Dresden. Aufregung um die häufig kritisierten Verträge für die Nutzung des Rudolf-Harbig-Stadions durch die SG Dynamo Dresden. Der derzeitige Geschäftsführer Enrico Kabus fürchtet, Dynamo komme auf absehbare Zeit nicht mehr in die 2. Bundesliga - wenn die Stadt nicht weiter einen Zuschuss zum Stadion zahlt.
Denn dieser Zuschuss sei im Haushalt der Stadt für die kommende Saison nicht mehr eingeplant. Das hat offenbar aber einen anderen Grund als der befürchtete Spar-Plan der Stadt.
Die Miete, die Dynamo für das Stadion zahlt, ist deutlicher über dem Durchschnitt als bei anderen Vereinen. Fünf Millionen Euro, wenn der Verein in der zweiten Liga spielt und 3,2 Millionen Euro, wenn er wie derzeit in der dritten Liga ist. Dazu kommen Abgaben fürs Catering und einiges mehr.
Seit 2015 zahlt Dresden dem Verein 1,5 Millionen Euro dazu - egal, ob in der zweiten oder in der dritten Liga. So hat es eine Mehrheit im Stadtrat beschlossen. Doch diese Summe wird von der Stadt ab der kommenden Saison nicht mehr eingeplant. Genau das moniert nun Geschäftsführer Kabus.
Dynamo hätte Antrag auf Vertragsverlängerung stellen müssen
Der Zuschuss wurde mal eingeführt, damit Dynamo in die Lage versetzt wird, eine marktgerechte Miete zu zahlen und sich auf das Hauptgeschäft konzentrieren kann, Fußball zu spielen und damit vernünftig zu wirtschaften.
Nach SZ-Informationen ist aber schlicht der Vertrag darüber zwischen der Stadt und dem Verein ausgelaufen. Dynamo hätte beantragen müssen, diesen zu verlängern und dies offenbar in den Wirren um den Geschäftsführerwechsel nicht getan. Die Stadt hat auch nicht groß nachgehakt und deshalb gebe es keine Grundlage mehr, den Vertrag weiterzuführen.
Deshalb gibt es nun mehrere Versuche, zu retten, was zu retten ist. Die Freien Wähler haben zuerst reagiert und einen Antrag eingebracht, die 1,5 Millionen Euro weiter als Zuschuss zur Miete an die Stadion Projektgesellschaft zu zahlen. Doch ganz so einfach geht es offenbar nicht. "Dafür wurde kein Deckungsvorschlag gemacht, damit ist der Antrag rechtswidrig", so Grünen-Stadtrat Michael Schmelich.
Entscheidung am Donnerstag
Nun werden andere Lösungen gesucht. "Leider mussten wir feststellen, dass die Stadtspitze einerseits und die Verantwortlichen von Dynamo andererseits bislang nicht in der Lage waren, sich auf eine Lösung des Problems zu verständigen", so Linke-Fraktionschef André Schollbach. "Jetzt müssen wir wieder einmal auf den letzten Metern die Kohlen aus dem Feuer holen."
Auch andere Fraktionen haben das Problem erkannt. Im Finanzausschuss am Montag wurde Geschmars Antrag abgelehnt. Stattdessen hat Schmelich den Antrag gestellt, als sogenannten Haushaltsbegleitbeschluss festzulegen, dass die Stadt den Vertrag mit Dynamo wie bisher aushandelt und damit das Geld auch 2021 fließt. Am Donnerstag soll der Stadtrat endgültig darüber entscheiden.
"Klar ist, dass das Problem gelöst werden muss", so FDP-Fraktionschef Holger Zastrow. Man arbeite an einer Lösung, möglichst gemeinsam mit den Fraktionen, die auch den gesamten Haushalt verhandelt haben, also Grüne, CDU, Linke, SPD und FDP.
"Und wir werden auch das Problem mit der einen Million für das Trainingszentrum lösen", verspricht Zastrow. Diese Summe sollte die Stadt für die gestiegenen Baukosten zusätzlich zuschießen, das wurde allerdings vom Stadtrat zunächst abgelehnt. "Im Haushalt wird das Geld dafür sein", so Zastrow.