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Dresden: Erneut Kahlschlag im Waldpark

Die Struktur des Waldparks Blasewitz wird sich verändern, sagt Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün. Er sieht darin aber auch Chancen.

Von Kay Haufe
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Auch große stattliche Bäume müssen in den nächsten Tagen im Waldpark Blasewitz fallen, weil sie nicht mehr verkehrssicher sind.
Auch große stattliche Bäume müssen in den nächsten Tagen im Waldpark Blasewitz fallen, weil sie nicht mehr verkehrssicher sind. © über Sächsische Zeitung,Stadtr

Dresden. Es tut vielen Dresdnern weh, wenn Bäume fallen müssen. Keiner weiß das besser als Jörg Lange, der für die Dresdner Grünflächenunterhaltung zuständig ist. "Wir bekommen viele Anrufe und Schreiben dazu", sagt er.

Im vorigen Winter vor allem zum Waldpark, als dort 750 Bäume gefällt wurden. Sie sind Opfer der Hitze der vergangenen Jahre geworden. Und sie waren nicht die letzten. 2020 starben dort weitere rund 350 Nadelbäume und 60 Laubbäume ab, insbesondere große und alte Buchen.

Ab Montag werden die Sägen wieder kreischen, wenn eine Spezialfirma mit den Arbeiten beginnt. Dann werden größere Areale des Waldparks abgesperrt und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

"Aus persönlicher Sicht ist es für mich erschreckend zu sehen, wie schnell der Klimawandel geht und welche gravierenden Folgen er hat", sagt Lange nachdenklich. Selbst große Exemplare, die sich über Jahrzehnte an die Bedingungen im Waldpark angepasst haben, sterben jetzt ab.

"Die schaffen es nicht, die drastischen Einschnitte im Grundwasserspiegel, der in den vergangenen drei Jahren um anderthalb Meter abgesunken ist, zu kompensieren", sagt der Abteilungseiter im Amt für Stadtgrün.

Vor allem ältere Kiefern sind es, die jetzt der Säge zum Opfer fallen. Von der langen Trockenheit gestresst, waren sie ein gefundenes Fressen für den Blauen Kieferprachtkäfer und den Kiefernborkenkäfer. "Sie hinterlassen definitiv Lücken im Bild des Waldparkes", sagt Lange.

Dresdens größte Parkanlage

15 Hektar umfasst der Waldpark und ist damit Dresdens größte städtische Parkanlage. "Sein Erhalt und seine Pflege haben für uns absolute Priorität. Auch deshalb, weil er ein Gartendenkmal ist."

Um die besten Ideen dafür zu finden, wie der Baumbestand erneuert werden kann, wurde ein Landschaftsarchitekturbüro mit einer "denkmalpflegerischen Zielstellung" beauftragt.

Lange rechnet im zweiten Quartal des Jahres mit Ergebnissen. Erste Neupflanzungen könnte es ab Ende des Jahres geben. Dafür will man sich auch für verschiedene Förderungen bewerben. Es ist aber auch Geld im aktuellen Doppelhaushalt dafür vorgesehen.

Auch große stattliche Bäume müssen in den nächsten Tagen fallen, weil sie nicht mehr verkehrssicher sind. Das lässt auch Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün nicht unberührt.
Auch große stattliche Bäume müssen in den nächsten Tagen fallen, weil sie nicht mehr verkehrssicher sind. Das lässt auch Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün nicht unberührt. © René Meinig

"Aber wir warten nicht einfach ab, sondern informieren uns natürlich auch selbst, welche Baumarten sich eigenen würden, wo größere Exemplare stehen sollen oder wo wir mit Aufforstungen arbeiten können. Die sind deutlich günstiger", erklärt Lange.

"Bestimmte Gehölze, aber auch Tierarten wird im Park nicht mehr geben"

Dabei arbeite man auch mit verschiedenen Interessensgruppen zusammen, unter anderem mit einer, die den Vogelschutz im Park besonders im Blick hat. "Wir haben die Fällungen auch extra vor die Hauptbrutzeit gelegt, obwohl man im Wald das ganze Jahr über arbeiten dürfte."

Für Lange ist klar, dass sich die Struktur des Waldparkes durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Fällungen ändern wird. "Bestimmte Gehölze, vor allem bestimmte Nadelbäume, aber auch Tierarten wird es darin künftig nicht mehr geben. Denn oft reicht ein Grad Erwärmung aus, dass sie mit den Bedingungen nicht mehr zurechtkommen", ist der 56-Jährige überzeugt.

Sein Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für den Waldpark so zu gestalten, dass der auch in den kommenden Jahrzehnten ein Erholungsort für die Dresdner bleibt, mit gesundem Baumbestand, unter dem die Spaziergänger Schatten finden.

"In der jetzigen Situation liegt ja auch eine Chance. Die Natur ist anpassungsfähiger, als wir es annehmen. Wir müssen uns dafür allerdings von liebgewonnen Baumarten verabschieden und dafür Neue entdecken."

Neue Bäume für historischen Standorte

Auch im Helfenberger Park fallen ab Montag sieben Bäume. Die Ulmen, Kirschen und Birken sind ebenfalls aufgrund der Trockenheit der vergangenen Sommer abgestorben.

Weil sie zusammenzubrechen drohen, werden sie jetzt gefällt. Bei den anderen Bäumen handelt es sich um Wildwüchse, die die vorhandenen Altbäume bedrängen, informiert die Stadt.

Sie sollen im denkmalgeschützten Park aber bereits im Herbst dieses Jahres durch sechs neue Bäume ersetzt werden, die auf historisch belegte Standorte kommen. Es handelt sich dabei um Linde, Robinie, Scheinzypresse und Apfel.

Wer Fragen zu Baumfällungen hat, kann sich an das Umweltamt wenden, das zuständig ist für die Erteilung von Fällgenehmigungen auf privaten Grundstücken im Stadtgebiet von Dresden. Fällungen sind nur im Zeitraum vom 1. Oktober bis 28. Februar erlaubt.

Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft ist zuständig für alle Fragen rund um Planung, Pflege und Verkehrssicherheit der Straßenbäume im öffentlichen Verkehrsraum sowie für die Bäume in Park- und Grünanlagen.

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