Dresden
Merken

Filmgalerie Phase IV in Dresdner Neustadt steht vor dem Aus

In der "Phase IV" auf der Königsbrücker Straße in Dresden können Filme noch als DVDs ausgeliehen werden. Doch trotz steigender Mitgliederzahlen ist der Verein offenbar pleite.

Von Dominique Bielmeier
 3 Min.
Teilen
Folgen
Die Filmgalerie Phase IV in Dresden-Neustadt ist bankrott. In Zeiten des Onlinestreamings fehle einfach Laufkundschaft.
Die Filmgalerie Phase IV in Dresden-Neustadt ist bankrott. In Zeiten des Onlinestreamings fehle einfach Laufkundschaft. © Anja Schneider (Archiv)

Dresden. Es ist einer der letzten analogen Filmverleiher in Dresden: die "Filmgalerie Phase IV" auf der Königsbrücker Straße in der Äußeren Neustadt. Seit Jahren behauptet sich die Filmothek mit Müh und Not im Streamingzeitalter, während der Pandemie wurden bestellte Filme sogar kurzerhand an Kunden ausgeliefert, weil das Geschäft geschlossen bleiben musste. Nun könnten dessen Türen bald für immer geschlossen bleiben.

Wie das Onlineportal "Neustadt-Geflüster" am Dienstag berichtet, ist der Filmverleiher bankrott. Das stehe bereits seit Beginn des Monats fest. "Bis November will der 2018 gegründete Verein noch kämpfen. Aber Überleben geht nur noch mithilfe von Außen", schreibt Autor Jakub Gawlik. Zitiert wird Mit-Inhaber Alexander Stark: "Die Online-Anbieter haben in der Krise zugelegt, das Verhalten der Leute hat sich auch massiv geändert." Kundschaft komme nur noch, wenn sie einen Film online nicht finden könne. "Erst dann fragen sie, ob wir das vielleicht haben."

Phase IV in Dresden ist "eines der größten Filmarchive Sachsens"

Eröffnet wurde die Filmgalerie von Sven Voigt im Jahr 2006, als es noch einige Videotheken in Dresden gab. Selbst Netflix, heute Streaming-Gigant, versendete Filme damals noch auf DVDs mit der Post. Über die Jahre wurden die Umsätze immer weniger, Anfang 2016 stand die Phase IV dann bereits einmal vor dem Aus. Ein Crowdfunding rettete die Filmgalerie damals. Im Jahr 2018 wurde schließlich der gemeinnützige Verein Phase IV e. V. gegründet, der den Filmverleiher seitdem betreibt.

Alexander Stark (l.) und Sven Voigt leiten die Filmgalerie Phase IV auf der Königsbrücker Straße 54 in Dresden.
Alexander Stark (l.) und Sven Voigt leiten die Filmgalerie Phase IV auf der Königsbrücker Straße 54 in Dresden. © Sven Ellger

Laut Website besitzt die Filmgalerie heute eine Sammlung von über 14.000 Titeln, "darunter zahlreiche Raritäten, die gar nicht oder nur schwer zu finden und auch nicht als Stream zu erwerben sind". Damit gehöre Phase IV zu den größten Filmarchiven Sachsens.

"Dieses Archiv stellen wir zahlreichen Kooperationspartnern für gemeinsame Projektarbeit zur Verfügung", heißt es weiter. Veranstaltet würden Film- und Diskussionsreihen, außerdem seien Filmschaffende zu Gast und führten Workshops zur Filmanalyse durch. Die Filmgalerie könne weiterhin als Veranstaltungsort gemietet werden.

Eine Mitgliedschaft kostete 10 Euro im Monat, wahlweise 15 Euro, dafür konnten jeden Tag zwei Filme über Nacht ausgeliehen werden. Nicht-Mitglieder zahlten eine Leihgebühr von 1,80 pro Film, über Nacht 3,20 Euro. Von diesem Geld wurden laut Neustadt-Geflüster Angestellte und Miete bezahlt sowie Veranstaltungen organisiert. Nie hat der Verein aber einen Überschuss mit diesem Modell erwirtschaftet, sondern am Ende eines jeden Jahres sei ein Finanzloch zu stopfen gewesen, sagt Alexander Stark laut Neustadt-Geflüster.

Nun steige die Mitgliederzahl zwar, aber die Laufkundschaft sei viel geringer geworden. "Wir machen jetzt 2.000 Euro Minus pro Monat", so Stark. Am Ende des Jahres sei das dieses Mal nicht mehr aufzuholen. Deshalb soll bereits im November Schluss sein, zumindest mit dem bisherigen Konzept.

Filmgalerie will nicht aufgeben

Ganz aufgeben will die Filmgalerie dennoch nicht. Laut Bericht seien die Honorarkräfte bereits reduziert auf zwei Halbtagsstellen und einen Minijobber, was kürzere Öffnungszeiten zur Folge habe. Der Verein wolle sich umstrukturieren - mehr hin zum soziokulturellen Zentrum mit Veranstaltungen und Filmworkshops.

Auch eine Finanzierung von außen wäre denkbar, zum Beispiel durch einen Paten. Außerdem freue man sich immer über Spenden, Fördergelder von der Stadt seien beantragt.