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Gegendemo zu Besuch von Björn Höcke in Dresden

Nicht nur AfD-Kandidat Jens Maier, auch Rechtsextremist Björn Höcke wird am Montag bei Pegida erwartet. Ein breites Bündnis hat zum Gegenprotest aufgerufen.

Von Dominique Bielmeier
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Am kommenden Montag, 13. September, wird Björn Höcke in Dresden auf einer Pegida-Kundgebung sprechen. Ein breites Bündnis stellt sich dem Besuch des AfD-Rechtsaußen entgegen.
Am kommenden Montag, 13. September, wird Björn Höcke in Dresden auf einer Pegida-Kundgebung sprechen. Ein breites Bündnis stellt sich dem Besuch des AfD-Rechtsaußen entgegen. © Archiv: Annette Riedl/dpa

Dresden. Das Nopegida-Bündnis ruft am kommenden Montag zu einem Protest gegen den Besuch von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke in Dresden auf. Die Gegendemo soll in Sicht- und Hörweite zu Pegida auf dem Wiener Platz stattfinden. Beginn der Kundgebung ist 18.30 Uhr, eine Zubringer-Demonstration aus der Neustadt startet um 17 Uhr im Alaunpark. Eingeladen wurde Höcke erneut von Pegida.

Rita Kunert von der Initiative "Herz statt Hetze", die die Gegendemo mitorganisiert hat, erklärt vorab: "Auch wenn an diesem Tag auf der Neustädter Seite mit dem 'Gastmahl für alle' bis in den früheren Abend ein Event stattfindet, das für Weltoffenheit und Toleranz steht, schauen wir nicht weg." Faschisten überlasse man keine Bühne, Antifaschismus sei Bürgerpflicht, auch in Wahlkampfzeiten. "Wir gehen davon aus, dass sich viele Dresdner:innen finden, die unserem Aufruf folgen, um lautstark ihren Unmut kundzutun. Auch Oberbürgermeister Hilbert hat sein Kommen angekündigt", schreibt Kunert weiter.

Der Aufruf zum Gegenprotest trägt rund 40 Unterschriften, unter anderem von mehreren Parteien, Vereinen wie dem Laubegast ist bunt e. V., der Banda Comunale, der Stiftung Frauenkirche, Mission Lifeline und der Seebrücke Dresden.

Das sagen die Unterzeichner des Demo-Aufrufs zum Besuch von Björn Höcke in Dresden:

Claus Dethleff, Laubegast ist Bunt e. V.:

"Am 13.9. ist wieder einer von diesen Tagen in Dresden, diesmal sogar ein besonders ereignisreicher. Es finden vier Veranstaltungen gleichzeitig statt, die im Grunde nichts miteinander zu tun haben. Oder doch. Beim Gastmahl 'Dresden isst bunt' treffen sich viele Menschen unterschiedlicher Kulturen. Das ist toll. In der Innenstadt findet eine Demonstration für Afghanistan statt, bei der viele Afghaninnen und Afghanen ihrer Hilflosigkeit und Verzweiflung Ausdruck verleihen werden und versuchen, ein Zeichen zu setzen. Das ist wichtig!

Und am Hauptbahnhof treffen sich alte Leute aus Deutschland und Nazis und jubeln einem, nein zwei Rechtsextremisten zu - Bernd Höcke [sic!] und Jens Maier. Zu den ersten beiden Veranstaltungen sollte man, zur vierten Veranstaltung des Tages, nämlich dem Gegenprotest gegen diese gefährliche, dumme und rassistische Deutschtümelei, MUSS man im Grunde gehen!"

Matthias Lüth, Vorsitzender der Jusos Dresden:

"Dresden darf kein Ort von rechter Hetze und Sammelpunkt für Querdenker:innen sein. Gerade in der aktuellen pandemischen Lage zeigt sich, wie sehr dieses Gedankengut unserer Gesellschaft schadet. An einem Tag, an dem Björn Höcke seine rechte Hetze in Dresden verbreitet, darf niemand zu Hause bleiben! Wir müssen alle raus auf die Straße, um für die Erhaltung unserer Demokratie zu kämpfen!"

Dörte Drechsler, "Herz statt Hetze":

"'Dass sich in Sachsen und Dresden wieder ein Klima der Ausgrenzung und Gewaltbereitschaft ausbreitet, beschämt uns. Entschlossen stellen wir uns Brandstiftern, Gewalttätigen und Populisten entgegen. Wir sehen nicht weg.' Dieses Versprechen gaben 2016 unter dem Aufruf 'Was uns eint' Vertreter:innen aus Politik, Kultur, Religion, Wissenschaft und Wirtschaft. Tausende - so auch wir - unterzeichneten den Aufruf. Für uns war das kein leeres Versprechen. Deshalb stellen wir uns am 13.09.2021 Björn Höcke und seinem Gastgeber Pegida entgegen."

Katja Kipping, Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 159, DIE LINKE:

"Am 13. September, zwei Wochen vor der Bundestagswahl, soll der Faschist Björn Höcke in Dresden bei Pegida als Redner auftreten. Die Vermutung liegt nahe, dass es Höcke dabei um die Unterstützung des rechtsextremen Direktkandidaten der AfD in Dresden, Jens Maier, geht. Verwundern kann das nicht - aber man muss das auch nicht einfach hinnehmen. Nicht am 13. September und auch nicht am 26. September. Lasst uns an beiden Tagen ein deutliches Zeichen dafür setzen, dass Dresden es nicht verdient hat, als braune Hochburg Deutschlands zu gelten!"

Nicol Häntsch, Seebrücke Dresden:

"Für uns als Seebrücke ist eins klar: Wenn Nazis eine Bühne bekommen, ist ein unüberhörbares und unübersehbares 'Nein' der Zivilgesellschaft gefordert. Deshalb sind wir dabei."

Rasha Nasr, Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 159, SPD:

"Das ist unsere Stadt - und die lassen wir uns nicht von rechten Hetzern und Menschenhassern wie Höcke und Maier wegnehmen. Wenn Pegida am Montag diesen Faschisten den roten Teppich ausrollt, dann ist es unsere demokratische Pflicht, dagegen zu protestieren. Wir stehen für Menschlichkeit, Toleranz und Solidarität. Und das werden wir auch am Montag wieder zeigen."

Andreas H., "Nationalismus raus aus den Köpfen":

"Im Kooperationsgespräch mit Polizei und Behörde kam klar durch, dass man in großer Sorge ist, dass sich ein Protest wie am 17.02.2020 wiederholt. Es wurde angedroht, dass unsere Beschallungsanlagen während der Pegidaversammlung nur für Ordnungsdurchsagen genutzt werden dürfen. Wir zweifeln aber nicht daran, dass die Menschen trotzdem laut sein werden."

Kassem Taher Saleh, Bundestagskandidat für den Wahlkreis 159, Bündnis 90/Die Grünen:

"Wenn sich am Montag der rechtsextreme Björn Höcke zu Pegida gesellt und für Jens Maier Wahlkampf betreibt, zeigt die AfD einmal mehr ihr wahres Gesicht einer geschichtsvergessenen, rassistischen und rechtsextremen Partei, die das Grundgesetz und die darin verankerte unantastbare Würde des Menschen mit den Füßen tritt. Dresden ist nicht Pegida, Dresden ist bunt. Wir haben hier eine Gesellschaft mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, die das täglich beweist. In einer Demokratie, die die Würde des Menschen als Leitbild ihres Handelns sieht, muss Antirassismus und Antifaschismus Zentrum unseres Handelns sein. Das werden wir am Montag gemeinsam auf die Straßen Dresdens bringen."

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Der Demo-Aufruf im Wortlaut:

"Schon lange wird den menschenverachtenden und hasserfüllten Reden von Pegida eine Bühne vor schöner Kulisse im Herzen von Dresden beinahe unwidersprochen überlassen. Dabei hat Pegida nicht nur zur Vernetzung und Radikalisierung der rechten Szene in Sachsen beigetragen. Das aggressive Auftreten und der Hass, der von faschistischen Akteur:innen permanent verbreitet wird, hat in seiner Konsequenz tödliche Folgen. Das wissen wir nicht erst seit Hanau, Halle oder dem NSU.

Am 13. September kommt jetzt Björn Höcke erneut nach Dresden zu Pegida. Der Björn Höcke, dessen Aussagen vor Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus nur so triefen. Der Björn Höcke, der aus Überzeugung die Sprache der Nationalsozialist:innen übernimmt und für Deutschland 'nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit', sondern 'auch eine tausendjährige Zukunft' fordert. Der Björn Höcke, der in seiner Dresdner Rede das Holcaust-Mahnmal in Berlin als 'Denkmal der Schande' bezeichnete. Der Björn Höcke, der inzwischen sogar schon vom defizitären und sonst wenig effizient vorgehenden Verfassungsschutz beobachtet wird.

Wir als Demokrat:innen treten dem Hass mit aller Entschlossenheit entgegen! Wir schauen nicht weg! Faschist:innen dürfen wir nicht die Bühne überlassen, denn Antifaschismus ist Bürger:innenpflicht! Bringt Eure Familien, Freund:innen und Nachbar:innen mit und lasst uns entschlossen sein! Lasst uns gemeinsam laut Pegida widersprechen und für unsere Demokratie einstehen! Es muss heißen: Alle zusammen gegen den Faschismus! Wir sehen uns am Montag, dem 13. September, um 18.30 Uhr auf dem Wiener Platz in Dresden."

Die Liste der Erstunterzeichner:

  • Afropa e.V.
  • Atticus e.V.
  • Ausländerrat Dresden e.V.
  • Banda Comunale
  • Bündnis 90/ Die Grünen Dresden
  • Dresden für Alle e.V.
  • Dresden Nazifrei
  • DGB Region Dresden – Oberes Elbtal
  • Erhebet eure Herzen Gerede e.V. | Verein für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt
  • Grüne Jugend Dresden
  • Grundgesetz Ultras
  • Herz statt Hetze
  • HOPE - fight racism
  • Jusos in der SPD Dresden
  • Kreisverband Dresden BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
  • Laubegast ist bunt
  • Linksjugend Dresden
  • MISSION LIFELINE
  • Nationalismus raus aus den Köpfen
  • Referat WHAT beim Stura TU Dresden
  • Sächsische Bibliotheksgesellschaft
  • Sächsischer Flüchtlingsrat
  • Sebastian Krumbiegel
  • Seebrücke Dresden
  • SPD Dresden
  • Stadtverband Die Linke Dresden
  • Stiftung Frauenkirche Dresden
  • STURA HfBK Dresden
  • StuRa HTW Dresden
  • Team ToleranzNaKlar
  • Tolerave e.V.
  • Ver.di
  • Volt Dresden
  • VVN BdA, Region Dresden
  • Willkommen in Löbtau
  • zickzack-kollektiv / kolle-mate
  • ZSK
  • ZIVD e.V. - Zentrum Interkulturelle Verständigung Dresden
  • Ökumenisches Informationszentrum e.V.