Dresden
Merken

Fan-Bus in Dresden: Schlangestehen für Depeche Mode

Mit einer Fan-Aktion wird das neue Album "Memento Mori" von Depeche Mode in Dresden zelebriert. Hunderte Menschen standen Schlange, um Merchandise-Artikel zu ergattern - darunter eingefleischte Fans.

Von Juliane Just
 4 Min.
Teilen
Folgen
Hunderte Menschen reihten sich vor dem Doppeldecker-Bus ein, um Merchandise vom neuen Depeche-Mode-Album "Memento Mori" in Dresden zu ergattern.
Hunderte Menschen reihten sich vor dem Doppeldecker-Bus ein, um Merchandise vom neuen Depeche-Mode-Album "Memento Mori" in Dresden zu ergattern. © Marion Doering

Dresden. Mit stolzer Brust und stoischer Ruhe steht er da - seit geschlagenen drei Stunden. Marcel Bolz hat an diesem Samstag alles gegeben, um die Pole Position am Doppeldecker-Bus der britischen Band Depeche Mode zu ergattern. Dafür ist er extra aus Limbach-Oberfrohna angereist. Das neue Album seiner Lieblingsband namens "Memento Mori" ist gerade einmal einen Tag jung.

Der Doppeldecker-Bus, der neben Dresden in sieben anderen deutschen Städten Halt macht, ist vollgestopft mit Merchandise-Artikel zum neuen Album - Shirts, Tragetaschen, Kassetten. Doch Marcel Bolz will nur eines: Die rote Vinyl-Platte. Er ist seit über 30 Jahren Sammler der edlen Stücke. "Ich habe Depeche Mode 1991 zum ersten Mal gehört und mich verliebt", sagt er.

Die Liebe geht sogar so weit, dass mittlerweile sein ganz Körper übersät ist mit Tattoos seiner Lieblingsband. Eine ganz besondere Rarität baumelt um seinen Hals: der Ring von Sänger Dave Gahan. "Ich war damals in Interlaken auf einem Konzert und wollte auf die Bühne stürmen. Die Security hielt mich auf und brachte mich Backstage. Dort stand Dave Gahan und wir haben uns zehn Minuten unterhalten", schwärmt er. An diesem Tag bekam er den Ring, seither trägt er ihn immer bei sich.

Marcel Bolz aus Limbach-Oberfrohna ist ein eingefleischter Fan der Band Depeche Mode und stand für den ersten Platz am Doppeldecker-Bus drei Stunden früher an. Sein Körper ist übersät mit zahlreichen Tattoos der Band.
Marcel Bolz aus Limbach-Oberfrohna ist ein eingefleischter Fan der Band Depeche Mode und stand für den ersten Platz am Doppeldecker-Bus drei Stunden früher an. Sein Körper ist übersät mit zahlreichen Tattoos der Band. © Marion Doering
Diesen Ring von Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan trägt Marcel Bolz immer um den Hals. Er bekam ihn 1991 von dem Sänger und hält ihn seither in Ehren.
Diesen Ring von Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan trägt Marcel Bolz immer um den Hals. Er bekam ihn 1991 von dem Sänger und hält ihn seither in Ehren. © Marion Doering
Frank Swierza ist Veranstalter der Record-Release-Party im Stromwerk, die Samstagabend stattfindet. "Die neue Platte und die anstehende Tour elektrisieren die Leute", sagt er.
Frank Swierza ist Veranstalter der Record-Release-Party im Stromwerk, die Samstagabend stattfindet. "Die neue Platte und die anstehende Tour elektrisieren die Leute", sagt er. © Marion Doering
Kaum waren die Türen des Doppeldecker-Busses von Depeche Mode geöffnet, startete die Jagd nach den Merchandise-Artikeln.
Kaum waren die Türen des Doppeldecker-Busses von Depeche Mode geöffnet, startete die Jagd nach den Merchandise-Artikeln. © Marion Doering
Drei Generationen Depeche-Mode-Fans: York Walter mit Tochter Cindy Kloß und dem zehn Wochen alten Enkelchen. Seit 40 Jahren ist York Walter Fan und hat die Liebe seiner Tochter "vererbt".
Drei Generationen Depeche-Mode-Fans: York Walter mit Tochter Cindy Kloß und dem zehn Wochen alten Enkelchen. Seit 40 Jahren ist York Walter Fan und hat die Liebe seiner Tochter "vererbt". © Marion Doering

Letztes Album von Depeche Mode?

Für das neue Album steht er sich nun mit seiner Lebensgefährtin und ihrer Tochter die Beine in den Bauch. "Es hat ewig gedauert, bis endlich ein neues Album kam. Vielleicht ist es das letzte", sagt er. Als die Kasse am Doppeldecker-Bus Punkt 18 Uhr öffnet, erweitert sich seine Depeche-Mode-Sammlung um eine rote Vinyl-S.

Und der Fan ist mit seiner Liebe zu Depeche Mode nicht allein. Songs wie "Just Can't Get Enough", "Enjoy the Silence" oder "People Are People" prägten eine ganze Generation von Jugendlichen, die sich am unverwechselbaren kreativen Elektronik-Sound zwischen Rock und Pop und den tiefgründigen Texten nicht satthören konnten und Depeche Mode zu einer der bekanntesten und wichtigsten Bands mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern machten.

Drei Generationen Depeche-Mode-Fans in Dresden

Einer, für den der Tag eigentlich schon gelaufen war, steht nicht weit weg. Am Nachmittag verlor Dynamo Dresden in der 3. Liga gegen Bayreuth 1:2. Kein guter Tag für Dynamo-Fans, für Depeche-Mode-Fans sehr wohl. Seit 1983 hört York Walter die Musik der britischen Band. Im Schlepptau hat er seine Tochter Cindy Kloß, die die Liebe zur britischen Band "geerbt" hat. In einem Tragegurt hat sie den jüngsten Fan dabei - gerade einmal zehn Wochen alt. Drei Generationen Depeche-Mode-Fans sind damit vor Ort.

Doch auch wenn York Walter gern ein paar Merchandise-Artikel ergattern will, ist er kein großer Fan des neuen Albums. "Es ist ein düsteres Album und eher ungewohnt", sagt der Fan. Beim ersten Mal hören habe ihn keines der Lieder vom Hocker gerissen.

"Memento Mori" heißt sinngemäß "sich der Sterblichkeit bewusst sein". Es ist eng verknüpft mit dem plötzlichen Tod des Mitbegründers Andrew Fletcher, genannt Fletch. "Ich bin genauso alt wie die Bandmitglieder. Dass das Leben zu Ende geht, ist irgendwie auch für mich Thema", sagt York Walter.

"Wir wollen das Album zelebrieren"

Es gibt sicher zahlreiche Fans am Kraftwerk Mitte, die das anders sehen. Frank Swierza zum Beispiel, der für Samstagabend eine Record-Release-Party mit 850 Gästen im Stromwerk eingerührt hat. "Wir freuen uns als Veranstalter, dass wir den Doppeldeckerbus vor der Tür haben", sagt er und outet sich mit dem Tragebeutel des neuen Albums als Fan.

Einen Tag zuvor habe er schon eine Party in Berlin veranstaltet, auch dort stand der Bus in der Nähe. "Die Partys machen wir aus Liebe zu Depeche Mode", sagt er. Auch Sommer- und Winterlounges mit Hits der Lieblingsband veranstaltet er in Dresden mit einem Freund.

"Wir wollen das neue Album zelebrieren. Sechs Jahre hat es gedauert und nun besteht die Band nur noch aus zwei Musikern", sagt er. Er nennt die Bandmitglieder beim Vornamen, kennt das Veröffentlichungsjahr jeder Platte aus dem Effeff. "Niemand hätte gedacht, dass noch eine Platte, geschweige denn eine Tour kommt. Für die Leute ist das elektrisierend", sagt er. Das Album sei emotional, stimmig und sehr gut abgemischt, schwärmt Swierza.