeschlossen sein.

Einige wenige Haltestellen werden laut Auskunft aus dem Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung "abgestimmt auf geplante Straßenbaumaßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben". Der Umbau einer Haltestelle mit Demontage der alten Konstruktion, Bodenarbeiten und Neubau dauert etwa 14 Tage.

Werden die Haltestellen begrünt?

Möglichst viele der neuen Fahrgastunterstände sollen nach dem Willen der Stadträte begrünt werden. Auch dazu gibt es einen neuen Sachstand. Insgesamt werden laut Rathaus an rund 150 Haltestellen die Unterstände mit einem Gründach ausgestattet.

Dazu wird auf dem Dach eine Edelstahlwanne verbaut, die eine verdeckte Entwässerung enthält. Innerhalb der Einfassung erfolgt dann ein mehrschichtiger Aufbau der Dachbegrünung mit einem fruchtbaren Substrat und einem Regenwasserreservoir. Nur so kann sich die geplante Bepflanzung optimal entwickeln. Wo genau die "grünen" Haltestellen entstehen, wird noch geplant.

Die Installation von Fotovoltaikanlagen ist derzeit nicht vorgesehen, kann aber noch nachgerüstet werden.

Neben den Wartehäuschen werden auch die Werbevitrinen digital. Im Laufe des kommenden Jahres sollen zunächst 70 digitale Bildschirme, sogenannte City-Light-Poster, an den sichtbarsten und frequenzstärksten Standorten in zentralen Innenstadtlagen aufgestellt werden. Beide Elemente wurden durch den britischen Star-Architekten Lord Norman Foster geplant. Dieser hatte bereits bei der Restaurierung des Dresdner Hauptbahnhofes die Zügel in der Hand.

Müssen die Dresdner im Regen stehen?

Im April 2021 beschloss der Stadt den Abriss der DVB-Wartehäuschen. Ein Jahr lang wurde dann im Stadtrat darüber diskutiert, wer die neuen Unterstände aufbauen darf. Lange wurde versucht, die alten Wartehäuschen zu erhalten. Zum einen hätte Dresden dadurch eine Menge Geld sparen können. Zum anderen spielten Umweltaspekte eine Rolle. Zudem war unklar, ob die neu verhandelten Werbeeinnahmen in Höhe von 2,3 Millionen Euro tatsächlich genug sind.

Der Rat diskutierte darüber so lange, dass die Bindefrist der eingegangenen Angebote drohte abzulaufen. Danach hätte nicht nur komplett neu verhandelt werden müssen. , Da der Abriss der alten Haltestellenhäuschen schon beschlossen war, hätten die Dresdner im Regen gestanden. In letzter Minute einigte sich der Rat jedoch. Weil mit der Wall GmbH der gleichen Anbieter die neuen und auch die alten Unterstände bauen und betreiben wird, sind zudem keine langen Wartezeiten zwischen Abriss und Neubau zu befürchten.