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Dresdner Weihnachtsmärkte: Helfer dringend gesucht

Die wichtigsten Märkte des Jahres brauchen dringend personelle Unterstützung. Am Montag können Interessierte herausfinden, ob ein passender Job auf einem Weihnachtsmarkt in Dresden für sie dabei ist.

Von Kay Haufe
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Im vorigen Jahr war der Striezelmarkt schon aufgebaut, konnte aber nicht stattfinden. Dieses Jahr soll er nicht unter Personalproblemen leiden.
Im vorigen Jahr war der Striezelmarkt schon aufgebaut, konnte aber nicht stattfinden. Dieses Jahr soll er nicht unter Personalproblemen leiden. © Christian Juppe

Dresden. Noch ist der Titel nur ein heimlicher, aber Dresden arbeitet hart daran, Deutschlands Weihnachtshauptstadt zu sein. Größte Strahlkraft hat dafür der Striezelmarkt, aber es gibt noch zahlreiche andere Weihnachtsmärkte, auf denen Dresdner und Gäste im Advent gern bummeln. Nach zwei Jahren ohne Glühwein und Lichterfreude sehnen sich viele wieder nach einem Besuch auf einem der Weihnachtsmärkte. Doch deren Betreiber haben ein ernsthaftes Problem: Weil Händlern, Herstellern und Gastronomen Personal fehlt, müssen einige die Teilnahme absagen. Zwei Monate vor Nikolaus wird für die Märkte händeringend Unterstützung gesucht.

Dutzende Händler sagen Teilnahme ab

Wie dramatisch die Situation ist, erklärt Frederic Günther, Geschäftsführer des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller: "Ich weiß von mindestens zehn Händlern und Herstellern, dass sie nicht an Weihnachtsmärkten teilnehmen können, weil sie kein Verkaufspersonal finden." Er selbst führt ein Familienunternehmen in Seiffen. "Wenn ich selbst verkaufe, kann ich nichts herstellen, aber die Nachfrage ist so groß, dass ich und meine Kollegen bis zum 24. Dezember an der Maschine stehen müssen. Wir sind auf Personal angewiesen." Derzeit erhalte er zahlreiche Anrufe aus ganz Deutschland mit der Bitte, dass er und Kollegen auf große Weihnachtmärkte kommen sollen. Aber das sei nicht darstellbar.

Ähnlich schwierig schätzt Holger Zastrow die Situation ein, der mit einem Partner den Augustusmarkt auf der Hauptstraße betreibt. "Wir hatten schon vor Corona das Problem, Verkäufer zu finden, aber die Pandemie hat als Brandbeschleuniger gewirkt. Viele sind nach zwei Jahren ohne Weihnachtsmärkte in andere Bereiche abgewandert." 15 Händler hätten ihm aufgrund fehlender Helfer schon abgesagt.

Heiko Meyer, der Vorsitzende des Dresdner Händlerverbandes erklärt, dass viele Studierende, die über viele Jahre ausgeholfen haben, ihr Studium inzwischen beendet haben. "Wir müssen dringend neu akquirieren."

Jobbörse für verschiedene Arbeiten und Einsatzzeiten

Die Vorbereitung der Weihnachtsmärkte laufe auf Hochtouren, sagt Robert Franke, der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. An ihn hätten sich Betreiber und Händler mit der Bitte um Unterstützung gewandt. "Wir kennen das Personalproblem und wollen jetzt aktiver an einer Lösung arbeiten."

Deshalb soll es am kommenden Montag, dem 10. Oktober, von 11.30 bis 15.30 Uhr eine Jobbörse im Foyer des World Trade Centers geben. Dort stellen rund 20 Händler interessierten Bürgern die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten auf den Märkten vor. Angesprochen seien vor allem Studierende, Schüler, Senioren, aber auch Arbeitssuchende.

Deshalb hat Franke die Arbeitsagentur Dresden mit ins Boot geholt. "Weihnachten in Dresden ist eine Marke, es ist selbstverständlich, dass wir mithelfen", sagt Ronny Beck, der operative Geschäftsführer. Zwar lege die Arbeitsagentur Wert auf langfristige Beschäftigungsperspektiven für die Arbeitslosen. "Doch die Arbeit auf einem der Märkte kann ein erster Schritt dazu sein und eine Chance."

Manche Menschen hätten eine Scheu, lange Bewerbungen zu schreiben. Für die sei so eine Jobbörse das passende Angebot, wo sie alles Wichtige erfragen könnten. "Wir haben 6.000 offene Stellen in Dresden, allein 400 im Verkauf und 400 im Hotel- und Gaststättengewerbe."

Diese Herren werben für die Jobbörse (v. l.): Frederic Günther, Geschäftsführer Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, Ronny Beck von der Agentur für Arbeit Dresden, Holger Zastrow, Geschäftsführer Plan de Saxe GmbH, Robert Frank
Diese Herren werben für die Jobbörse (v. l.): Frederic Günther, Geschäftsführer Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, Ronny Beck von der Agentur für Arbeit Dresden, Holger Zastrow, Geschäftsführer Plan de Saxe GmbH, Robert Frank © Sven Ellger

Unterschiedliche Anforderungen je nach Branche

Gesucht werden Mitarbeiter in vielen Bereichen. "Im Verkauf ist es natürlich wichtig, gern mit den Kunden zu sprechen und sie zu beraten", sagt Frederic Günther. Dafür werde man die Interessenten einarbeiten, meist schon beim Aufbau der Stände. Daneben stelle für manchen das digitale Kassensystem eine Herausforderung dar, aber auch das sei eine Übungsfrage. "Es wäre für unsere Produkte natürlich schön, wenn die Bewerber eine Verbindung zum Erzgebirge hätten." Da die Buden meist von 10 bis 20 Uhr geöffnet seien, werde in Schichten gearbeitet.

Holger Zastrow sagt, dass er nicht jeden nehme. "Die Leute müssen eine gute Einstellung haben und was können." Ihm nutze kein Bewerber, der elf Uhr anfangen und 17 Uhr wieder aufhören will. "Ein mehrfacher Wechsel am Tag ist eine Katastrophe für ein kleines Unternehmen." Im Verkauf müsse auch zwingend Deutsch gesprochen werden, während für das Stapeln der Feuerkörbe auf dem Augustusmarkt keine Sprachkenntnisse nötig seien.

Konkret würden in den Bereichen Koch und Küchenkräfte, Reinigung, Fahrdienst und Transport sowie Warenannahme und Verkauf gesucht, sagt Robert Franke.

Unterschiedliche Bezahlmodelle

Die Dresdner Märkte leiden darunter, dass sich viel mehr Händler melden, die Glühwein-, Bratwurst- oder andere Gastrostände betreiben wollen, aber nur wenige Produzenten wie beispielsweise Glasbläser. "Um diese dennoch zu bekommen, zahlen sie bei uns nur wenig oder gar keine Standgebühren, während die anderen diese mit ausgleichen müssen", sagt Holger Zastrow.

Das bestätigt Robert Franke auch für den Striezelmarkt, wo man Sortimentsklassen habe. "Für den Erzgebirgsbereich haben wir noch freie Stände, während der Foodbereich längst voll ist." Das gleiche man dieses Jahr durch etwas weniger Buden aus. Standen 2019 noch 233 Hütten auf dem Markt, werden es dieses Jahr 217 sein. Zastrow spricht sogar davon, dass er manchen Händlern eine Umsatzbeteiligung anbieten müsse, damit sie überhaupt kommen.

Die Bezahlung für die Bewerber ist unterschiedlich geregelt. Manche erhalten ein Festgehalt, das durch Boni aufgestockt werden kann, andere werden nach Stunden bezahlt. Auf jeden Fall gibt es Mindestlohn. Dazu sowie zu Fragen über Zuverdienstgrenzen können sich die Interessenten bei der Jobbörse informieren.