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Neues Kraftwerk hilft Dresden im Falle eines Blackouts

Im Dresdner Stadtteil Reick wurde ein neues Kraftwerk in Betrieb genommen. Die Anlage ist schwarzstartfähig, könnte nach einem Blackout das Stromnetz wiederherstellen.

Von Dirk Hein
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In Dresden-Reick ging ein neues Kraftwerk der Sachsen-Energie in Betrieb.
In Dresden-Reick ging ein neues Kraftwerk der Sachsen-Energie in Betrieb. © Sachsen-Energie/Killig

Dresden. Bisher bestand das Innovationskraftwerk Dresden-Reick aus einem Heizkraftwerk, das mit Erdgas oder leichtem Heizöl betrieben wird, mehreren Wärmespeichern und einer Fotovoltaikanlage sowie einem Batteriespeicher. Ergänzt wird das jetzt durch ein neues Kraftwerk.

Die Anfang Dezember in Betrieb genommene Anlage ist via Fernwärme-Schnittstelle an das zentrale Fernheiznetz der Stadt angebunden – ein entscheidender Punkt, soll doch die Gasmotoren-Anlage künftig Strom und gleichzeitig Wärme produzieren. Das neue Kraftwerk leistet laut Sachsen-Energie einen "Ausgleich zur nicht genau planbaren Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien."

Dank hohem Wirkungsgrad und moderner Abgasreinigungsanlagen liefert es eine deutlich sauberere Energie – jährlich werden mit der Gasmotorentechnologie gegenüber herkömmlichen Werken rund 80.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Wichtig: Die volle Leistung kann innerhalb von fünf Minuten oder weniger nach dem Anfahren erreicht werden, die Motoren können sich in weniger als 30 Sekunden mit dem Netz synchronisieren, um einen sofortigen Ausgleich zu ermöglichen. Dies ist sowohl für eine sichere Energieversorgung wichtig, als auch für die stärkere Integration erneuerbarer Energien, da deren unterschiedliche Verfügbarkeit abgefedert werden kann.

Hilfe im Notfall

Die Anlage wurde vor der Übergabe mehrere Wochen ausgiebig getestet, um ihre Zuverlässigkeit und Leistung zu überprüfen. Acht Gasmotoren, die das Herzstück bilden, sorgen nun für einen deutlichen Leistungszuwachs: Die Anlage erzeugt 94 Megawatt Strom und 84 Megawatt Wärme, zudem ist sie schwarzstart-fähig. Das bedeutet: Im Falle eines großflächigen Stromausfalls kann das Werk unabhängig vom Stromnetz wieder hochfahren und helfen, die Stromversorgung zügig wiederherzustellen.

Dieses besondere Leistungsmerkmal wird in Zukunft weiter in Testfällen überprüft. So ein Stromausfall ist laut Experten extrem unwahrscheinlich. Dresden erarbeitet dennoch Konzepte zur besseren Blackout-Vorsorge.

Für die Sachsen-Energie stellt die neue Anlage ein wichtiges Puzzleteil für die neue Ausrichtung des Versorgers dar: "Dank dieser Technik produzieren wir fast minutengenau immer dann, wenn es nötig wird: Wenn Schwankungen in der Verfügbarkeit der erneuerbaren Energiequellen zusätzliche Kraftwerksleistung erfordern", sagt Rutger Kretschmer, Bereichsleiter Kraft & Wärme beim Energiedienstleister Sachsen-Energie.

Die neue Anlage sei eine wichtige Brückentechnologie "zu einer in Zukunft angestrebten klimaneutralen und vollständig regenerativen Energieversorgung – heute noch betrieben mit Erdgas, in Zukunft auch mit Wasserstoff." Im Winter kann die Anlage etwa ein Viertel des Dresdner Wärmebedarfs decken. Der Grundstein für das neue Kraftwerk wurde im Frühjahr 2020 gelegt. Die Sachsen-Energie investierte rund 95 Millionen Euro für die neue Anlage, die von der finnischen Firma Wärtsilä gebaut wurde und zukünftig gewartet wird.